Aufgrund der immer dichteren Bauweise, aber auch aus Gründen gestiegener Hygieneansprüche findet die mechanische Wohnungslüftung einen immer stärkeren Einzug in die Gebäudetechnik. Hinzu kommt, dass durch das wachsende Bedürfnis nach thermischer Behaglichkeit auch im Wohnhausbereich die Nachfrage nach Klimatisierungssystemen zunimmt. In der Vergangenheit wurden beide Techniken weitgehend ignoriert, weil man davon ausging, dass eine ausreichende Lüftung durch die Gebäudeundichtigkeiten und die Fenster gewährleistet ist und eine Kühlung von Wohngebäuden in Deutschland nicht erforderlich sei. Beide Gründe sind unter den heutigen Randbedingungen nicht mehr stichhaltig. Als SHK-Handwerker sollten Sie sich dieser wachsenden Nachfrage annehmen und folgendes Wissen:
- <b>Eine mechanische Lüftungsanlage ist energieeffizient:</b> Der bauliche Wärmeschutz ist heute so weit fortgeschritten, dass zusätzliche Aufwände hier sehr unwirtschaftlich sind. Die Lüftungswärmeverluste bleiben dabei aber gleich. Nur mechanische Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung oder Bedarfsregelung können den Energiebedarf für die Lüftung drastisch absenken. Die EnEV 2009 hat deshalb die bedarfsgeregelten Lüftungssysteme als minimale energetische Referenz eingeführt.
- <b>Eine mechanische Lüftungsanlage sorgt für hygienische Raumluftzustände: </b>Wegen der hohen Gebäudedichtigkeit häufen sich Beschwerden der Nutzer über schlechte Luft und Schimmel. Eine mechanische Lüftungsanlage sorgt für gute Raumluftzustände.
- <b>Eine mechanische Lüftungsanlage ist bequem:</b> Der Bewohner braucht sich über die notwendigen Lüftungsraten keine Gedanken mehr zu machen. Wer kann schon fünf bis sechs Mal am Tag eine Stoßlüftung über die Fenster durchführen, wie es von vielen Seiten oft gefordert wird?
- <b>Eine mechanische Lüftungsanlage sorgt für Lärmschutz:</b> Welchen Sinn machen Schallschutzfenster, die zum Lüften geöffnet werden müssen? Nur in Kombination mit mechanischen Lüftungssystemen sind Schallschutzfenster überhaupt sinnvoll.
- <b>Ein Klimasystem sorgt für angenehme Raumkonditionen:</b> Je nach Komfortansprüchen muss das jeweilige System ausgewählt werden. Die Kühlung über dem Boden (evtl. in Kombi mit Fußbodenheizung) ist nur bei geringen Kühllasten zu empfehlen. Grenzen werden auch durch die Raumluftfeuchtigkeit gesetzt. Wohnungslüftungsanlagen mit Kühlfunktion können auch nur geringe Raumlasten abführen. Meist können diese Anlagen die Luft aber zusätzlich entfeuchten, was an schwülheißen Tagen ein Vorteil ist. Die Leistungsfähigkeit beider Systeme ist jedoch beschränkt. Raumklimageräte sind leistungsfähig genug, um zu jeder Zeit und auch in kurzen Perioden angenehme Raumkonditionen (Temperatur und Feuchte) zu erreichen. Mit einer breiten Palette vom mobilen Gerät bis zum modernen VRF-System kann den unterschiedlichen Anforderungen Rechnung getragen werden.
- <b>Raumklimageräte können auch heizen:</b> Jede Wärmepumpe ist prinzipiell auch eine Kälteerzeuger und umgekehrt. Raumklimageräte können deshalb besonders im bivalenten Betrieb mit klassischen Wärmeerzeugern eine hohe Energieeffizienz bieten.
Die Gebäudetechnik ist heute sehr vielschichtig. Je nach bauphysikalischem Standard und Kundenwünschen sind unterschiedliche Systeme sinnvoll. Es gibt Geräte mit mehrfachen thermodynamischen Funktionen und Geräte, die jeweils nur eine Funktion erfüllen. Der Bauherr muss an dieser Stelle beraten werden, weil die Praxis gezeigt hat, dass dies der Architekt (meist) nicht leistet. Ein ideales Aufgabengebiet für das SHK-Handwerk also. Ich bin sicher, dass unabhängig vom Komfortgedanken schon allein aus den baulichen Anforderungen heraus künftig Lüftungs- und Klimasysteme verstärkt zum Einsatz kommen. Und damit Ihnen nicht schon bald die Luft ausgeht, sollten Sie sich bereits jetzt umgehend mit den verschiedenen Techniken beschäftigen und Ihre Kunden ganzheitlich beraten. Das meint zumindest
Ihr
Günther Mertz
Geschäftsführer des
Fachinstitut Gebäude-Klima e.V.