Der Mangel an geeignetem Handwerker-Nachwuchs hat bedenkliche Ausmaße angenommen. Um mal ein Sprachbild mit Anleihen aus der Medizin zu bemühen: Aus einer schleichenden Erkrankung ist ein akuter Fall geworden. Nicht lebens- bzw. geschäftsbedrohend, aber doch mit gravierenden Auswirkungen auf den Arbeitsalltag. Es fehlen Hände, die mitarbeiten; Köpfe, die mitdenken. Die Not ist groß. Und sie wird noch größer: Es zeichnet sich eine deutliche Differenz ab zwischen erfahrenen Mitarbeitern, denen in den nächsten Jahren der Abschied in die Rente bevorsteht, und potenziellem SHK-Nachwuchs, um die Leerstellen mit Lehrstellen auszugleichen.
Wie das Statistische Bundesamt vermeldet, lag die Zahl der bundesweit neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im vergangenen Jahr im Handwerk insgesamt bei gerade 137 100. Das waren noch mal 0,2 % weniger als 2014. Die Statistiker führen diesen Umstand maßgeblich auf die demografische Entwicklung in der für die duale Ausbildung typischen Altersgruppe zurück, sowie auf eine höhere Studienneigung bei den Schulabsolventen mit Hochschulreife. Dem kann sich letztlich gerade die SHK-Branche nicht mehr entziehen.
Ich sage jetzt einfach, wie ich die Zahlen verstehe: Viele Schulabgänger haben noch nicht mal eine Ahnung von ihrem Berufsleben entwickelt und vom SHK-Handwerk schon gerade gar keine Vorstellung – oder eine eher negativ belastete. Dem stellt der Zentralverband SHK mit seinen Landesverbänden jetzt eine bundesweit einheitliche Kampagne zur Nachwuchswerbung entgegen. Der Titel: Zeit zu starten. Sie setzt an einem frühen Zeitpunkt der Meinungs- und Urteilsbildung junger Menschen an: wenn freiwillige oder verpflichtende Schulpraktika anstehen. Viele allgemeinbildende Schulen bieten in den oberen Klassen die Möglichkeit, durch ein Praktikum in einem Betrieb mehr über Berufe und die Arbeitswelt zu erfahren. In Haupt- und Realschulen findet es meist in der 8. oder 9. Klasse statt, in Gymnasien eventuell auch später. Diese Chance der beruflichen Orientierung sollen Innungsbetriebe nach dem Willen des ZVSHK ab jetzt für sich nutzen.
Die Kampagne beinhaltet vom Flyer über gelungene Imagefilme zu den vier SHK-Ausbildungsberufen bis hin zur Internetseite www.zeitzustarten.de viele Wege und Möglichkeiten, das Fachhandwerk als erste Adresse für einen Praktikumsplatz darzustellen und diese Botschaft an den jungen Mann bzw. an die junge Frau zu bringen – auch und vor allem in Schulen. Denn nachhaltiges Unternehmertum bezieht die Ausbildung mit ein.
Natürlich ist das vorab mit Aufwand verbunden. Aber es kann ja durchaus ein personeller „Hauptgewinn“ dabei herausspringen. Selbst, wenn sich Kandidaten als „Trostpreis“ oder gar als „Niete“ entpuppen: Die Erkenntnis bringt erst mal alle Beteiligten weiter. Das Praktikum dient somit als eine Art Vorfilter, beseitigt Unsicherheiten im fairen Umgang miteinander und erspart beiden Seiten eine drohende Enttäuschung im Ausbildungsernstfall.
Zeit zu starten, findet
Ihr
Dennis Jäger
SBZ-Chefredakteur