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VDI 2035 ist keine Lotterie

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Jäger: Bei jeder Heizungsanlage stellt sich früher oder später die Füllwasser-Frage: Enthärtung, Entsalzung oder gar nichts? Eigentlich nennt die VDI 2035 klare Vorgaben. Und dennoch stellt sich die Umsetzung als ein Balance-Akt heraus. Gerätehersteller, Komponentenanbieter und die Produktlieferanten der Wasseraufbereitung – irgendwie haben alle andere Vorstellungen vom Heizungswasser. Wäre es nicht besser, ein einziges Verfahren vorzuschreiben?

von Oelhafen: Die grundsätzliche Diskussion ist so alt wie die VDI 2035 selbst. Die Richtlinie spricht von Kalk- und/oder Korrosionsschutz. Dazu werden Grenzwerte angegeben. Aber wie und was genau zu erfüllen ist, bleibt genereller Diskussionspunkt. Welches Verfahren das richtige ist, sollte von Fall zu Fall geprüft werden. Dabei kommt es zunächst auf die ursprüngliche Beschaffenheit des Leitungswassers an.

Jäger: Also müssten Heizungsmonteure vor jedem Befüllen die Wasserbeschaffenheit laborseitig exakt ermitteln. Das ist doch etwas viel verlangt und ganz sicher nicht praxisnah. Gibt es über die Richtlinie hinaus nicht auch eindeutige Vorgaben der Hersteller von Heizkesseln?

von Oelhafen: Das wäre wünschenswert. Denn schließlich sind es die Gerätehersteller, die bei einer unsachgemäßen Befüllung im Schadensfall meist keine Gewährleistung mehr bieten. Leider ist von der Heizungsindustrie keine klare, einheitliche Aussage zu bekommen. Jeder Hersteller legt die Regel ein Stück anders aus. Nachfragen bei einigen Kesselherstellern zeichnen da ein vielseitiges Bild, was genau eigentlich vom Handwerk erwartet wird (siehe Beitrag ab Seite 40). Da wird die Befüllung zum Lotteriespiel.

Jäger: Einheitliche Aussagen würden es dem Handwerk einfacher machen und vor allem Rechtssicherheit bieten. Es scheint so, als sei die VDI 2035 bloß der kleinste gemeinsame Nenner, und jeder nutzt den Auslegungsspielraum ein Stück weit anders. Wäre es für Hersteller nicht sinnvoll, Wasseranalysen und darauf zugeschnitten Vorschläge zur Aufbereitung anzubieten?

von Oelhafen: Der Kessel ist nur ein Teil des Heizsystems. Segmente wie Rohrleitungen, Armaturen oder Heizungspumpen sind ebenso einzubeziehen. Damit bleibt die Verantwortung beim Fachbetrieb als Anlagenersteller.

Jäger: Apropos Heizungspumpen: Aktuell wird der Austausch von alten Pumpen gegen Hocheffizienzpumpen gefördert. Nur, neue Pumpen und altes Heizungswasser, das passt doch irgendwie nicht besonders gut zusammen, oder?

von Oelhafen: Die Pumpenhersteller erwarten ebenfalls VDI-konformes Heizungswasser. Streng genommen fällt der Pumpentausch damit weder schnell noch günstig aus. Um möglichen Schäden vorzubeugen, müsste eine Aufbereitung vorgesehen werden – und je nach Situation zusätzlich noch ein Magnetitfilter. Wenn das berücksichtigt wird, ist der Pumpentausch trotz Förderung keine günstige Maßnahme mehr. Aber jetzt erklär das mal Endkunden ...

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