Es ist an der Zeit, sich mal so richtig aufzuregen. Der Dieselskandal, die Fußball-Nationalmannschaft, die Facebook-Datenaffäre, der laxe Umgang im Verfassungsschutz und natürlich die Medienschelte des FC Bayern – in den letzten Monaten haben Institutionen und Einrichtungen reichlich Vertrauen verspielt, verloren, zerstört. In all dem Getöse ist eine Meldung untergegangen, die meiner Auffassung nach durchaus ebenso erschreckend ist. Ich will Ihnen diesen Aufreger nicht vorenthalten: Deutsche Haushalte verbrauchen wieder mehr Energie fürs Wohnen – aller Einsparbemühungen zum Trotz.
Der Energieverbrauch von Privathaushalten für Raumwärme, Warmwasser, Beleuchtung oder Elektrogeräte ist im vergangenen Jahr abermals gestiegen. 2017 wurden dafür insgesamt 679 Milliarden Kilowattstunden genutzt, wie das Statistische Bundesamt Anfang Oktober mitteilte. Das sind rund 1,5 % mehr als im Jahr zuvor. Die Gründe sind vielschichtig. Den Löwenanteil aber macht die für das Heizen aufgewendete Energie aus – mehr als 70 % der Haushaltsenergie wird bekanntermaßen dafür aufgewendet.
Auf Warmwasser entfallen laut Statistik 14 % und auf Haushaltsgeräte 8,2 %. Den Bereich Kochen, Trocknen, Bügeln beziffern die Statistiker mit einem Anteil von 5,6 % am Gesamtenergieverbrauch der Privathaushalte. Beleuchtung liegt bei verschwindend geringen 1,5 %. Der Anstieg 2017 bestätigt leider den Trend der vergangenen Jahre. War der Energieverbrauch zwischen 2000 und 2014 noch deutlich zurückgegangen, nimmt er seitdem wieder stetig zu. Die Auswertung des Statistischen Bundesamts hat ergeben, dass der Heizenergieverbrauch seit 2010 um 2,1 % gestiegen ist. In diesem Zeitraum ist der Energieverbrauch pro Quadratmeter Wohnfläche zwar gesunken, aber dass der absolute Verbrauch dennoch anstieg, liegt dem Statistischen Bundesamt zufolge daran, dass die Bevölkerung im Zeitraum von 2010 bis 2017 um 3 % gewachsen ist. Außerdem stieg der Anteil von Ein- und Zwei-Personen-Haushalten, die im Vergleich zu Mehrpersonenhaushalten einen höheren Energiebedarf pro Kopf haben.
Unterm Strich bedeutet das: Die Umsetzung der Maßnahmen zur Effizienzsteigerung im Gebäudebestand und im Neubau schreitet nicht bloß im Schneckentempo voran. Nein, die Erfolge werden auch noch vom Bevölkerungswachstum aufgefressen! Das ist in meinen Augen der größte Aufreger 2018. Wenn Sie das auch so sehen, sagen Sie es den Politikern Ihres Vertrauens. Es wird höchste Zeit, dass sich daran etwas ändert, dass der politische Wille zur Energiewende endlich auch in der Gebäudetechnik konkret Gestalt annimmt und sichtbar wird. Und für Otto-Normal-Bürger bezahlbar bleibt.
Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit
Ihr
Dennis Jäger
SBZ-Chefredakteur