Selten zuvor charakterisierte der Begriff „stürmische Zeiten“ die weltpolitische und weltwirtschaftliche Situation so treffend wie heute. Die in ihrem Umfang noch nicht komplett abschätzbaren Folgen, der mit dem Platzen der Immobilienblase in den USA begonnenen Finanzkrise, scheinen wie ein Damoklesschwert über Menschen, Unternehmen und Märkten zu schweben. Ob die in großer Eile – und mit einem unverkennbaren Hang zum Aktionismus – auf internationaler Ebene beschlossenen gigantischen Rettungs- und Konjunkturprogramme für die dringend benötigte Renaissance des Vertrauens sorgen können, bleibt ungewiss. Im Moment fühle ich mich eher an die alte Börsenregel „Die Baisse* nährt die Baisse“ erinnert – und damit an die Gefahr einer sich selbst verstärkenden Negativ-Spirale.
Es klingt paradox, ist jedoch richtig: Die gegenwärtigen Turbulenzen zeigen drastisch die Schattenseiten der Globalisierung, bestätigen aber ebenso deutlich ihre Unumkehrbarkeit. Es gibt zu ihr schlicht keine Alternative – so unsicher und schwierig die aktuelle Phase sein mag. Deshalb muss für jedes Unternehmen das Prinzip gelten: Nicht in Panik verfallen, auf Kurs bleiben und die Hausaufgaben machen. In diese Empfehlung beziehe ich die Sanitärbranche ohne Einschränkung mit ein.
Dabei können die Bundesbürger als Beispiel dienen. Denn als fast schon sensationell ist das Ergebnis einer repräsentativen Blitzumfrage einzustufen, die das Forsa-Institut Mitte November 2008 im Auftrag der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) durchführte. Unser Dachverband wollte mit dieser spontanen Initiative in Erfahrung bringen, wie sich die Bürger mit Blick auf die aktuelle Finanzkrise bei geplanten Renovierungen bzw. Umbauten oder der Anschaffung größerer Einrichtungsgegenstände für ihr Haus bzw. ihre Wohnung verhalten.
Knapp 17 Millionen Deutsche ab 18 Jahre beabsichtigen bis 2010 derartige Investitionen. Schon das ist eine überraschend hohe Zahl. Das eigentliche Highlight liefern aber die folgenden Resultate: Nur 37 % dieser Gruppe wollen die Maßnahmen bzw. Käufe wegen der Krise für einige Monate oder länger zurückstellen. 63 % und damit 10,5 Millionen Bundesbürger dagegen beabsichtigen, so die Erhebung, ihre Investitionsvorhaben wie geplant umzusetzen. Dazu gehören laut Forsa vor allem Angestellte, Beamte, Selbstständige und Besserverdiener mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen ab 2000 Euro. Die Deutschen trotzen der Finanzkrise – dieses nicht zuletzt für den Badsektor ermutigende Fazit lässt sich daher aus einer Momentaufnahme ziehen, die für positive Schlagzeilen sorgen dürfte.
An konkretem Wachstumspotenzial, günstigen Perspektiven und attraktiven Themen herrscht in der bzw. für die Sanitärbranche wirklich kein Mangel. Sie werden, davon bin ich fest überzeugt, die gegenwärtig nicht wegzudiskutierenden (Konjunktur-)Probleme bei weitem überdauern. Industrie, Fachgroßhandel und Fachhandwerk haben daher jeden Grund, sich voll auf ihre Stärken zu konzentrieren und geschlossen zu agieren. Gerade in einer Phase besonderer Herausforderungen sind mehr statt weniger Gemeinsamkeit und damit vielleicht ein neues „Wir-Gefühl“ gefragt.
Daran nach Kräften mitzuwirken, zählte zu den wichtigsten Aufgaben meiner sechsjährigen Tätigkeit als VDS-Vorsitzender, die mit der Mitgliederversammlung Ende November in Berlin endete. Es war eine spannende, nie langweilige Zeit, auf die ich mit viel Freude und Dankbarkeit zurückblicke. Ich bleibe dabei: Deutschland ist Sanitär-Weltmeister. Es war und ist alle Mühen wert, den Titel mit Erfolg zu verteidigen.
Zahlreiche Spielgewinne wünscht auch Ihnen in dem Sinne Ihr
Fritz-Wilhelm Pahl
Geschäftsführender Gesellschafter
der Bette GmbH & Co. KG
* längere Phase sinkender Kurse