Die Wettbewerbsaufgabe war nicht einfach – stand doch fast eine ganze Etage in einer Altbauvilla zur Verfügung. Eine nicht alltägliche Aufgabe für einen Badplaner, ging es doch auch um die Berücksichtigung des Schlaf- und Ankleidebereiches in der Planung. Dieser musste nicht detailliert ausgeführt werden, sollte aber dazu anregen, sich mit Nutzer- und Tagesabläufen rund um das Bad auseinanderzusetzen. Denn nur wenn auch die Funktionsabläufe zwischen verschiedenen Raumnutzungen stimmen, ist das Wohlfühlpaket perfekt. Übertragen auf den Alltag eines Badplaners bedeutet es, auch Nachbarräume und Nutzungen unter die Lupe zu nehmen und zum Beispiel durch Raumtausch, Durchbrüche oder Türverlegungen ein gelungenes Gesamtkonzept für rundum zufriedene Kunden abzuliefern.
Ein Haus – zwei Zielgruppen
Die 1920 gebaute Altbauvilla in ruhiger Stadtrandlage bedurfte einer Totalsanierung, die mit der Aktualisierung der Wohnstruktur einhergehen konnte. Einige schöne Ausstattungsdetails – wie das Treppengeländer, Türdrücker, Leuchten und Parkett – sind noch original erhalten. Für die Planung des neuen Wellnessbereiches standen im 1. OG mehrere aneinander liegende Räume zur Verfügung. Nichttragende Wände (schraffiert) konnten entfernt werden und zugemauerte Wanddurchbrüche reaktiviert werden. So stand auch frei, den Wintergarten zu modernisieren oder zum Balkon zurückzubauen. Das ausreichende Platzangebot und Budgetfreiheit ließen den Badplanern viel Spielraum für eine Badplanung ohne 08/15-Charakter. Gesucht waren Ideen für die ganz individuelle Wohlfühloase.
Zielgruppe „etabliertes Paar“
Ralf (47) und Birgit (44) (in der Collage zu sehen) sind verheiratet und Sohn Philipp (20 Jahre) kommt nur noch zu Besuch nach Hause. Beide stehen mit beiden Beinen im Leben und sind berufstätig. Sie haben sich nach langem Suchen für ein altes Haus „mit Geschichte“ entschieden. Dieses Haus verfügt bereits über einen eigenen Charakter, welcher ihrer Idee vom Einrichten sehr nahe kommt. Schon jetzt haben sie sich in die liebevollen, authentischen Details des Hauses verliebt. Für sie steht fest, dass diese stilprägenden Elemente erhalten werden müssen und respektvoll in die neue Einrichtung integriert werden.
Birgits Tätigkeit weist keine geregelten Arbeitszeiten auf. Sie betreibt seit mehr als fünf Jahren eine Boutique mit ausgewählten Textilien und Accessoires. Sie hat die Boutique ganz nach ihren eigenen Vorstellungen umgebaut und eingerichtet. Dabei hat sie einen Stil gewählt, wo sie alte Liebhaberstücke gekonnt mit moderner Architektur kombiniert. Das gesamte Ambiente ist durch dunkle Holztöne bestimmt und wirkt somit wohnlich. Einen ähnlichen Stil wünscht sie sich auch für das neue Heim inklusive Bad. Da ihr Mann oft wesentlich früher aufstehen muss, wünscht sie sich, das sie ungestört weiterschlafen kann, während ihr Mann sich fertig macht. Sie möchte in ihrem neuen Bad nicht nur die Körperpflege ungestört erledigen, sondern auch entspannen können. An langen Herbst- und Winterabenden zählt nach langem Stehen in der Boutique ein ausgiebiges Wannenbad dazu, am besten nicht allein, sondern im Beisein ihres Mannes, der ihr dann aus der Tageszeitung vorliest. Ein Wannenbad mit Ausblick in den schönen Garten mit altem Baumbestand wäre einfach traumhaft.
Ralf ist ein Technik-Freak und arbeitet als Motorenentwickler in einem großen Automobilkonzern mit entsprechender Reisetätigkeit. Zuhause genießt er es, das Aufstehen, Frühstücken und die tägliche Pflege ineinanderfließen zu lassen. Ebenso wünscht er sich, dass Baden, Ankleiden und Schlafen miteinander verschmolzen sind. Er wünscht sich ein Bad, wo er direkten Zugriff auf seine eigene Musik hat, wo er die Lichtstimmung seinen Vorlieben und Tätigkeiten anpassen kann. Aufgrund seiner Reisetätigkeit fehlt es ihm an ausreichender Bewegung. Daher würde er gerne zuhause etwas für die Fitness tun, gern würde er diese Übungen auch an frischer Luft vollbringen. Eine Sauna oder Dampfdusche würde das Ganze abrunden.
Die prämierten Entwürfe des von den Industriepartnern Alape, Dornbracht und Duravit unterstützten Wettbewerbs stellen wir, beginnend mit dieser Ausgabe, vor. Die einzelnen Arbeiten werden von Jurymitglied und Innenarchitektin Nicola Stammer detailliert beschrieben.
