Schon mal von Präsentismus gehört? Nein?! Ich gehe jede Wette ein, er ist Ihnen bereits begegnet. Sie haben es selbst sogar schon gemacht. Wahrscheinlich mehrmals. Der Begriff meint nix anderes als: mit Erkrankung zur Arbeit gehen. Im Fachjargon der Arbeitspsychologie bzw. Arbeitsmedizin bezeichnet Präsentismus (von Präsenz: Anwesenheit) das Verhalten von Menschen, die trotz Krankheit am Arbeitsplatz sind. Entweder weil sie Angst haben, ihren Job zu verlieren (in Phasen schwächelnder Konjunktur), oder weil es einfach viel zu viel zu tun gibt. Das dürfte jedem SHK-Unternehmer jetzt bekannt vorkommen. An dieser Stelle möchte ich einmal deutlich sagen: Diese Einstellung mag oberflächlich betrachtet zwar aller Ehren wert sein. Aber sie schadet letztlich mehr, als sie nützt. Den Betroffenen, den Kollegen, dem ganzen Betrieb.
Die Mitarbeiter verordnen sich selbst Anwesenheitspflicht, aus Angst um den Arbeitsplatz. Das ist nicht wünschenswert. Denn trotz körperlicher Anwesenheit können sie nicht die volle Leistung erbringen. Die Produktivität sinkt, die Unfallgefahr steigt. Die durch körperliche und geistige Beeinträchtigungen negativ beeinflusste Konzentrationsfähigkeit führt zu mehr Fehlern, außerdem zieht sich der Heilungsprozess unnötig in die Länge. Darüber hinaus werden die Kollegen in Mitleidenschaft gezogen. Zum einen unmittelbar, wenn Ansteckungsgefahr besteht. Zum anderen drückt die Gegenwart des Angeschlagenen die Motivation der Belegschaft eher nach unten. Arbeitgeber wie Arbeitnehmer sind sich der Tatsache selten bewusst, dass die bloße Anwesenheit eines Erkrankten das Unternehmen teurer zu stehen kommt als das Auskurieren der Krankheit.
In diesen Zeiten des Konjunkturhochs in der SHK-Branche lässt sich unterm Strich sagen: Viele Menschen gefährden eher ihre Gesundheit als ihren Job. Aber das ist es nicht wert. Sie als Unternehmer und Chef tragen Verantwortung für die Gesundheit Ihres Personals (und natürlich für Ihre eigene).
Leider ist das Wissen rund um den Komplex „Personal gesund führen“ im Handwerk nicht überbordend ausgeprägt. Das wollen wir mit der SBZ ändern. Am 21. und 22. Juni findet in der FILharmonie in Filderstadt (bei Stuttgart) der Präventionskongress 2018 statt – erstmals mit Programminhalten, die exakt auf die Bedürfnisse von Handwerksbetrieben zugeschnitten sind. Ich lege Ihnen diese Veranstaltung ans Herz: www.praeventionskongress-2018.de.
Der „Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit“ steht am 21. Juni auf dem Programm, „Gefährdungsbeurteilung“ am 22. Juni. Beide Themen zielen darauf ab, das Personal – und damit die Fachkräfte Ihres Unternehmens – möglichst lange und gesund im Betrieb zu halten. Und das bei geringen Ausfallzeiten, Stichwort: betriebliches Gesundheitsmanagement (mehr dazu in dieser SBZ ab Seite 64: Nicht nur das Gehalt zählt; und ab Seite 66: Sonnencreme reicht nicht). Denn jeder Tag Krankheitsausfall kostet Handwerksunternehmer in der aktuell hervorragenden Auftragslage wesentlich mehr als die bloße Tatsache der Lohnfortzahlung. Das ist letztlich auch eine Form von Fachkräftemangel. Eine unnötig selbst verschuldete noch dazu.
Ich wünsche Ihnen gute Geschäfte
und gesunde Mitarbeiter, Ihr
Dennis Jäger
SBZ-Chefredakteur