Es ist schon eine verrückte Welt, in der wir leben. Viele SHK-Handwerksbetriebe – im Süden mehr als im Norden – sind so gut ausgelastet, dass sie für dieses Jahr keine größeren Aufträge mehr annehmen können. Die letzten Konjunkturumfragen des ZVSHK, der Ifo-Geschäftsklimaindex und der GFK-Konsumklimaindex versprechen weiterhin gute Geschäfte. Eine Ausgangssituation also, die eigentlich alle drei Vertriebsstufen einlädt, ihre Deckungsbeiträge zu optimieren.
Doch weit gefehlt. Große Teile der Industrie klagen über verhaltene Umsätze im deutschen Markt und können lediglich die Teuerungszuschläge ausgleichen. Ein Auf und Ab kennzeichnet auch die derzeitige Umsatzentwicklung im Großhandel. Die Maschen der Niederlassungen und Abhollager werden immer dichter und die Häuser beharken sich im Wettbewerb derart, dass sie vom Kartellamt eigentlich ein Sternchen verdient hätten. Heilsbringer sollen die Handelsmarken sein, die dem Handwerk immer häufiger aufs Auge gedrückt werden. Dabei wird offensichtlich übersehen, dass auch bei dieser Produktgattung der Deckungsbeitrag mittelfristig zurückgehen wird. Denn es gibt immer eine Hausmarke, die billiger ist. Wie heißt es doch in Hamlet, der wohl bekanntesten Tragödie Shakespeares, so treffend: „Etwas ist faul im Staate Dänemark.”
Auch sonst tut sich einiges in unserer schönen Branche. So sind Stiebel Eltron und der österreichische Wärmepumpenpionier Ochsner eine strategische Partnerschaft eingegangen und Stiebel hat 35 % an Ochsner erworben. Die Hansa Metallwerke AG aus Stuttgart wurde an die finnische Oras-Gruppe verkauft. Und auch der Verkaufspoker bei Grohe geht in die letzte Runde, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Die schweizerische Geberit, die brasilianische Duratex und die japanische Lixil hätten aber jeweils nur rund drei Milliarden Euro geboten – die Finanzinvestoren TPG Capital und Credit Suisse haben sich aber vier Milliarden Euro erhofft. Es bleibt also spannend.
Was gibt es sonst noch zu melden? Ach ja, der europäische Gerichtshof hat die von der EU-Kommission 2010 verhängten Geldstrafen gegen die am Sanitär-Kartell beteiligten Firmen Mitte September weitgehend bestätigt. Die 17 Firmen aus dem Sanitär- und Badausstattungsbereich wurden mit Geldstrafen von insgesamt 622 Millionen Euro belegt (siehe Meldung). Straffrei ging übrigens der US-Anbieter Masco mit seinen Tochterunternehmen Hansgrohe und Hüppe aus. Denn die hatten das Kartell bei den EU-Wettbewerbshütern angezeigt und das Verfahren ins Rollen gebracht.
Abschließend noch eine interessante Facette unserer Branche: Fußbodenheizungen einfach und schnell nachzurüsten und ein Sorglos-Paket verspricht die Rotex Heating Systems GmbH auf der Tchibo-Homepage. Dabei kündigt der Hersteller an, sich um die komplette Abwicklung – vom ersten Beratungsgespräch bis zur Vermittlung eines Installateurs zum Anschluss der neuen Fußbodenheizung – zu kümmern. Vertragspartner ist aber allein der Installateur, den Rotex aus seinem Kundenstamm vermittelt. Mit dieser Aktion will der Heiztechnikhersteller das Thema Komfort und Heizungssanierung unter Berücksichtigung der bestehenden Vertriebsstrukturen in den Fokus der Öffentlichkeit bringen, wie Geschäftsführer Georg Blümel gegenüber der SBZ erklärte. Tchibo, Rotex und wir Installateure – das neue Dream-Team! Oder wie sehen Sie das, liebe SBZ-Leser?
Dirk Schlattmann
SBZ-Chefredakteur und Handwerksmeister
schlattmann@sbz-online.de