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Enthärtung oder doch VE-Wasser?

Welche Methode ist die richtige Anwendung?

Das Thema Heizungswasseraufbereitung nach VDI 2035 birgt reichlich Zündstoff. Es steht die Frage im Raum, welches Verfahren sicherer ist: Enthärtung plus Inhibitor oder Vollentsalzung. Zu dem Thema haben wir in den zurückliegenden Ausgaben den Beitrag „Wie praxisgerecht ist VE-Wasser?“ und mehrere Leserbriefe (SBZ 05/16 und SBZ 01-02/16) veröffentlicht. Zwei weitere Meinungen liefern zusätzliche Argumente für und wider die Verwendung von VE-Wasser. Die SBZ bedankt sich an dieser Stelle bei allen Diskussionsteilnehmern. Wir greifen das Thema demnächst inhaltlich neu auf, bis dahin möchten wir von einem Abdruck weiterer Leserbriefe dazu absehen.

Ich bin seit über 40 Jahren in der SHK-Branche tätig und möchte hier mal die angesprochene Problematik aus der Sicht eines Anwenders darstellen. Im Jahr 2005 wurde die VDI 2035 novelliert. Dieses Regelwerk wurde plötzlich auch für Kleinanlagen relevant. Hintergrund waren sich häufende Probleme besonders bei Brennwertgeräten. Ich habe dies seinerzeit zum Anlass genommen, mich mit der Thematik intensiv auseinanderzusetzen und habe nach praktikablen Lösungen für unsere Kunden gesucht. Auf einer Messe wurde ich fündig, unter vielen Anbietern haben mich die Produkte der Firma Hannemann damals überzeugt. Fortan habe ich dieses Verfahren mit (teil-)enthärtetem Wasser plus Inhibitor angewendet.

In den Unterlagen der Kesselhersteller konnte man zu diesem Zeitpunkt zum Thema Füllwasser wenig finden, höchstens mal lapidar den Hinweis, man möge hier bitte die VDI 2035 einhalten. Da diese sowohl die Vollentsalzung als auch die Enthärtung als mögliche Verfahren beschrieb, hatte ich den Anforderungen genüge getan. Dachte ich.

Erst viel später forderten diverse Kesselhersteller, für ihre Produkte ausschließlich die Vollentsalzung einzusetzen. Zusätze zum Heizungswasser (Inhibitoren) wurden teilweise pauschal verboten. Unter anderem wurden auch pH-Werte gefordert, die wohl für den Kessel gut waren, nicht aber für die angeschlossene Bestandsanlage aus unterschiedlichsten Materialien. Diese Problematik wird von der Kesselindustrie scheinbar bis heute ausgeblendet. Ich, und viele meiner Kollegen, hatten plötzlich ein Problem. Denn wir haben einige Hundert Anlagen mit enthärtetem Wasser plus Inhibitor befüllt. Fragen an die Hersteller liefen häufig ins Leere. Inzwischen hat sich dort die Behauptung etabliert, dass bei der Enthärtung das Füllwasser aufgesalzt wird, dadurch Leitwert und Korrosionspotenzial stark ansteigen. Dies wird im Übrigen auch bis heute von den Vertretern der Firma Perma-Trade verbreitet.

Ich habe keinen Doktortitel, kann dazu aber aus eigener Erfahrung Folgendes sagen: Bei meiner Enthärtungsanlage ist der Leitwert des enthärteten Wassers identisch mit dem des Rohwassers, eine Aufsalzung findet nicht statt. So viel zum Thema „Halbwahrheiten“, Herr Dr. Ende. Ich konnte als ö.b.u.v. Sachverständiger auch Erfahrungen mit der Vollentsalzung machen. Hier stellte sich in einem Fall heraus, dass auf einen Leitwert von 10 µS entsalztes Anlagenwasser bereits nach sechs Wochen Betrieb wieder gelblich-braun verfärbt war und der Leitwert bei 150 µS lag. Die Zugabe eines geeigneten Schutzmittels hätte hier wohl geholfen, eine Enthärtung hätte gereicht und wäre deutlich preiswerter gewesen. Am Ende wurde dann auch noch eine fest installierte Befüllstation mit Enthärtungspatrone vom Handel empfohlen und eingebaut. Das nenne ich „verschlimmbessern“.

