Gute Vorsätze haben einen Haken: Die Haltbarkeit ist begrenzt. Was zum Jahreswechsel noch als edles Ziel unverrückbar im Raum stand, schleift der Alltag mühelos ab zu einem frommen Wunsch. Privat wie beruflich. Meist wird auch der Zeitpunkt für eine Zäsur verpasst. Dabei ist gerade der Beginn eines neuen Jahres eine ausgesprochen gute Gelegenheit, persönliches Denken und Handeln zu hinterfragen – vor allem mit Blick aufs Geschäft. Denn beruflicher Erfolg ist keine ökonomische Selbstverständlichkeit, er unterliegt gewissen Regeln. Eine davon lautet, das eigene Unternehmen permanent auf den Prüfstand zu stellen. Eine ordentliche Portion Patriotismus und der Glaube an das eigene handwerkliche Können funktionieren zwar mittelfristig, auf lange Sicht aber ist ein strategischer Ansatz unverzichtbar, um dauerhaft wirtschaftlich erfolgreich am Markt bestehen zu können.
Ganz nach der Losung „Wo stehe ich und wo will ich hin?“ lohnt es sich, die Sicht nach innen zu richten, um betriebliche Handlungen und organisatorische Abläufe auf Verbesserungspotenzial hin abzuklopfen. Mit etwas Abstand zum Arbeitsalltag lassen sich grundlegende Veränderungen in aktuellen und zukünftigen Belangen besser entwickeln. Dabei geht es ganz und gar nicht darum, unter den gegebenen Rahmenbedingungen nur die Kosten so weit wie möglich zu minimieren. Dieser Discounter-Ansatz führt allenfalls in eine Sackgasse, aber sonst nirgendwo hin. Ernsthafte unternehmerische Entscheidungen mit Tragweite zu treffen ist eine mutige und auch zunehmend komplexe Angelegenheit. Das braucht Zeit, die sollten Sie sich jetzt nehmen – bevor der Alltagssog Sie wieder voll erfasst. Schließlich ist jeder Betrieb ein Unikat, einzigartig, unverwechselbar. Um auf Kurs zu bleiben, braucht es deshalb mehr als universalgültige Ratschläge von außen, garniert mit ein paar philosophisch-klebrigen Kalenderblattsprüchen. Der einzige, der Ihre Firma in- und auswendig kennt und beurteilen kann, sind Sie. Es liegt in der Verantwortung eines jeden Geschäftsführers, nicht nur im Unternehmen zu arbeiten, sondern auch am Unternehmen.
Das wäre doch mal ein Vorsatz zum neuen Jahr, der das Einhalten wirklich lohnt: Schaffen Sie sich Freiraum, um Ihren Betrieb (noch) besser aufzustellen. Halten Sie einen Arbeitstag pro Quartal im Kalender offen. Um die Richtung, die Ihre Firma nimmt, zu prüfen und eventuell neu zu bestimmen. Oder nehmen Sie sich die Zeit, um mit scharfem Blick alte Das-haben-wir-schon-immer-so-gemacht-Zöpfe einer kritischen Betrachtung zu unterziehen.
Und abzuschneiden.
Das schmerzt gar nicht so sehr.
Ihr
Dennis Jäger
SBZ-Chefredakteur