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Werks-schrauber in sicht?

Möglicherweise entstehen zwei Berufsgruppen

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„Wann kommt der Werks-Schrauber?“ hatten wir in der letzten SBZ-Ausgabe 01/02-2017 (Seite 10) gefragt. Es würde gar nicht mehr so lange dauern, hatte uns der SHK-Unternehmensberater Hans-Arno Kloep dazu erklärt. Sein provokantes Interview hat die unterschiedlichsten Reaktionen in der SBZ-Leserschaft hervorgerufen. Dafür stehen exemplarisch diese zwei Rückmeldungen.

Ich bezweifle stark, dass das beschriebene Szenario von Herrn Kloep kommt. Alles hängt sich an der Zunahme (Verdoppelung auf 1,2 Mio.) der Renovierungsquote alter Heizungsanlagen auf. Die wird aber aus meiner Sicht nicht kommen; woher auch!

  • Es gibt KfW- und BAFA-Programme, die so kompliziert sind, dass sie nur wenige Kunden nutzen.
  • Es müssten die Einfamilienhausbesitzer mit ihren bestehenden Heizungsanlagen (größtes Wählerpotenzial) in die Pflicht genommen werden. Welche Partei macht das?
  • Es müssten Steuererleichterungen für die Kesselsanierung kommen. Kommen aber nicht, weil das zu einfach und kostengünstig ist und die KfW- und BAFA-Beamten dann nichts mehr zu tun hätten.
  • Die Energiepreise bleiben auf niedrigem Niveau. Also von daher auch kein Anreiz.
  • Umweltschutz spielt für den „Kunden“ keine Rolle, wenn es sein Geld kostet; das sollen die anderen machen!
  • Wir hätten in den letzten Jahren gerne noch mehr Kessel gewechselt, wenn man uns beauftragt hätte.

Es wäre schön, wenn ich Unrecht hätte. Ich wünsche Herrn Kloep von ganzem Herzen, dass er Recht hat; ich glaube aber nicht daran. Wenn es dann doch kommt, was mich freuen würde, werden es sich die Hersteller gut überlegen, direkt beim Kunden anzutreten.

  • Gewährleistung, Reklamationen usw. direkt mit dem Endkunden!? Die meisten Hersteller haben Probleme, ihren Werkskundendienst vernünftig auf die Kette zu kriegen!
  • Keine Heizung ist gleich. Es gibt die berühmt-berüchtigten „Routine-Kesselauswechslungen“ nicht, da jeder Kunde, jede Anlage unterschiedlich ist.
  • Dazu kommen noch die technischen Varianten der einzelnen vorhandenen Installationen bzw. Heizkessel.

Mir würden sicher noch mehr Argumente einfallen, ich habe aber leider keine Zeit mehr. Ich muss die 660 000 Anlagen ja noch abarbeiten, damit ich Kapazitäten für den Rest habe.

Bernd Schöllgen

53347 Alfter

Ich stimme Herrn Kloep zu, diese Entwicklung wird nur ein Beispiel für fehlende Kapazität auf diesem Arbeitsmarkt sein. Ursache ist für mich der geringe finanzielle Anreiz, um junge und bildungswillige Menschen für die immer größer werdende Komplexität des Handwerks und für einen attraktiven Handwerksberuf zu begeistern.

Möglicherweise werden dann zwei Berufsgruppen entstehen, die parallel nebeneinander auf dem Markt existieren. Auf den gut ausgebildeten Handwerksmeister, der dann nur noch anspruchsvolle Aufgaben plant und ausführt, wird sich diese Situation finanziell positiv auswirken und Gelegenheiten geben, für Nachwuchs zu sorgen. Der große Einkommensunterschied zwischen Industrie und klassischem Handwerk wird nach meiner Auffassung wesentlich kleiner werden.

Jörg Weichold

04758 Oschatz