Der Staat macht es sich manchmal zu leicht – und dem SHK-Handwerk damit schwerer. Jüngstes Beispiel: der Klimaschutzplan 2050. Er stellt den Beitrag der deutschen Bundesregierung dar, um die globale Erderwärmung zu begrenzen. Das Maßnahmenpapier rüttelt an den Grundfesten der häuslichen Energieversorgung. Zwei Punkte darin sind bemerkenswert:
- Ab 2030 ist der Anteil erneuerbarer Energie schrittweise auszuweiten, die direkte Verbrennung fossiler Energieträger ist deutlich zu reduzieren.
- Bis 2050 soll eine Dekarbonisierung der gesamten Energieversorgung erfolgen. Heißt: Die Freisetzung von Kohlenstoffdioxid (CO<sub>2</sub>) soll unterbunden werden. Die Verbrennung von fossilem Heizöl und Erdgas ist demnach nicht mehr gewünscht.
Die konventionellen Energieträger werden politisch gewollt vom Thron gestoßen, das Zepter weitergereicht an die Wärmeerzeugung auf der Basis erneuerbarer Energien. Wärmepumpe, Pellets, Brennstoffzelle und Co. sollen ins erste Glied aufrücken. Ob das überhaupt möglich ist und in welchem Umfang, die Frage stellt sich nicht. Das halte ich für zu kurz gedacht vonseiten der Politik. Um die Dimensionen des geplanten Vorhabens einmal herauszuheben: Mit dem Klimaschutzplan 2050 steht die Identität unserer ganzen Branche auf dem Prüfstand.
Die Versuchung ist groß, sich zurückzulehnen und ins Feld zu führen, dass hier über Jahrzehnte gesprochen wird, bis es so weit ist – aber wenn dieser Wandel von Erfolg gekrönt sein soll, muss die Basis dafür schon heute gelegt werden! Der Tätigkeitsschwerpunkt im Heizungsbau wird sich verlagern, hin zu den regenerativen Heizungssystemen. Das Berufsbild erfährt eine deutliche Veränderung. Das sollte sich bereits in der Ausbildung zum Anlagenmechaniker SHK niederschlagen. Wo heute noch überwiegend an Gas- und Ölbrennwertgeräten herumgeschraubt wird, wäre es vorausschauend, in der Berufsschule wie im Betrieb verstärkt alternative Wärmeerzeuger in den Lehr- bzw. Ausbildungsplan aufzunehmen. Denn ich glaube nicht, dass Zusatzqualifikationen, etwa durch Schulungen der Heizungshersteller, allein ausreichen, um quantitativ und qualitativ den künftigen Bedarf an Know-how abzudecken bzw. aufzubauen.
Folgen für Angebot und Verkauf sind ebenfalls schon absehbar. Das SHK-Handwerk wird sich in den nächsten Jahren daran gewöhnen müssen, es zwangsläufig häufiger mit beratungs- und kostenintensiven Heizungsanlagen zu tun zu haben. Das ist leider noch lange nicht jedermanns Sache, aber unumgänglich. Hoffentlich sehen Endkunden das genauso. Sonst droht die Gefahr, dass sich der Klimaschutzplan ins Gegenteil verkehrt und noch weniger Heizungen als bisher modernisiert werden – aufgrund der zu hohen Kosten.
Der Klimaschutzplan 2050 sendet aber noch ein weiteres deutliches Signal: Ohne das qualifizierte SHK-Fachhandwerk kann die Energiewende nicht gelingen. Auf die Autoindustrie zum Beispiel ist in puncto Schadstoffausstoß-Reduzierung aktuell ja kein Verlass mehr.
Ich wünsche Ihnen gute Geschäfte, nicht nur beim Heizungstausch.
Ihr
Dennis Jäger
SBZ-Chefredakteur