Wann haben Sie sich zuletzt Gedanken gemacht über die Zukunft Ihrer Firma? Ich spreche mit dieser Frage weniger die thematischen Dauerbrenner Fachkräftesuche oder hohe Auslastung an. Sie als Handwerksunternehmer steuern auf einen anderen kritischen Punkt unvermeidlich zu: die Betriebsübergabe. Früher oder später stehen auch Sie vor der Entscheidung, wie es mit Ihrem Betrieb weitergehen soll. Ich bin der Meinung, dass die Variante „Laden einfach zusperren“ wirklich nur als allerletzte Möglichkeit in Betracht gezogen werden darf. Eine repräsentative Umfrage der SBZ (die sogenannte f.ma-Fachentscheider-Analyse aus dem Jahr 2017) hat dazu bedrückende Zahlen ans Licht gebracht. Gut ein Drittel aller antwortenden Unternehmer hat noch keine Vorstellung davon, wie es weitergehen könnte. Und etwa ein Viertel plant gar, den Betrieb ganz einzustellen. Ende, aus, vorbei.
Natürlich, selten gibt es einfache Lösungswege für die Überlegung, zu welchem Zeitpunkt, auf welche Weise und unter welchen Bedingungen Sie den Chefposten räumen wollen (oder gar sollten). Es handelt sich um ein komplexes Unterfangen. Selbst wenn ein potenzieller Nachfolger bereitsteht. Laut SBZ-Umfrage setzen aber immerhin gut 28 % der SHK-Unternehmer auf das klassische Modell Familiennachfolge. Das ist in meinen Augen ein durchaus positives Zeichen. Aber: Immer häufiger wollen die Unternehmerkinder ihren eigenen Weg gehen. Unter anderem aus diesem Grund sollte ein Eigentümer den Übergabeprozess früh angehen, vorausschauend planen und sich dafür auch viel Zeit nehmen.
Und dennoch, die Betriebsübergabe in der eigenen Familie bleibt eine der schwierigsten unternehmerischen Aufgaben. Noch dazu eine mit ungewissem Ausgang. In die Sach- und Fachfragen des Alltagsgeschäfts mischen sich plötzlich persönliche Befindlichkeiten hinein, unweigerlich knirscht es im Gebälk. Die Folge: Ein Gefühl der Unsicherheit zieht sich durch alle Ebenen des Betriebs, vom Azubi bis hoch in die Führungsspitze. Die Aussicht, dass der Fortbestand des Unternehmens auf der Kippe steht, kann das ganze Team zusätzlich lähmen. Das Qualitätsniveau sinkt, die Unzufriedenheit wächst. Das setzt eine Abwärtsspirale in Gang, an deren Ende eine gescheiterte Übergabe stehen kann. Mein Appell an Sie lautet deshalb: Lassen Sie es nicht so weit kommen, dass Ihr Lebenswerk sang- und klanglos untergeht. Scheuen Sie sich nicht, Rat und Tat von Außenstehenden einzuholen. Ihre Berufsorganisation hat dafür maßgeschneiderte Angebote, andere Handwerkerverbände ebenfalls.
Die SBZ hat mehrere Monate einen Unternehmenscoach begleitet, der über den Zeitraum von rund eineinhalb Jahren hinweg einen SHK-Fachbetrieb in genau diesem Thema intensiv unterstützt hat. In dem Zuge wurde auch gleich das ganze Unternehmen neu bzw. besser aufgestellt. Das gelang auf eine harmonische, ergebnisorientierte Art, wie sie bei Betriebsübergaben sonst eher selten anzutreffen ist. Die Erfahrungen habe ich in der SBZ-Story „Zum Leuchtturm-Betrieb gecoacht“ in dieser Ausgabe ab Seite 10 zusammengetragen. Weitere Denkanstöße liefert außerdem der Beitrag „Das Lebenswerk in neue Hände geben“ in der SBZ-Ausgabe 9 (Erscheinungstermin 1. Juni).
Natürlich läuft jede Unternehmensnachfolge anders ab. Aber das Ergebnis, das sollte doch immer gleich lauten, nämlich: ist gut gelungen!
Ich wünsche Ihnen gute Geschäfte,
Ihr
Dennis Jäger
SBZ-Chefredakteur