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Wohnungslüftung — wann kommt sie in die Hufe?

Die Zusammenhänge zwischen moderner und dichter Bauweise gemäß EnEV und Schimmelproblemen dürften hinreichend bekannt sein und die Zahl der Rechtsstreitigkeiten zu diesem Thema ist gewaltig. Dennoch: Seit gefühlten 20 Jahren wächst dieser Markt auf niedrigem Niveau – zwar oft zweistellig, aber der große Durchbruch lässt immer noch auf sich warten.

Ob sich das irgendwann ändert, darauf könnten die Überlegungen des Trend- und Zukunftsforschers Lars Thomsen interessante Hinweise geben. Er untersucht Trends und versucht diese in die Zukunft zu projizieren. Was ihn dabei besonders interessiert, sind die sogenannten Tipping-Points. Das sind Zeitpunkte, ab denen sich eine Marktentwicklung radikal ändert, zum Beispiel wenn eine neue Technologie billiger wird oder einen besonderen Nutzen bietet. Exemplarisch führt Thomsen Smartphones und Flachbildschirme an, die den Markt von einem bestimmten Zeitpunkt an rasend schnell umgekrempelt haben.

Ist für den Markt der Wohnungslüftung mit einem solchen Ereignis, einem Tipping-Point, ebenfalls zu rechnen? Grundsätzlich ja. Ein Problem der Lüftungstechnik aus der Sicht der Bauherren sind sicher die Kosten. Baut er ein Haus, dann wird er die Kosten für die Fenster, für die Heizung, für das Dach usw. widerstandslos akzeptieren. Marmorböden, goldene Wasserhähne und Lüftung kommen als Luxus oder Komfort oben drauf und sind damit Verhandlungsmasse. Mit den steigenden Anforderungen durch gesetzliche Vorschriften in Sachen Dämmung und Dichtigkeit, wie sie die EnEV formuliert, ändert sich das aber. Bei Heizlasten von 2 bis maximal 5kW wird die Frage erlaubt sein, ob überhaupt noch ein Kessel mit aufwendiger Wärmeverteilung notwendig ist oder ob sich die paar kW nicht auch über die Lüftung verteilen lassen. Der sinkende Wärmebedarf wird also die Haustechnik an einen solchen Tipping-Point bringen, ab dem die klassische Warmwasser-Heizung zu einem verhandelbaren Zusatzaufwand wird.

Die andere Seite ist die Trägheit unseres Marktes. Neubau und energetische Komplettsanierung zusammen werden auf absehbare Zeit weiterhin bei 2 bis 3 % pro Jahr liegen, der Markt wird sich also nicht in wenigen Monaten umkrempeln. Aber er wird sich in seiner eigenen Geschwindigkeit unumkehrbar und unerbittlich umschichten – abgesehen von Nischen wie denkmalgeschützten Gebäuden.

Die Lüftungstechnik sollte in unserer Branche jeder auf dem Schirm haben und es ist sinnvoll, sich in diesem Markt umzutun. Wir von der SBZ behandeln dieses Thema regelmäßig und in dieser Ausgabe wieder als Top-Thema. Uns interessiert deshalb, wie Sie die Zukunft dieses Marktes sehen. Welche Erfahrungen haben Sie bislang gemacht? Sagen Sie uns Ihre Meinung, schicken Sie uns eine Mail – wir freuen uns darauf.

Ihr

Dr. Uwe Bolz
SBZ-Redakteur und Verfahrensingenieur
bolz@sbz-online.de