Bruttopreise werden sinken: Es ist nur eine kleine Meldung auf Seite 7 in dieser SBZ-Ausgabe, die diese Überschrift trägt. Aber in der Folge dürfte die ganze Branche ordentlich durchgerüttelt werden – von der Industrie über den Großhandel bis zum Handwerk. Aber der Reihe nach. Das ist passiert: Hansgrohe hat angekündigt, für das kommende Jahr 2020 die Listenpreise massiv abzusenken. In gut informierten Kreisen ist von durchschnittlich 30 % die Rede.
Dahinter steckt das taktische Kalkül, Preisvergleiche fairer zu gestalten. Fachhandwerker kennen die Gesprächssituation, nahezu jeder hat sie mit seinen Kunden bereits erlebt: die Diskussion über die großen Preisspannen von Produkten in bzw. aus unserem Markt (also der Fachschiene) gegenüber anderen Kommunikations- und Vertriebskanälen, sprich Internet. Auslöser ist fast immer der Umstand, dass z. B. Onlineshops deutliche Rabatte ausweisen, auf den Bruttopreis wohlgemerkt, um arglose Verbraucher zu ködern.
Der, nennen wir ihn diplomatisch: gut informierte Endkunde führt dann letztlich dazu, dass die Querfinanzierung handwerklicher Leistungen über Produktaufschläge zunehmend infrage gestellt wird.
Sie als Handwerksunternehmer wissen es, der Großhandel weiß es und die Industrie auch: Die Bruttopreislisten kommen doch eh nie zur Anwendung, Sie kaufen für Ihren Betrieb ja tatsächlich weit unter den Angaben ein. Es handelt sich um Mondpreise. Man möge mir den Ausdruck verzeihen, aber mir fällt keine treffendere Bezeichnung ein.
Damit räumt jetzt ein großer Hersteller in unserer Branche auf. Und das ist gut so. Denn gerade die Rabattspreizung war der Türöffner, der es Onlineanbietern erst ermöglichte, sich gegenüber Endkunden finanziell attraktiver darzustellen. Die anderen Vorteile der Fachschiene – Qualitätsprodukte, Liefertreue, Wissen um die Installation und Übernahme der Gewährleistung – blieben dabei auf der Strecke. Diese Schieflage rückt Hansgrohe jetzt gerade. Ich bin mir sicher, andere Anbieter werden nachziehen.
Mal ehrlich, welche Bedeutung haben Bruttopreislisten der Hersteller und Großhändler eigentlich noch für Sie? Dieses individuelle Rabattieren, mit dem Sie als Fachhandwerker durch Ihre Lieferanten gebunden werden, ist das noch zeitgemäß? Ich habe eher den Eindruck, es ist in Zeiten einer zunehmend digital geprägten Auftragsabwicklung sogar hinderlich, immer noch permanent Nachlässe einzuholen, um die Mondpreise (schon wieder dieser Begriff!) auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.
Was glauben Sie, wohin entwickelt sich das Preisgefüge der Branche? Ich freue mich auf Ihre Antwort, Ihr
Dennis Jäger
SBZ-Chefredakteur