Top-Liste
Die besten Kreativ-Badplaner
1. Sieger Profiplaner in Installationsbetrieben und Badstudios Dagmar Fröhlich und Andreas Rawe, Rawe GmbH in Recklinghausen Sabine Dorner, Dorner GmbH in Oberteuringen-Bitzenhofen
1. Sieger Architekten, Innenarchitekten und Bauingenieure Britta Barteit, Raumkonfekt Innenarchitekur in Krempe Stephan Pöppelmann, Interior Design in Emsdetten
1. Sieger Juniorplaner in Installationsbetrieben und Badstudios Jürgen Beßler, Baqua Badkonzepte in Münster Juliane Boddenberg, Boddenberg – Die Badgestalter in Köln
1. Sieger Juniorplaner im Großhandel Eric Betz, Sanitär Wahl GmbH in Stuttgart
2. Sieger Profiplaner im Großhandel Gisela Peikert, J. N. Kreiller KG in Traunstein
2. Sieger Juniorplaner in Installationsbetrieben und Badstudios Patrick Weiß, Nabenhauer GmbH in Messkirch
2. Sieger Architekten, Innenarchitekten und Bauingenieure Dirk und Melanie Meuleneers, Studio Meuleneers in Krefeld Katrin Härtel und Christoph Pontzen in Greifenberg
Außerordentliche Anerkennung Thomas Lammering, Achitekturbüro in Düsseldorf Antonie Specht, Ruppert Immobilien in Hamburg Gesa Skowranek-Dröscher, Dröscher Haustechnik GmbH in Walsrode
Herzstück Badewanne
Siegerin in der Kategorie Handwerk und Badstudios ▪ Nur 10 km vom Bodensee entfernt zuhause ist Sabine Dorner, Chefin der Dorner GmbH aus Oberteuringen-Bitzenhofen. Die ambitionierte Badplanerin und der von Ehemann Gisbert Dorner geführte Handwerksbetrieb sind in der Region für gehobenes Badambiente bekannt und haben bereits mehrfach am SBZ-Kreativ-Wettbewerb teilgenommen. Dieses Mal zählen sie zu den Siegern.
Es macht einfach Spaß, mal losgelöst von Budget- und technischen Zwängen zu planen. Dadurch kann man sich kreativ verausgaben und sich mit Neuem beschäftigen. Gereizt hat mich auch die Raumgröße des Bades und dass die anliegenden Bereiche mit einbezogen werden konnten“, erläuterte Sabine Dorner ihre Beweggründe, an dem Wettbewerb teilzunehmen. Ansichten und Grundriss erstellte sie von Hand, die fotorealistischen Perspektiven entstanden mit den Programmen ArchiCAD und Atlantis.
Für die Planerin stand schon bald fest, dass Ankleide, Schlafzimmer, WC, Bad, Fitness und Balkon miteinander verwoben werden müssen. Innerhalb dieser Räumlichkeiten soll sich aber jeder frei bewegen können, ohne den anderen zu stören. Entsprechend der verschiedenen morgendlichen Aufstehzeiten von Birgit und Ralf ist die Ankleide separiert und mit zwei Zuwegen vom Schlafzimmer aus versehen. Eine zusätzliche Tür bietet einen direkten Zugang vom Treppenhaus aus, so kann Birgit ungestört weiterschlafen. Erschlossen wird der neue Privat-Spa-Bereich über einen kleinen Vorflur mit separiertem WC, für kurze nächtliche Wege in direkter Nähe zum Schlafzimmer.
Fitness vorne an
Vom vorgelagertem Flur gelangt man direkt in den Fitnessraum mit Fenster für Tageslicht und Frischluftzufuhr. Dieser ist direkt mit dem Bad durch eine großzügige Schiebetüre verbunden. „Dadurch erhält man mehr Weite und Offenheit“, kommentiert die Badplanerin. Bei der Wahl des Fitnessgerätes hat sie nicht auf herkömmliche Stepper und ein Trimmfahrrad zurückgegriffen, sondern sich für ein Gerät mit vielen Trainingsmöglichkeiten entschieden: „Das Kinesis-Trainingsgerät geht zurück zur natürlichen Bewegung und basiert auf einer Biomechanik. Durch geringe Gewichtsbelastung werden die Gelenke geschont und der Rücken stabilisiert.“ Bei Nichtbenutzung bleibt das Gerät hinter einer Holzwand verborgen.
Nach dem Sport kann er sich im angrenzenden Regal mit Auszug einen frischen Saft pressen oder auf kürzestem Weg unter die großzügige Dusche mit eingebautem Regenhimmel hüpfen – je nach Szenario zur Erfrischung oder Entspannung. Eine Sitzbank in der Dusche rundet das Ganze ab. Die verglaste Sauna schließt sich funktional an die Dusche an.
