Unser SHK-Handwerk hat zweifelsfrei hervorragende Perspektiven. Mit Energie, Umwelt, Gesundheit und Hygiene haben wir Zukunftsthemen abonniert. Nur der Fachkräftemangel treibt vielen Handwerksunternehmern trotz der gefüllten Auftragsbücher dicke Sorgenfalten in die Stirn. Während die Zahl der SHK-Betriebe mit ca. 52000 seit 1996 nahezu konstant blieb, sank die Anzahl der Mitarbeiter von 470630 auf jetzt 346000. In Ballungsräumen zahlen Betriebe bereits Kopfgelder für den Wechsel von Kundendienst- und bauleitenden Monteuren.
Nachwuchs gibt es nur spärlich. Die Zahl der Auszubildenden hat sich seit 1996 von über 70000 auf 31492 mehr als halbiert. Auf jeden Betrieb kommen rechnerisch nur noch 0,67 Auszubildende und das über alle vier Lehrjahre hinweg. De facto bilden aber nur insgesamt 15106 Handwerksbetriebe Anlagenmechaniker aus – in der Regel zwei bis drei Lehrlinge. Obwohl nur ca. ein Drittel ausbilden, konnten beispielsweise in Baden-Württemberg und Bayern trotz Nachwuchswerbeaktionen 4500 offene Lehrstellen nicht besetzt werden.
Umso mehr ist man geneigt, die ca. 10000 Neuen, die jetzt erstmals angetreten sind, als Hoffnungsträger zu bezeichnen. Nun gilt es diese jungen Menschen für unsere Themen und unseren Beruf zu begeistern. Doch ist das im Rahmen des immer hektischer gewordenen Alltagsgeschäfts überhaupt noch möglich? Immer noch werden Azubis als Hilfskraft zur Bewältigung von stupiden Basisarbeiten oder zu Putzarbeiten über das normale Maß hinaus herangezogen. Und immer noch stehen die Lehrlinge viel zu oft neben den Gesellen und dürfen nur ausnahmsweise mal etwas selber machen. Dabei wurde ihnen in unseren Imagefilmen doch eine heile Berufswelt präsentiert, in der sie selbst Hand anlegen dürfen.
Klar, Lehrjahre sind auch heute keine Herrenjahre – aber die Lehrlinge wollen eine qualitativ gute Ausbildung. Zudem betreten die jungen Menschen mit Beginn ihrer Ausbildung eine für sie völlig neue Welt. Nicht jeder ist uneingeschränkt neugierig, motiviert oder von Schule oder Eltern gut vorbereitet. Viele Azubis wissen gar nicht, wie sie sich selbstständig strukturieren sollen, haben Defizite in den Grundrechenarten, in der Sprache oder private Probleme. So kommt es, dass laut ZDH-Statistik ein Viertel der Jugendlichen im Handwerk ihre Ausbildung abbrechen. All dies fordert von Ausbildern Einfühlungsvermögen und viel Engagement. Dennoch gelingt es immer mehr Betrieben, ihre Auszubildenden in vorbildlicher Manier zu begeistern, in den laufenden Betrieb zu integrieren und die Grundlage für den Verbleib in der Firma nach der Gesellenprüfung zu legen.
Beispielhaft ist eine Initiative der Berliner Innung. Um Hilfen und ein Unterstützungsnetzwerk anzubieten, führte sie eine zweitägige Einführungsveranstaltung für die frischen SHK-Azubis durch. Ziel ist es, den jungen Leuten Lust auf ihre Ausbildung zu machen, sie zu stärken und ihnen Unterstützung für Krisenzeiten anzubieten. Dadurch sollen auch Ausbildungsabbrüche verhindert werden. Ebenso beispielhaft ist eine Initiative der Geislinger Bad & Heizung AG. Dort werden die Lehrlinge betriebsübergreifend in der eigenen Nachwuchsakademie gefördert und auf den Umgang mit Kunden vorbereitet. Und der Fachverband Bayern bietet in diesem Jahr erstmals das Seminar „Vom Gesellen zum Ausbildergesellen“ an. Super Aktionen mit Beispielcharakter, die auch in anderen Regionen Deutschlands hilfreich sein können.
Die 35000 Betriebe, die derzeit nicht ausbilden, bitte ich noch einmal zu überlegen, ob sie im nächsten Jahr nicht doch einen Lehrling ausbilden und in die Zukunft investieren wollen. Den 15106 SHK-Betrieben, die bereits jetzt ausbilden, gratuliere ich dazu! Und lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn es mal nicht so ganz rund läuft. Viel Erfolg und ein glückliches Händchen bei der Integration Ihrer Neuen wünscht Ihnen
Ihr
Dirk Schlattmann
SBZ-Chefredakteur
und Handwerksmeister