Digitalisierung hin oder her, halten wir doch einfach mal fest: Die entscheidenden Tätigkeiten im SHK-Handwerk nimmt uns auch im 21. Jahrhundert kein Siliciumchip in einem Roboterarm ab. Im Gegenteil, der Ruf nach qualifiziertem menschlichem Nachwuchs schallt aktuell über alle Ebenen unserer Branche hinweg. Industrie, Großhandel und vor allem das Fachhandwerk suchen mehr denn je nach frischen, unverbrauchten Kräften. Der deutsche SHK-Markt ist in der besten Verfassung seit der Wiedervereinigung, die Auftragslage ist komfortabel gut. Aber: Mehr Hände könnten noch mehr Aufträge abwickeln. An genau diesem Punkt geht die Gleichung leider nicht auf. Es herrscht ein gravierender Mangel an Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich auf ihrem Lebensweg für einen handwerklichen Beruf entscheiden.
Ein Blick auf den Altersdurchschnitt des Personalstamms in einem typischen SHK-Handwerksbetrieb verschärft die Situation zusätzlich. Denn bei weitem wird nicht jeder Mit- oder Endfünfziger beim zu erwartenden Renteneintritt ersetzt werden. Der Mangel an Arbeitskräften dürfte perspektivisch eher zu- als abnehmen. Umso wichtiger ist es, dieser Spreizung bereits heute entgegenzuwirken.
Diese Entwicklung ist u. a. auf die staatlich bevorzugte Akademisierung der Schulabgänger zurückzuführen. Immer mehr Schüler durchs Abitur zu schieben und in ein Studium hineinzudrücken war und ist in meinen Augen ein großer Fehler. Umso wichtiger ist eine Nachwuchskampagne wie Zeit zu starten, initiiert vom Zentralverband SHK und seinen Landesverbänden. Sie holt junge Schüler bereits in den ersten Momenten ab, in denen sie per Praktikum mit der Arbeitswelt in Kontakt kommen. Und stellt die Berufe Anlagenmechaniker SHK, Behälter- und Apparatebauer, Klempner und Ofen- und Luftheizungsbauer attraktiv vor. Jede Innung, jeder Innungsbetrieb hat die Chance, diese Vorlage aufzunehmen und zu verwerten. Denn ein Praktikum im SHK-Handwerk ist für Unternehmen eine hervorragende Möglichkeit, Nachwuchs zu sichten und zu gewinnen. Es gibt allerdings einige Punkte zu beachten, damit aus den „Schnuppertagen“ eine dauerhafte Bindung wird. Wichtig ist zum Beispiel, Berührungsängste abzubauen – auf beiden Seiten. Wie dies gelingen kann und vieles mehr erläutert der aktuelle Beitrag auf Seite 56 in dieser Ausgabe. Er bildet den Auftakt zu einer neuen Serie in der SBZ, die das Thema Nachwuchs in SHK-Betrieben aus verschiedenen Blickwinkeln aufgreift und Ansatzpunkte bietet, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Manchmal scheitert ein beginnendes Ausbildungs- oder Praktikumsverhältnis zum Beispiel an Unsicherheiten im Umgang miteinander, das kann durchaus beide Seiten betreffen. Kuscheln, kuschen oder Karriere? – wie diese kritischen Punkte aufgelöst werden und was darüber hinaus wichtig ist für eine ergiebige Beziehung, das stellen wir in den kommenden SBZ-Ausgaben ausführlich vor. Nur wenn ein Miteinander stattfindet, Austausch und Geselligkeit, nur dann kann ein Handwerksbetrieb seinen Mitarbeitern mehr bieten als einen Arbeitsplatz. Nur so werden junge Menschen dauerhaft ans Unternehmen und an die Branche gebunden. Denn jeder Auszubildende ist wichtig.
Das findet zumindest
Ihr
Dennis Jäger
SBZ Chefredakteur