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Deutschlands beste Badplaner (Teil 8/8)

Der Tod des rechten Winkels

Der rechte Winkel spielt in dem Entwurf von Katinka Thera (30) nur ­insofern eine Rolle, als sie alles daransetzte, um ihn zu vermeiden. Die diplomierte Architektin tüftelte lange an einer ­innovativen Aufteilung des Private Spas der fiktiven Single-Frau Tanja und kam auf eine knifflige Winkel-Aufteilung, die sich durch das ganze Zimmer zieht. Seit einem Jahr arbeitet Katinka Thera als Badplanerin bei der Badkultur in Stuttgart. „Es war schwer, die richtigen Linien zu finden, weil ich den Raum nicht in eckige Formen auf­lösen wollte“ so die Wahl-Stuttgarterin über ihre Grundidee. Der Grundriss mit ­seinen asymmetrisch eingesetzten Wänden schafft vielfache Gelegenheiten, den quadratischen Raum voll zu nutzen – und nicht nur die Außenwände zu bestücken. Die Jury fand das Gesamtkonzept schlüssig und war auch von der illustrativen Darstellung angetan, die per Computerprogramm erstellt wurde.

Geborgenheit im Beauty-Cave

Im Obergeschoss des neuen Anbaus befindet sich der so genannte „Beauty-Cave“ (Schönheits-Höhle) – der Raum, in dem die Jetsetterin Tanja zur Ruhe kommen soll. Das Höhlenthema zieht sich wie ein roter Faden durch den Badentwurf von Katinka Thera. Der Raum gliedert sich in zwei Nutzungs­zonen: Es gibt den offenen Bereich, der sich zum Panoramafenster mit Blick in den Garten hin öffnet. In dieser Zone findet die tägliche Toilette statt. Neben dem Waschtisch aus weißem Corian gibt es einen Schminktisch aus demselben Material, der von der Unterseite beleuchtet ist und entlang der Fassade unter dem Fenster zu schweben scheint. Wenn sie tagsüber eine Entspannungsminute braucht, dann schaltet sie auf ihrer Liege ab. In dem Liegemöbel ist ein Fernseher integriert, der bei Bedarf hochgefahren wird, jedoch sonst versteckt bleibt. Die grüne Natur des Gartens wird auf abstrakte Weise in den Innenraum geholt – es gibt einen Steingarten aus weißem Kies und Kakteenpflanzen. Die Pflanzen sollen eine warme, freundliche Atmosphäre in dem sonst sehr schlicht und pur gehaltenen Raum erzeugen.

Der Vorhang aus dünnen Bronzeringen soll der Einrichtung einen edlen Touch verleihen. Tagsüber ergeben sich dadurch Lichtspiele auf dem mit Epoxydharz behandelten Estrich. In diesem Bereich des Bades gibt es keine Fliesen. Die Wände sind verputzt und in einem gedeckten Grünton gestrichen. Im Gegensatz dazu steht der zweite Bereich des Baderaumes, der Bereich, in dem das Wasser mit all seinen Möglichkeiten dominiert. Er wird durch eine zweifach unterbrochene, schräg verlaufende Wand abgegrenzt. Der Raum definiert die Höhle, das heißt die Geborgenheit und das Zuhause, das Tanja sucht. Neben den eingestellten Wänden, welche Nischen bilden, und dem Podest mit der Badewanne sollen die Wand- und Bodenbeläge eine heimelige Atmosphäre erzeugen. Die Wände sind mit Bruchsteinen aus creme-ockerfarbenem Natursandstein verkleidet. Auf dem Boden sind die Steine polygonal verlegt. Durch die bruchrauen Steine wird der höhlenartige Charakter des Raumes unterstrichen.

Licht in die Höhle

Der ganze Raum wird fast ausschließlich über Lichtfugen mit indirektem Licht beleuchtet. Dadurch können bestimmte Bereiche in ein warmes Licht getaucht werden, und die höhlenartige Wirkung der creme-ockerfarbigen Sandsteinwände wird unterstrichen. Die abgehängte Decke über der Badewanne verwandelt sich nachts in einen Sternenhimmel, und über dem Liegebereich gibt es große „Lichtkreise“, die einen Bezug zur Sonne nehmen. D.h. abstrakt gesehen kann man die zwei Bereiche in den „Tagbereich“ und den „Nachtbereich“ gliedern, denn den Luxus des Badens und Dampfduschens kann Tanja vorwiegend am Abend genießen. Die Kosten für die Umsetzung des Badezimmers schätzt Katinka Thera auf rund 60000 Euro.

Badkultur Stuttgart

Katinka Thera arbeitet als Badplanerin bei der Badkultur in Stuttgart. Das Badstudio in der Stuttgarter Innenstadt gehört zur Firma Beutenmüller, die am Stammsitz mit der Badmanufaktur eine weitere Ausstellung und einen SHK-Handwerksbetrieb betreibt. Im exklusiven Badstudio werden Bäder von der Klassik bis zur Avantgarde geplant. Von dort aus werden auch die Bäder realisiert.

https://beuttenmueller.de/