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Der Wartungsvertrag ist ein wichtiges Indiz

Qualität sichert das Wachstum

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SBZ: Sie sind Solarexperte bei einer Versicherung. Wie lange sind Sie schon in der Photovoltaik tätig?

Kohlenberg: „Die Mannheimer Versicherungen AG ist seit rund 15 Jahren im Geschäft der Solarversicherungen tätig. Wir haben umfangreiche Erfahrungen gesammelt, die sich in unserem Produkt Lumit niederschlagen. Denn nur eine qualitativ hochwertig geplante und installierte Photovoltaikanlage ist zu einem vernünftigen Preis versicherbar.“

SBZ: Welche Erfahrungen haben Sie mit der Montagequalität gemacht?

Kohlenberg: Wir haben die Schadensfälle bei den Solarstromanlagen ausführlich analysiert. Rund 40 % der Schäden gehen auf Pfusch am Bau zurück. Das betrifft Fehler bei der Elektrik, aber auch bei der Systemstatik und der Befestigung auf dem Dach. Andererseits sehen wir auch: Eine hohe Qualität führt eindeutig zu weniger Schäden. Es gibt Installationsbetriebe, die vorbildlich arbeiten. Sie hatten in acht oder zehn Jahren nicht einen einzigen Schadensfall. Aber der Wildwuchs ist nicht unbeträchtlich.

SBZ: Wie haben Sie auf diese erschreckenden Zahlen reagiert?

Kohlenberg: Zunächst haben wir einen Versicherungstarif entwickelt, der Qualität honoriert. Wer für seine Anlage den Anlagenpass des Bundesverbandes der Solarwirtschaft oder das RAL-Gütesiegel vorweisen kann, bekommt 30 % Rabatt. Wer diese Dokumentation nicht hat, erhält von uns einen Fragebogen. Darin erheben wir wichtige technische Details, um das Risiko einzugrenzen. Beispielsweise versichern wir nur Solarmodule, die alle gängigen Zertifikate vorweisen können. Wir versichern auch keine flexiblen Module, die auf der Dachhaut verklebt werden.

SBZ: Wer haftet überhaupt bei Schäden?

Kohlenberg: Bei Montagefehlern muss der Errichterbetrieb mit der Betriebshaftpflicht gerade stehen, bei Planungsmängeln unter Umständen der Planer. Wenn die Dachziegel brechen, weil die Dachhaken falsch montiert oder falsch ausgewählt wurden, wird der Schaden durch unsere Gutachter bewertet. Die Erfahrungen aus vielen tausend Schadensfällen hat der Verband der deutschen Schadensversicherer in seiner Richtlinie VdS 3145 zusammengefasst. Man kann sie leicht im Internet finden. Darin sind alle wesent­lichen Empfehlungen zur Montage, aber auch zum Brandschutz und zur Elektrik aufgelistet.

SBZ: Speziell zur Montage: Welche Forderungen stellen Sie als Versicherer?

Kohlenberg: Grundsätzlich akzeptieren wir nur Anlagen, die von qualifizierten Fachbetrieben errichtet wurden. Eigenbau ist überhaupt nicht versicherbar, zumindest nicht durch uns. Verfügt die Anlage über äußeren Blitzschutz, über Überspannungsschutz im Generator und auf der Netzseite oder über eine Monitoringfunktion mit Alarm, gewähren wir jeweils weiteren Rabatt. Ganz wichtig ist der Wartungsvertrag. Kann der Solarkunde einen Wartungsvertrag mit dem Installationsbetrieb vorweisen, ist das ein starkes Indiz für hohe Montagequalität. Offenbar traut sich der Installateur auch noch später an seine Anlage. Das ist – leider – noch nicht selbstverständlich.

SBZ: Warum ist der Wartungsvertrag für Sie so wichtig?

Kohlenberg: Ein Wartungsvertrag gibt uns die Sicherheit, dass die Anlage einmal im Jahr oder einmal in zwei Jahren fachgerecht inspiziert wird. Schädigungen werden so frühzeitig erkannt und es wird sichergestellt, dass die Anlage die Mindestlaufzeit von 20 Jahren erreicht. Die Praxis hat gezeigt, dass es trotz größter Sorgfalt bei der Errichtung schädigende Einflüsse gibt. So könnten sich zum Beispiel Kabel trotz Befestigung lösen und durch scharfe Kanten beschädigt werden. Viele Handwerksbetriebe bieten ihren Kunden mittlerweile ein Servicepaket an, das die regelmäßige Inspektion der Anlage beinhaltet. Das honorieren wir durch zusätzliche Rabatte bei der Versicherungsprämie.

SBZ: Welche Ursachen hat der „Pfusch am Bau“, wie Sie ihn nannten?

Kohlenberg: Es reicht nicht, einfach nur die Module auf das Dach zu schrauben. Sogar erfahrene Elektromeister können die Anlage meist nicht fachgerecht installieren. Zwar erledigen sie die Verkabelung der Module, den elektrischen Anschluss an den Wechselrichter und ans Netz. Aber dass man die Kabel des Generators nicht über eine Brandwand führen darf, beachten sie in der Regel nicht. Hinzu kommt die Tatsache, dass für die Montage einer PV-Anlage gewerkübergreifende Kenntnisse erforderlich sind. Die Elektroseite ist dabei ein wichtiger Part. Genauso wichtig sind aber auch statische Betrachtungen des Systems und des Gebäudes sowie die Fähigkeit Dachdurchdringungen fachgerecht zu erstellen.

SBZ: Spielt hohe Montagequalität jetzt eine größere Rolle?

Kohlenberg: Viele Solarteure sind auf den schnell fahrenden Zug aufgesprungen, Qualität spielte kaum eine Rolle. Ich habe Dachanlagen gesehen, da waren 400 Dachhaken geplant. Aber nur 250 wurden verbaut. Das ist gegen alle Regeln der Technik, das geht so nicht. Diese gravierenden Verstöße gegen Normen und Bestimmungen, nur um möglichst viele Module zu verkaufen. Das sind Eintagspfuscher, deren Zeit jetzt abläuft. Die Fachinstallateure, die immer auf hohe Qualität gesetzt haben, werden übrig bleiben. Ihnen geht die Arbeit nicht aus.

SBZ: Was können Sie als Versicherer zusätzlich tun, um eine möglichst hohe Anlagenqualität zu sichern?

Kohlenberg: Wir unterstützen solche Qualitätsbetriebe, in dem wir sie speziell für unsere Solarversicherung zertifizieren. Dann können wir die von ihnen errichteten Anlagen ohne weitere Prüfung versichern. Das hilft uns, den Installateuren und den Solarkunden. Wir versuchen, gemeinsam durch Qualität zu wachsen.

SBZ: Das Thema Qualität wird uns also weiter beschäftigen.

Kohlenberg: Natürlich. In Vorbereitung befindet sich zum Beispiel eine neue Richtlinienreihe VDI 6012 zur fachgerechten Montage von Photovoltaikanlagen. Damit wird demnächst ein neues Regelwerk zur Befestigung der Solargeneratoren auf dem Dach gelten. Die Elektroseite ist in den Normen mittlerweile auf einem guten Weg. Die Befestigung hat hier noch starken Nachholbedarf. Entscheidend ist aber, wie die Normen in der Praxis angewendet beziehungsweise umgesetzt werden. Das bestimmt die Anlagenqualität und somit den Erfolg der Investition.

SBZ: Herr Kohlenberg, vielen Dank für das interessante Gespräch.