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Nicht so sexy, aber in Krisen­zeiten besser

Mittlerweile werden auch in den meisten Sanitär-Industriefirmen die letzten Überzeiten abgebaut oder die Regelarbeitszeit verkürzt. So haben Hersteller wie Grohe, Villeroy & Boch oder Keuco die Kurzarbeit eingeführt. Doch nicht der deutsche Markt, sondern drastische Umsatzrückgänge von 30 bis 50 % in Auslandsmärkten wie England, Spanien oder den USA erzwingen diese Maßnahmen. Im Inland schlägt sich der Sanitärbereich trotz des leichten Umsatzminus erfreulicherweise gut.

In wesentlich besserer Form präsentiert sich der Heizungsbereich. Im Ausland musste die Industrie zwar auch Federn lassen, aber im ersten Quartal legten die Hersteller auf dem deutschen Markt um satte 10% im Vergleich zum Vorjahr zu und dürften damit die Rückgänge im Ausland kompensiert haben. Erfreuliche Entwicklung: Der Trend geht zu immer höherwertigen und umsatzstärkeren Anlagen in Verbindung mit erneuerbaren Energien.

Der Gesetzgeber trägt mit immer neuen ­Anreizprogrammen und Verordnungen zum Erfolg der Heizungsbranche bei. So tritt zum 1. Oktober die neue Energieeinsparverordnung, die EnEV 2009, in Kraft. Neben besseren Dämmmaßnahmen werden auch höhere Ansprüche an die Anlagentechnik gestellt. Ob die vorgeschriebenen Nachrüstverpflichtungen (Austausch alter Heizkessel und Dämmung von Verteilungsleitungen und ­Armaturen) eingehalten werden, sollen die Bezirksschornsteinfeger im Rahmen der Feuerstättenschau überprüfen. Der SHK-Betrieb erstellt hierzu künftig eine Unternehmer­erklärung, die letztlich die Einhaltung der Verordnung attestiert (Informationen zur neuen EnEV ab Seite 72).

Ebenfalls mehr Geld in die Kassen der Handwerksbetriebe bringen dürfte die aktuell anstehende Novellierung der 1. Bundesimmissionsschutzverordnung. Nach dem jüngsten Entwurf, der noch durch Bundestag und Bundesrat muss, gelten künftig auch für die über 14 Millionen kleinen (Kamin-)Öfen Grenzwerte für Feinstaub und Kohlenmonoxid. Sollte die Messung nicht möglich sein oder die Werte nicht eingehalten werden, sieht die neue BImSchV u.a. den Einbau von Filtern oder die Stilllegung des Ofens vor. Und nun der Clou: Sofern der neue Kleinofen besonders emissionsarm ist, gibt es für den Einbau Fördergelder aus dem Marktanreizprogramm des Bundes für regenerative Energien. Bedingt durch die guten Rahmenbedingungen wandern die Aktivitäten der Handwerksbetriebe zunehmend in Richtung Heizung.

Soll diese Schere nicht noch weiter auseinandergehen, müssen sich die Hersteller, auch bei der Lobbyarbeit und herstellerübergreifende Branchenvermarktungsaktionen rund ums Bad, mächtig zulegen. Dem einzelnen Handwerksbetrieb ist es letztlich egal, womit er die Umsätze macht.

Dass die Produkte zahlreiche Ansätze für mehr Umsatz bieten, zeigen auch unsere ISH-Nachlesen. So rückte Duravit mit der „Schwitzhütte Inipi“ das Produktsegment der Saunen mit einer neuen Produktlösung mit echtem USP in den SHK-Fokus. Geberit hat in neue Produktvarianten und Vermarktungsansätze rund um das Dusch-WC investiert. Villeroy & Boch brachte mit Omnia GreenGain ein WC mit 3,5-, bzw. 2-Liter-Spültechnik um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Das SHK-Handwerk wird zwar von den Auswirkungen der Krise nicht ganz verschont bleiben. Aber trotzdem sehe ich außergewöhnlich gute Perspektiven für unsere Geschäftsfelder. Freuen wir uns also, dass wir in der SHK-Branche arbeiten! SHK ist nicht so sexy, wie einst die Banken- oder Automobilbranche, aber dafür viel, viel krisenresistenter. Davon überzeugt ist zumindest

Ihr

Dirk Schlattmann
Handwerksmeister und
SBZ-Chefredakteur