Ganz gleich ob Automobilhersteller, Banken oder Versicherungen – alle stürzen sich in breit angelegten Werbekampagnen auf den Nachwuchs, die Fachkräfte von morgen. Den jungen Menschen wird in Hochglanzprospekten und Anzeigen der rote Teppich ausgerollt. Und das nicht ohne Grund. Die Zahl der Schulabgänger sinkt in den nächsten Jahren weiter. Für unsere SHK-Handwerke kommt erschwerend hinzu, dass das Gymnasium mittlerweile mehr oder weniger zur Regelschule geworden ist und diese Absolventen nur schwer dauerhaft für eine praktische Arbeit zu gewinnen sind. Der demografische Wandel, der damit einhergehende Fachkräftemangel und die zunehmende Weiße-Kragen-Mentalität werfen Schatten über unsere perspektivisch sehr gut aufgestellte Branche.
Es stellt sich die Frage, wie wir beim Wettstreit um die Nachwuchskräfte erfolgreich sein können. Zumal, wenn man im Wettbewerb mit vielen Berufen steht, die wesentlich besser bezahlt werden und zumindest auf den ersten Blick attraktiver wirken. Die Nachwuchskampagnen unserer Berufsorganisation sind ein Baustein zur Azubigewinnung, denn dort werden unsere Berufe von der schönsten Seite gezeigt. Die glanzvollen Werbeaussagen bergen jedoch die Gefahr, dass ein derart positives Bild vom Beruf des SHK-Anlagenmechanikers vermittelt wird, bei der die Realität nur schwer mithalten kann. In den meisten Betrieben ist eben nicht alles Friede, Freude, Sonnenschein. Und die eigentlichen Ausbilder, die Gesellen, stehen im Alltag mächtig unter Zeitdruck, sodass immer häufiger keine Zeit für Erklärungen und eine wirkliche Ausbildung bleibt. Zudem dürfen wir nicht außer Acht lassen, dass die Gesellen pädagogisch nicht geschult sind. Folge: Der Glanz unserer Berufe rund um die Themen Energie, Umwelt und Gesundheit ist schnell verflogen und immer mehr junge Menschen wandern desillusioniert wieder ab, wenn sie den Gesellenbrief in der Tasche haben. Insbesondere dieser hohen Abwandererqoute gilt es mehr denn je aktiv entgegenzuwirken.
Stellt sich die Frage, wie. Ein Patentrezept gibt es sicher nicht, es lohnt sich aber einmal über ein paar Dinge nachzudenken. Schon bei der Sichtung der potenziellen Auszubildenden gehts los.
1. Damit die Lehrstellen überhaupt noch besetzt werden, werden auch oft Kandidaten eingestellt, die aufgrund der schulischen oder persönlichen Voraussetzungen eigentlich nicht dazu prädestiniert sind, als eigenständiger Geselle den Mann zu stehen. Das erzeugt nur Frust und Reibung auf beiden Seiten. Da lieber mal nein sagen und wirklich nur geeignete Lehrlinge einstellen.
2. Überlassen Sie die Ausbildung nicht allein Ihren Gesellen. Sie sind der eigentliche Ausbilder. Und wenn der Chef sich um den Lehrling kümmert, ist das auch ein Zeichen von Wertschätzung, die den weiteren Weg des Auszubildenden beeinflusst.
3. Um Auszubildende und gute Fachkräfte zu halten, wird ein gutes Betriebsklima für den Erfolg eines Unternehmens an Stellenwert gewinnen. Der Kampf um qualifizierte Fachkräfte wird nicht an der nächsten gut ausgeleuchteten Plakatwand entschieden, sondern durch eine beidseitig akzeptierte, gerechte Entlohnung und nicht minder durch ein gutes Betriebsklima.
Vielleicht denken Sie einmal über die Ausbildung in Ihrem Betrieb nach, vielleicht gibt es ja auch bei Ihnen Dinge, die man noch verbessern kann. Oder warum läuft es bei Ihnen sehr gut? Was unternehmen Sie, damit die Gesellen bei Ihnen bleiben? Über Ihre Ideen und Anregungen rund um das Thema Ausbildung würde ich mich sehr freuen. Schicken Sie mir doch einfach eine Mail. Viel Erfolg, nicht nur rund um die Ausbildung, wünscht Ihnen bis dahin
Ihr
Dirk Schlattmann
SBZ-Chefredakteur und Handwerksmeister
schlattmann@sbz-online.de