Zum Thema Rationalisierung des Badrenovierungsprozesses haben wir in den letzten Ausgaben zahlreiche Anregungen und Denkanstöße veröffentlicht. Nun erhielten wir folgende Zeilen von Ottmar Kuball und Werner Heimbach:
Ist es wirklich das Ziel unserer Branche, in drei Tagen ein Bad zu bauen? Die aktuelle Branchendiskussion zum „Bad in drei Tagen“ mutet an wie das „Mann-beißt-Hund-Prinzip“. Nur das Verrückte und Schrille wird von der Umwelt wahrgenommen. Es ist so schön populär, das Handwerk als Feind des Kunden auszumachen. Branchenkenner wissen, dass es durchaus Unternehmen gibt, die in der Lage sind, innerhalb von drei bis fünf Tagen ein Bad zu bauen. Warum benötigen andere dann aber die doppelte oder dreifache Zeit? Weil sich die Bäder unterscheiden!
Wodurch? Durch die Voraussetzungen. Welche? Nur eine (unvollständige) Auswahl für die „Mann-beißt-Hund-Fraktion“: Wie groß soll das geplante Badezimmer werden? 4,5 m2 oder 16 m2? Wie viele Gewerkepartner sind eingebunden? Müssen die Wandfliesen entfernt werden oder soll auf die bestehenden Platten aufgefliest werden? Ist der Putz noch tragfähig? Sind Zu- und/oder Ablaufleitungen in der Wand zu erneuern? Sind die Elektroleitungen und -anschlüsse zu ersetzen oder zu ergänzen? In welchem Umfang soll dies passieren? Werden die Bodenbeläge erneuert? Wird das neue Bodenkonzept mit unterschiedlichen Materialien (Holz, Fliese, Naturstein etc.) gestaltet? Sind dafür verschiedene Untergründe zu schaffen? Sind unterschiedliche Raumebenen oder Podeste im Bodenbereich geplant? Sind Sitz- oder Liegeflächen für die Badnutzer zu schaffen? Sollen diese ggf. beheizt werden? Soll eine Fußbodenheizung integriert werden? Werden zur Wandgestaltung kreative Malertechniken wie Spachtel- oder Wischtechnik eingesetzt? Soll der Maler Türen und/oder Fenster streichen? Oder werden diese komplett ausgetauscht? Wie anspruchsvoll sind die elektrischen Anforderungen? Selbstverständlich werden neue Steckdosen zu setzen sein. Ist dies aber dann schon das viel beschworene neue Lichtkonzept? Oder werden vom Kunden doch echte Verbesserungen gewünscht? Dann besteht die Anforderung in diesem Modernisierungssegment in der Realisierung von Lichtnischen, von indirekter Beleuchtung und möglicherweise einem einfachen oder aufwendigen Soundsystem für das neue Badezimmer. Brauchen wir dafür eine abgehängte Decke? Sieht das Anforderungsprofil des Kunden vielleicht einen Badfernseher mit Antennenanschluss vor? Müssen womöglich ein Whirlpool, ein Dampfbad und/oder ein Dusch-WC elektrisch (und selbstverständlich wassertechnisch) angeschlossen werden? Auch die Frage der Deckengestaltung stellt sich. Gibt es abgehängte Elemente? Begeistert sich der Kunde für eine Holzdecke vom Schreiner oder entscheidet er sich für eine Lackspanndecke?
Ergebnis: Bäder unterscheiden sich. Welche Bäder können wir tatsächlich in drei Tagen bauen? Standardbäder? Komfortbäder? Premiumbäder? Es gibt nicht das Bad. Jeder einzelne in der Branche muss seine Antwort auf die Frage „3-Tage-Bad“ finden. Die Unternehmen, welche eher Standardbäder bauen wollen, dürfen durchaus versuchen, das 3-Tage-Bad zu realisieren. Sie schaffen sich ein wesentliches Verkaufsargument. Die anderen, die das individuelle Bad bauen, dürfen nicht mit kurzen Montagephasen argumentieren. Sie werden den Unikatgedanken betonen. Das Vermögen, individuell auf die Lebensumstände des Kunden abgestimmte Räume zu entwickeln, zeichnet viele professionelle Handwerksunternehmen unserer Branche aus.
Ihr Ziel ist nicht das 3-Tage-Bad, sondern das individuelle Badunikat in höchster Qualität, in einem angemessenen, möglichst kurzen Zeitraum. Klar ist, dass wir uns alle dabei ständig verbessern und permanent nach neuen Ideen Ausschau halten sollten. Fazit: Der Sinn einer Idee ist immer ihre Verwirklichung. Taugt die Verwirklichung nichts, war die Idee für die Katz.
Ottmar Kuball, Werner Heimbach
HaZweiOh
D-86368 Gersthofen