Der Begriff Energiewende bedeutet mittlerweile vor allem eines: Wendig in der politischen Entscheidung und Umsetzung. Anders kann ich mir die gegenläufigen Strömungen nicht erklären, die derzeit den Heizungsmarkt bewegen. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel schnürt mit seinen Staatsbediensteten im Berliner Ministerium BMWi erfreulich viele Förderpakete, die mit Blick auf energieeffiziente Gebäude immer auch den Fokus auf moderne Heizungstechnik lenken. Zum Beispiel das Marktanreizprogramm MAP zum Ausbau der erneuerbaren Energien oder das Anreizprogramm Energieeffizienz APEE. In die Aufzählung reiht sich nahtlos das CO2-Gebäudesanierungsprogramm der Förderbank KfW ein. Voraussichtlich im Spätsommer soll zudem ein Programm zur Heizungsoptimierung anlaufen. Die Mittel stehen bereit, den CO2-Ausstoß zu reduzieren und die Anlageneffizienz zu steigern. Das Tor zur Energiewende ist damit aufgestoßen.
Aber das ist noch nicht alles. Denn diesen Förderimpulsen verleiht die jüngste Aktion aus dem Hause Gabriel einen weiteren positiven Schub: Die landesweite Kampagne des BMWi „Deutschland macht’s effizient“ setzt ein deutliches Ausrufezeichen hinter die Bemühungen der Bundesregierung, Verbraucher für das Thema Energieeffizienz im Haushalt zu gewinnen und damit für die Energiewende als Ganzes. Immer vorne mit dabei in der „bewusstseinserweiternden“ Ansprache: moderne Heizungstechnik. Zusammengefasst ergibt das ein ordentliches Bündel an Anreizen für Endkunden, das dem Heizungsmarkt in all seiner technischen Vielfalt gerecht wird, von der Wärmepumpe über Solarthermie und anderen erneuerbaren Energien bis hin zu effizienten Öl- und Gasbrennwertgeräten.
So weit, so gut für Handwerk und Heizungsindustrie. Dagegen passt in dieses Bild leider gar nicht hinein der jüngste Vorstoß aus dem Bundesministerium für Umwelt und Bau (BUB). Dort wurde ein Klimaschutzplan 2050 aufgestellt. Dieses Maßnahmenkatalog genannte Papier soll eine Art Fahrplan auf dem Weg zur Energiewende sein. Enthalten sind zwar vertretbare Punkte, aber es sieht unter anderem die „Einführung einer Nutzungspflicht für erneuerbare Energien zur Wärmebereitstellung im Gebäudebestand“ vor und den „Austausch fossil befeuerter Heizungen“. Diese Absichten verlaufen entgegengesetzt zur aktuellen Architektur der Förderprogramme. Die Wahlmöglichkeit des Energieerzeugers ersetzt eine beschränkende Verpflichtung.
Um das zu erreichen, will man „das Energiesteuergesetz dahingehend ändern, dass der Einsatz von fossilen Heizenergieträgern verteuert wird und daraus ein Anreiz zur Heizungsmodernisierung entsteht“. Kurz gesagt: Auf Öl und Gas soll in absehbarer Zeit verzichtet werden, zur Not durch hohen Druck über ordnungs- und finanzpolitische Regeln. Damit hat Gabriels Kabinettskollegin Barbara Hendricks unserer Branche (und dem Wirtschaftsminister) keinen Gefallen getan. Wer solche Absichten in den Raum stellt, der bewegt sich deutlich an den Bedürfnissen des Marktes vorbei – und verunsichert erneut Handwerk und Verbraucher. Denn es gibt bei der Wahl der Energieerzeuger kein Entweder-oder, es gibt nur ein Sowohl-als-auch. Einschränkungen sollten tabu sein. Sie wären ein falsches Signal.
Es nützt überhaupt nichts, wenn ein Minister „hüh“ schreit, während der andere „hott“ ruft. Leidtragende sind am Ende das SHK-Handwerk und die Verbraucher. Die Mammutaufgabe Energiewende benötigt einen Steuermann (ein Amt und eine Person), bei dem alle Fäden zusammenlaufen. Sonst geht es weiter wie bisher: Die Wendigkeit in der politischen Umsetzung der Energiewende findet kein Ende.
Ich wünsche Ihnen allseits gute Geschäfte
Dennis Jäger
SBZ-Chefredakteur