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Auf das richtige System kommt es an

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SBZ: Mit diesem neutralen, nicht herstellerfinanzierten Prüftest hat die Hochschule Esslingen Neuland betreten. Als wir mit der Idee zu Ihnen gekommen sind, waren Sie gleich bereit, sich zu engagieren – warum?

Messerschmid: Durch Werbemaßnahmen einzelner Hersteller begünstigt, ist die Verunsicherung beim Handwerk groß, ob die spülrandfreien WCs überhaupt praxistauglich sind. Es stellte sich die Frage, ob sie betrieben werden können, ohne dass man Angst haben muss, dass der Kunde ein Überspritzen bemängelt. Wir wollten dem im Rahmen einer neutralen Untersuchung, die nicht bereits mit einer gewissen Versuchsanordnung in eine Richtung getrimmt ist, auf den Grund gehen.

SBZ: Sie haben mit unserem SBZ-Praxis-Spültest einen Spülversuch entwickelt, der nicht normkonform ist. Schmälert das nicht die Akzeptanz?

Messerschmid: Nein, mit der DIN EN 997 existiert zwar ein technisches Regelwerk, um Funktionsanforderungen zu überprüfen, allerdings sind die Prüfvorgaben hinsichtlich Spülverhalten und Reinigungsmöglichkeiten in DIN EN 997 für wasserrandlose WC-Becken nicht ausreichend definiert, um daraus Schlüsse für die Praxis abzuleiten. Deshalb haben wir den Esslinger Spülversuch entwickelt. Dabei sind praxisrelevante Bereiche der DIN EN 997 und einer entsprechenden US-Norm eingeflossen. Dieser zwölf Einzelversuche umfassende Test ist viel aussagekräftiger als ein Normprüftest.

SBZ: Sind die US-Standards für den deutschen Markt nicht irrelevant?

Messerschmid: Wenn man einen Test schaffen will, der für die Praxis relevante Aussagen zutage bringt und neue Erkenntnisse für die Produktentwicklung aufzeigen soll, ist es gleich, in welcher Norm man Anleihen nimmt. Nur ein Beipiel: So werden in der DIN EN 997 Feststoffe und Papier in getrennten Durchläufen ausgespült und dann bewertet. Das ist doch absolut praxisfremd. Statt Normprüfpapier und Prüfkörper separat zu spülen, haben wir in Anlehnung an den US-Standard Ausspülversuche mit speziellen Prüfkörpern und Papier durchgeführt. Dabei wurden 5 Prüfkörper à 50 g mittels Schablone in das WC-Becken eingebracht. Anschließend wurden 16 Blatt dreilagiges, handelsübliches Papier eingebracht und beides zusammengespült. Das ist doch viel praxisnäher oder spülen Sie etwa getrennt?

SBZ: Nein, natürlich nicht. Welche Ergebnisse sind für Handwerker am wichtigsten?

Messerschmid: Es gibt ganz eindeutig Qualitätsunterschiede bei den einzelnen Produkten, aber alle 32 getesteten spülrandfreien WCs erwiesen sich letztlich als markttauglich. Ich empfehle, die in dieser SBZ zusammengestellte Einzelwertung einmal näher anzuschauen. Beim Einsatz von spülrandfreien WCs ist die Einstellung des richtigen Spülvolumenstromes und die sogenannte Prallkraft ein entscheidender Faktor für den reibungslosen Betrieb der WC-Anlage.

SBZ: Damit habe ich mich als Installateur bisher noch nicht beschäftigt. Ich bin davon ausgegangen, dass die Spülkastenhersteller schon alles praxisgerecht voreingestellt haben.

Messerschmid: Das gilt leider nur für die Gattung der WCs mit Spülrand. Da wurde Wert auf eine einwandfreie Ausspülung gelegt. Auch wenn der Spülkasten einen Volumenstrom von 2,4 l/s aufwies, gab es keine Probleme mit dem Überspritzen, das ist heute anders.

SBZ: Gibt es eine Faustformel, die in der Praxis weiterhilft? Welche Spülkästen passen zu welchen spülrandfreien WCs?

Messerschmid: Das lässt sich leider nicht pauschal sagen. Es gibt zwar Werte einer Spülkastennorm, aber keine verlässlichen Angaben, aus denen man Schlüsse für die Praxis ziehen kann. Das ist leider auch ein Ergebnis unseres Spültests.

SBZ: Das hilft mir als Installateur in der Praxis jedoch wenig. Haben Sie einen Tipp?

Messerschmid: Setzen Sie Spülkästen ein, für die es verschiedene Drosselsätze gibt. Kommt es zum Überspritzen, dann drosseln Sie den Spülstrom so weit runter, bis das Überspritzen aufhört. Ich bin mir aber sicher, dass sich die namhaften WC- und Spülkastenhersteller schon bald an einen Tisch setzen und infolgedessen auch praxisfreundlichere Systeme anbieten werden.