Die SBZ greift regelmäßig das Thema Digitalisierung mit all ihren Auswirkungen und Vorteilen für die SHK-Branche auf. Trotz vieler Angebote vonseiten des Großhandels kommen durchschnittlich ca. 80 % der Bestellungen immer noch auf herkömmlichem Weg per Telefon oder E-Mail an, schätzt unser Leser. Und er fragt, warum. Vielleicht haben Sie eine Antwort, lieber SBZ-Leser?
Wie man sehen kann, bietet der SHK-Großhandel seinem Installateurkunden seit Jahren eine Reihe Möglichkeiten, über Datenleitungen oder Mobilfunk sein Geschäft zu betreiben. Umfassende Auskünfte über Einzelartikel inkl. Zeichnungen, Lagerbeständen, Angebotsdaten, Leistungsberechnungen und Lieferzeiten der Einzelpositionen bis hin zu buchhalterischen Daten, Auskünften des Rechnungswesens, Rechnungen und Archivinformationen können vom dezentralen Standort und sogar von der Baustelle aus abgerufen werden.
Hinsichtlich der Auftrags- bzw. Bestelldateneingabe, die der Installateur von zu Hause über sein PC-System an den Großhandel gibt, bewegt sich die Quote zwischen 15 % und 30 % der Bestelldatenpositionen des Handels. Je nach Betriebsart und Firmengröße, d. h. ob es sich um kleinere, mittlere, größere Installateure oder Anlagenbauer handelt, dient das Nutzen des PC-Systems der Vereinfachung und auch der Fehlerminimierung. Trotzdem ist zu sagen: Durchschnittlich 80 % der Bestellungen kommen immer noch auf herkömmlichem Wege per Telefon oder E-Mail an den Großhandel. Warum ist das so? Ich habe mir eine Geschäftsart und deren Bearbeitung bei einem Installateur und im Großhandel angesehen.
Abrufaufträge bzw. Objektaufträge: So werden in der Branche komplexe bzw. alle Aufträge genannt, deren Komplett- bzw. Teilliefertermin bei Auftragserteilung noch unklar ist. (Es kann sich also um eine Badeinrichtung bis hin zu 350 Bädern bzw. eine Heizungs-/Lüftungsanlage bis hin zu Großanlagen handeln). Nach Vergabe des oder der Materialaufträge durch den Installateur an den Händler gibt Letzterer eine Auftragsbestätigung mit fixen Mengen, Preisen, Rabatten und den Planliefertermin über die ganze Objektlaufzeit an den auftraggebenen Installateur, direkt an dessen PC-System. Ansonsten erfolgt die Auftragsbestätigung noch auf Papier, was jedoch immer seltener der Fall ist.
Die Auftragspositionen gelten allgemein als verbindlich für beide Seiten („Frozen Zone“). Sie zeigen die Lager- bzw. Beschaffungswaren sowie die Anteile des Installationsmaterials, die nur artikelgruppenweise angegeben werden können und für die bei größeren Mengen eigene Rabatte ausgehandelt wurden und hinterlegt sind (es gibt Installateure, die mit einer Änderungsquote von 0,1 % auskommen, da sie mit den Bauherren vor Auftragsbestätigung alle Posten nochmals vor Festlegung im Vertrag genau besprechen und auf deren Fixheit hinweisen). Sich später ergebende Zusatzartikelpositionen werden als eigene Aufträge gehandhabt, im Rahmen der Konditionenvereinbarung. Sonder-Ausstattungswünsche der Endverbraucher, die über die Normalausstattung hinausgehen (bei Großwohnbauvorhaben), werden als Preisdifferenz gesondert gehandhabt.
Abruf-Objektbearbeitung im Großhandel: Die Aufgabe von Verkaufsinnen- und -außendienst (VIM/VAM) besteht nun darin, die Waren verfügbar bei sich am Lager zu haben, sobald der Installateur diese benötigt. Dies geschieht mit regelmäßigem Augenmerk und Gespräch zur Sache. EDV-Unterstützung ist gegeben. Wird der Ziel-Liefertermin bekannt, so reserviert der VIM die entsprechende Position mit Menge der Artikel-Lagerware. Theoretisch. Bei Beschaffungswaren sorgt er auch per Automatik -EDV dafür, dass diese Ware rechtzeitig vor Erreichen des Ziel-Liefertermins vom Lieferanten an sein Lager zur Komplettierung kommt (eingelagert auf spezielle Beschaffungsartikel-Lagerorte).
Sobald der Echtliefertag bekannt ist, d. h. der Installateurkunde sagt, er möchte die Ware am Tag X an die Baustelle oder seine Werkstätte angeliefert bekommen, ruft der VIM die gewünschten Positionen und Mengen am Bildschirm zur Lieferung ab (Teilmengen oder Komplettauftrag). Der Installateur meldet sich also beim VIM per Telefon oder E-Mail, was umständlich erscheint. Laut einem Großhändler ist dieser Weg für den Installateur jedoch einfacher als der Abruf über sein PC-System, wo alle Daten gespeichert sind. Auch will der Installateur scheinbar kein „Schriftsteller“ sein, sondern sucht häufig noch den persönlichen Kontakt mit seinem Großhandelssachbearbeiter (VIM), wohl um ganz sicher zu gehen, dass alles klappt. Dies ist der alte Weg, der immer noch seine Berechtigung hat.
Jedoch: Ca. 20 % der Installateure nutzen ihren EDV-Anschluss zum Großhändler. Sie sagen: Es ist viel besser und fehlerärmer, über unser PC-System mit dem Händler direkt per EDV zu kommunizieren, weil die Daten ja alle auf PC vorliegen. Über die Auftragsbestätigungsnummer rufen wir den Auftrag/die Bestellung auf. Wir können jederzeit einen Einblick in den Auftragsstatus nehmen. Wir sehen die Auftragspositionen und Mengen und rufen über unser PC-System genau die Mengen ab, die wir in der jeweiligen Baustufe benötigen, oder verlangen sogar die Komplettlieferung. Das klappt vorzüglich. Das gibt mehr Sicherheit als die alte Methode. Wer hat nun recht, will man da fragen? Vermutlich handelt es sich um ein Generationenproblem. Die modernen Installateure schwören jedoch auf die direkte Art des Abrufes.
Just-in-time-Lieferung: Die Frage ist, soll der VIM den Lieferauftrag nochmals ansehen, bevor dieser als Kommissionierauftrag im Großhandelslager ankommt. Vom Installateur kann dies gesteuert werden. Ist der Kommissionierauftrag im Lager angekommen und wird hergerichtet, so dürfen eigentlich keine Lagerwaren-Lieferrückstände entstehen. Die Beschaffungsware liegt auch bereit. So können Waren-Lieferfehler minimiert werden. Nach dem bedarfsgerechten Lkw-Lieferrhythmus des SHK-Großhandels steht der Just-in-time-Lieferung nichts mehr im Wege.
Aus Sicht des Großhandels wird jedoch im Laufe der Zeit erreicht werden, dass mindestens 80 % der Installateure und Anlagenbauer die Abrufwaren so abrufen, dass die Kommissionieraufträge direkt im Lager zur Bereitstellung ankommen werden. Ob das so kommen wird, wird sich zeigen.
Ludwig Koschier
83404 Ainring-Mitterfelden