Der von Herrn Dr. Ende angeführte Hinweis in der VDI 2035, auf Zugabe von Schutzmitteln möglichst zu verzichten, bezieht sich wohl auf die bis heute am Markt üblichen molybdathaltigen Schutzmittel, die sehr genau dosiert werden müssen. Die Probleme sind bekannt, Herr Dr. Ende wird die Innovationen auf diesem Gebiet wohl kennen. Das Produkt aus dem Hause Hannemann z. B. kann überdosiert werden, ohne dass es zu Schäden kommt. Eine Unterdosierung hat lediglich weniger Schutz zur Folge, verschlechtert aber nicht die Eigenschaften des Füllwassers. Dieses Verfahren ist für Kunden und Mitarbeiter nachvollziehbar und praktikabel. Am Ende sind wir als Unternehmer für unser Tun verantwortlich, deshalb lasse ich mich nicht in Verfahren zwängen, von denen ich nicht überzeugt bin. Die prognostizierten Probleme an den von mir seit 2005 mit enthärtetem Wasser plus Inhibitor befüllten Anlagen sind übrigens ausgeblieben. Aus diesen gesammelten Erfahrungen habe ich für unsere Kunden entschieden, bei diesem Verfahren als geeignetes Aufbereitungsverfahren zu bleiben. Bei dem Unternehmen Hannemann fühle ich mich nach wie vor sehr gut beraten.

Wolfgang Günther

Geschäftsführer Elotherm Anderson GmbH

31311 Hänigsen

www.elotherm-gmbh.de

Die Antwort von Herrn Hannemann in der SBZ 05/16 auf den Leserbrief in der SBZ 01-02/16 erforderte nochmals einen Kommentar von Dr. Dietmar Ende (Perma-Trade).

Zur elektrischen Leitfähigkeit: Die elektrische Leitfähigkeit ist ein Summenparameter für alle gelösten Ionen (Salze) im Wasser. Auch extreme pH-Werte erhöhen übrigens die Leitfähigkeit. Fehlen die gelösten Salze weitgehend im Wasser, treten bestimmte Korrosionsphänomene gar nicht erst auf, wie z. B. chloridinduzierte Loch-/Spaltkorrosion (auch unter Ablagerungen) oder Spannungsrisskorrosion an Messing, verursacht durch Ammonium, das sich durch Reduktion aus Nitrat gebildet hat. Da der Korrosionsstrom über das Wasser läuft, bremst eine geringe elektrische Leitfähigkeit diesen gewaltig ein. Die Leitfähigkeit wird auch keinesfalls irrelevant für den Korrosionsprozess, wenn die Korrosionspole dicht beieinanderliegen, sondern erst, wenn deren Abstand gegen Null geht.

Zur Konditionierung: Die angesprochene Konditionierung kann in wenigen Fällen – bei salzhaltiger Fahrweise – hilfreich sein, Korrosionsprozesse zu bremsen. Allerdings sollte diese Methode – auch nach der VDI 2035 – mit gutem Grund auf Ausnahmefälle beschränkt bleiben. Denn diese Mixturen sind oft gesundheitsschädlich, gewässerunfreundlich und überwachungspflichtig. Wenn biologisch abbaubar, sorgen sie zudem auch noch als Nahrungsquelle für die Vermehrung von Mikroorganismen. Diese wiederum werden – bei salzhaltiger Fahrweise – z. B. Nitrat und Sulfat reduzieren und so mikrobiell induzierte Korrosionsprozesse (MIC) auslösen. Bei salzarmem Wasser werden diese Mixturen nicht benötigt, da die Korrosionsprozesse sehr langsam ablaufen und die Selbstalkalisierung (Basenkorrosion von Aluminium) unterbunden ist.

Sollte eine geringe elektrische Leitfähigkeit im Wasser tatsächlich dazu dienen, dass die Metalloberfläche vor Schwankungen der Wasserqualität geschützt bzw. der pH-Wert stabilisiert wird, so müssen wir uns schon wundern, wie man mit dieser Vorstellung angeblich 20 Jahre reklamationsfrei im Heizungswasser unterwegs sein kann.

Dr. Dietmar Ende

Leiter Forschung & Entwicklung Perma-Trade Wassertechnik

71229 Leonberg

www.perma-trade.de