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Die Bombe aus Brüssel

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Vielleicht konnten die giftigen Quecksilberfunzeln der Eurokraten noch gerade so als schlechter Witz durchgehen, bei der Ökodesign- bzw. ErP-Richtlinie für Heizgeräte wird der Branche samt Endkunden das Lachen entgültig vergehen. Demnach muss bis September 2015 an jedem Heizgerät ein Produktlabel kleben, das eine Effizienzklasse von A+ bis G ausweist. Mit dem Aufkleber auf dem Kessel hört der Spaß aber nicht auf, denn Sie werden das zweifelhafte Vergnügen haben, aus den Effizienzklassen aller Einzelprodukte (Kessel, Puffer, Solarthermie) nach einem Bonussystem ein Package Label berechnen zu müssen. Details dazu finden Sie in unserem Dreiteiler ab Seite 68.

Die Verantwortung hierfür wurde komplett bei Handwerkern und Planern abgeladen. Sicher werden es Vollsortimenter noch auf die Reihe bringen, für ihr Angebot Listen oder eine App zu produzieren, mit der Handwerker das „Bonus-System“ bewältigen können. Spätestens aber bei gemischten Anlagen – es reicht ja ein Regler oder eine zusätzliche Wärmequelle von einem anderen Lieferanten – wird der Herstellersupport enden. Die Kombinationsmöglichkeiten steigen dann schnell ins Unermessliche. Besonders unangenehm: Dieser Aufwand fällt bereits zur Angebotserstellung an.

Nun bekommt der Kunde zwei Angebote für die Heizungssanierung seines Altbaus: ein teures mit Gas-Brennwert plus Solarthermie und ein billiges mit Luft-Wasser-­Wärmepumpe. Beide dürften nach dem derzeitigen Stand in der Effizienzklasse A+ landen. Während ein modernes Brennwertgerät durch die Skalierung der Effizienzklassen maximal ein A erreicht und mit Solaranlage wohl noch das A+, reicht bei Wärmepumpen schon eine Jahresarbeitszahl von etwas über 3 aus, um das begehrte A+ zu erhalten. Das erreichen auch Billiggeräte, vor allem wenn den Herstellern die Eigeneinstufung erlaubt ist. Wenn der Kunde die Angebote in der Hand hält, ist es zu spät – es sei denn, er hat schon in der Beratungsphase begriffen, dass das Effizienzlabel eigentlich nichts mit seinen späteren Heizkosten zu tun hat. Die EU will dem Vernehmen nach fossile Energieträger bewusst diskriminieren. Ziel sei es, dass Heizanlagen mindestens 15 % regenerative Anteile abdecken – egal, was es die Verbraucher am Schluss kostet. Immerhin sollen die Feinheiten des Labelings noch im Fluss sein. Ob sich dieses Bürokratiemonster noch bändigen lässt, ist aber zu bezweifeln.

Doch was ist da schief gelaufen? Dass den gesamten EU-Apparat ausschließlich Lobby- und Partikulärinteressen vorantreiben, ist heute wohl jedem klar. So drängt sich mir bei dieser antidemokratischen Veranstaltung immer mehr der Vergleich mit einer unheilbaren Geschlechtskrankheit auf. Auch diese kostet Zeit, Geld, Nerven und man muss sich jeden Tag damit herumschlagen, um nicht unterzugehen. Und so wird die ganze Chose bei allen Beteiligten noch für erheblichen Juckreiz sorgen.

Ihr

Uwe Bolz
SBZ-Redakteur und Verfahrensingenieur
bolz@sbz-online.de