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Bauhaus sucht Schrauber

© Foto: Andreas Körner

Das Thema Baumärkte und die darin platzierten Markenprodukte sorgt nur noch vereinzelt für Aufregung und Protest. Einen kurzen Stopp beim Anfang November in Stuttgart neu errichteten Bauhaus konnte ich mir an einem leicht verregneten Samstagnachmittag dennoch nicht verkneifen. Zumal in großflächigen Anzeigen auch eine neue Bäderwelt beworben worden war. Überrascht hat es mich nicht, dass in breit gestreuten Prospekten und Flyern zahlreiche Markenprodukte zu Preisen angeboten wurden, die den Einkaufspreisen der Handwerksbetriebe ähneln. So standen beispielsweise die Grohe Eurodisc und die Hansgrohe Focus zum Preis von 39 Euro friedlich nebeneinander im Regal. Derartige Angebote machen den Handwerkern zwar nach wie vor zu schaffen, gehören aber leider schon zum Alltag.

Wesentlich bemerkenswerter dagegen war jedoch die eigentliche Badausstellung, die mitten im Baumarkt platziert war. Dort traf ich über 30 überwiegend hochklassige Kojen an, die den Wettbewerb zu den Ausstellungen in Handel und Handwerk nicht scheuen müssen. Zu sehen waren dort auch zwei hochpreisige Starck-X-Bäder mit Armaturen, WC, Bidet, Wanne, Dusche und Accessoires. Und das Zukunftsthema Best Ager wurde mit Markenbädern, von Keuco-Care-Reling und Stützgriffen komplettiert, eindrucksvoll in Szene gesetzt. Nicht nur diese willkürlich herausgegriffenen Hersteller haben in der neuen Badwelt ihr Zuhause gefunden. Alle namhaften Markenartikler von Duravit bis Villeroy & Boch und von Dornbracht bis Kludi gehören neben der allgegenwärtigen Bauhaus-Hausmarke „Camargue“ zum Ausstellungssortiment. Doch damit nicht genug: Der Slogan „Wir planen, koordinieren und montieren zum Festpreis“ kam an besagtem Samstag gut an. An den drei Service-Inseln informierten in blaue Handwerkerjacken gekleidete Fachberater zahlreiche interessierte Kunden und erstellten bei Bedarf auch gleich eine kostenlose 3D-Badplanung. Für die Montage sucht Bauhaus derzeit noch Handwerksbetriebe. Aktivitäten, wie die von Bauhaus gibt es mit unterschiedlichen Ausprägungen bundesweit. Kein Wunder, dass allein seit 2001 das Sanitärhandwerk laut der Arbeitsgemeinschaft Sanitärarmaturen (AGSI) im Armaturenbereich 5% verloren hat und heute mit 32 % gerade noch auf Baumarktniveau liegt. Klare Gewinner der Entwicklung sind, so die AGSI-Erhebung, Verbrauchermärkte, Discounter, Internet, Versandhandel.

Warum erzähle ich Ihnen das? Die Professionalität des Bauhaus-Auftrittes hat mich beeindruckt. Doch wir brauchen uns nicht zu verstecken. Ich bin davon überzeugt, dass Großhandel und Handwerk ein viel besseres Leistungspaket bieten können, als jeder Baumarkt. Dies bedarf jedoch eines engeren Schulterschlusses und einer wesentlich besseren Verzahnung der Aktivitäten und Aktionen von Handwerk und Großhandel. Die gemeinsamen Aktivitäten sollten schon bei der Kundenakquisition beginnen und bis zur gemeinsamen Auftragsabwicklung reichen. Ziel muss es sein, jeden Tag ein wenig besser zu werden. Ansonsten droht ein Stück des lukrativen Bereiches im gehobenen Segment vor der Wand über die Stationen Industrie, Großhandel, Baumarkt und Handwerk in den „vierstufigen Vertriebsweg“ abzuwandern. Und nur mit dem Schrauben lassen sich letztlich keine auskömmlichen Deckungsbeiträge erzielen.

Das meint zumindest

Ihr

Dirk Schlattmann
Handwerksmeister und
SBZ-Chefredakteur

Übrigens: Konkrete Vermarktungshilfen auf dem Weg zu mehr Umsatz finden Sie im SBZ-Fachteil „beraten ausstellen verkaufen“, der auf Seite 34 dieser SBZ beginnt.