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Standortnachteile

Inhalt

Familienunternehmen und die mittelständische Industrie sind das Rückgrat unserer Wirtschaft. Sie sind die wichtigsten Triebfedern für Fortschritt und Innovation und sie bieten das Gros sicherer Arbeitsplätze. Solche Statements lösen selten kontroverse Debatten aus und sie werden von Politikern gerne genutzt. Sind deshalb entsprechend günstige Rahmenbedingungen zu erwarten? Die Fakten sehen anders aus. Aufschlussreich ist der aktuelle Länderindex der Stiftung Familienunternehmen ( http://www.familienunternehmen.de ), der Standortqualitäten vergleicht. Die Untersuchungen führte das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) aus. „Unser Land ist als Standort von Familienunternehmern zehn anderen Staaten klar unterlegen und kann sich mit Platz 11 gerade noch im Mittelfeld platzieren“, warnt Prof. Brun-Hagen Hennerkes, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. Im Ranking sind 17 europäische Länder plus USA vertreten.

Gehen wir ins Detail: Eine große Schwachstelle Deutschlands sei das Steuersystem. Nach der Studie braucht ein mittelständisches Unternehmen 221 Arbeitsstunden pro Jahr rund um den bürokratischen Aufwand für Steuern und Abgaben – Steuerberater nicht mitgerechnet. In der Schweiz reichen 63 Stunden. Noch gravierender als Standortnachteil für Familienunternehmen sei die Erbschaftssteuer, vor allem da aktuell Forderungen nach Verschärfungen neben der Wiederbelebung der Vermögenssteuer in der Politik nicht mehr auf taube Ohren stoßen.

Die Achillesferse nach der Studie ist aber die Regulierungswut, wo Deutschland bei den Schlusslichtern rangiert. Im Einzelnen wurden die Themen Arbeitsmärkte, Tarifrecht, Produktmärkte, betriebliche Mitbestimmung sowie die tägliche Geschäftstätigkeit in der Studie beleuchtet, wobei unter dem letzten Punkt Hemmnisse bei Geschäftsgründung und Außenhandel, Dauer und Kosten für die Abwicklung der Geschäfte, Rechtssicherheit und Durchsetzung von Verträgen subsumiert sind. Gerade das sind Punkte, die für Unternehmen ohne große Rechtsabteilungen von immenser Wichtigkeit sind.

Und es gibt noch ein weiteres heikles Thema. Es ist die Energieversorgung, bei der Deutschland am Ende eines dicht besetzten Mittelfelds auf Platz 13 landet. Dieses ungünstige Resultat sei vor allem auf hohe Strom- und Energiekosten zurückzuführen. Bei der Zuverlässigkeit der Stromversorgung erziele Deutschland noch gute Ergebnisse. Allerdings sei die steigende Häufigkeit von Eingriffen zur Stabilisierung des Stromnetzes auch hier ein Indikator für wachsende Risiken.

Die Studie spiegelt die Themen wider, an denen Politiker aller Parteien schon viele Jahre herumdilettieren. Beeindruckend ist, dass der Mittelstand trotz politischer Springprozessionen und den Wettbewerbsnachteilen nach wie vor der Leistungsträger in Deutschland ist. Die Regierungsverantwortlichen sollten den Bogen aber nicht überspannen und die Rahmenbedingungen endlich einmal verbessern, statt mit mehr Auflagen und Bürokratie den Knebel weiter anzuziehen. Platz 11 ist ja nun wirklich nicht toll, oder? Dies meint zumindest

Ihr

Uwe Bolz
SBZ-Redakteur
und Verfahrensingenieur