Highlight für müde Beine
„Da Birgit stundenlang in ihrer Boutique steht, war es mir wichtig, ihr hier durch ein Fußbecken Erleichterung zu schaffen – zwar war dies nicht als Wunsch aufgeführt, aber ein guter Planer sollte zwischen den Zeilen lesen können und Bedürfnisse erkennen“, kommentiert Sabine Dorner den Entwurf. Ideal platziert hat sie das Fußbecken zwischen Fitness- und Duschbereich, im Übergang zwischen Straßenschuh- und Barfußbereich. Dabei dient die verlängerte Sitzbank des Duschbereiches hier als Sitz und zur Aufnahme des mobilen Fußbeckenkubus – bei Bedarf kann er wie eine Schublade herausgezogen werden. „Dadurch erhalten das Bad und der Fitnessraum mehr Großzügigkeit“, so Dorner. „Ab- und Zuleitungen sollen durch flexible Schläuche realisiert werden.“ Getoppt wird das Ganze aber noch durch ein zusätzliches Wasserbecken auf dem rückgebauten Balkon. Hier kann nach dem Saunagang gekneipt oder unter freiem Himmel geruht werden.
Blickrichtung im Fokus
Von allen Ruhepositionen kann man den Blick ins Grüne genießen. Durch den Abriss des alten Wintergartens und eine neue Brüstungsverglasung erhalten das Schlafzimmer und auch das Bad einen freien Blick in den Garten. Ein Wasserbecken mit Wasserfall dient nicht nur als Blickfang, sondern fungiert als Fußbecken nach einem Saunagang und das Geplätscher des Wasserfalls übertönt Geräusche aus der Nachbarschaft oder sorgt im Sommer für kühlere Luft im Schlafbereich: ein Mehrwert, den Birgit und Ralf sicher schätzen werden. Die Vielzahl an Ausblicken sorgt für einen zusätzlichen Entspannungsfaktor, denn das Grün der Natur hat eine beruhigende Wirkung. Sabine Dorner plante zusätzlich einen Elektrokamin ein, der auch an kalten Wintertagen für eine entspannende Atmosphäre sorgt. Ob sitzend in der Sauna, beim Wannenbad, beim Duschen oder auf der Liege ist das Kaminfeuer allgegenwärtig. Bei der Wahl des Elektrokamins wurde eine Technik gewählt, bei der aus einem integrierten Wasserbehälter ultrafeiner Dampf freigesetzt wird, den fünf Niedervolt-Halogenlampen anstrahlen. Dadurch wird ein realistisches 3D-Feuer erreicht. Die Flammenintensität ist mit einer Fernbedienung regelbar.
Wanne im Mittelpunkt
Zentral und frei im Raum positioniert steht die große Whirlwanne mit umlaufend eingebautem dimmbaren LED-Licht und integriertem Soundsystem. In Achse zum großen Rundbogenfenster kann von hier der Blick ins Freie schweifen oder über den rückgebauten Balkon. Perfekt abgerundet wird das Konzept durch eine sanfte indirekte Beleuchtung in der Deckenvertiefung über der Wanne und einem Lüster aus dem Fundus des Hauses. So wird nicht nur das Herzstück Wanne durch die Deckengestaltung betont, sondern das überwiegend indirekte Licht (unterhalb der Wanne & Deckenvoute) sorgt für wohlige Atmosphäre. Die Wanne bietet Platz für zwei und die verbreiterte Holzablage bietet genug Abstellfläche und fungiert gleichzeitig als Sitzbank. Ergänzt wird dieser Bereich durch eine gegenüber liegende Liege- beziehungsweise Sitzfläche mit einer samtigen Polsterung für mehr Gemütlichkeit. Das Tablett mittig auf der Liege dient zur Ablage von Getränken oder Obst. So kann Ralf sich wie gewünscht zu Birgit gesellen, seinen frisch gepressten Saft trinken und ihr aus der Tageszeitung vorlesen.
Technik, die begeistert
Über ein Jung-KNX-System werden alle technischen Funktionen im Haus gesteuert. Ein KNX-Smart-Panel dient als Steuerzentrale ergänzt durch Raumbediengeräte im Schalterdesign und Touchscreen. Multimediaanlage, Jalousien, Fußbodenheizung, Licht und sogar der Kaffeeautomat lassen sich so zentral steuern und dank App fürs Handy auch aus der Ferne. Gepaart mit innovativer und energiesparender LED-Technologie wird eine wirkungsvolle Lichtwelt geschaffen. Abspeicherbare Lichtinszenierungen, stufenlose Einstellung von Lichtfarbe und Helligkeit, die Programmierung von farbdynamischen Lichtszenen lassen wohl keine Wünsche offen. Per Smartphone programmiert und individuell eingestellt kann Ralf sich schon die richtige Lichtstimmung und Musik auf dem Weg nach Hause einstellen – so fängt die Entspannung schon an der Haustür an. Passé sind die Zeiten, wo er in ein dunkles, stilles Haus von seinen Reisen zurückkehrte. Für einen guten Musikklang sorgen viele unsichtbare Flächenlautsprecher (Novasonar) in den Wänden und Decken. Ihre Oberfläche kann frei gestaltet werden, zum Beispiel mit Tapete, Farbe oder mit Putz und Stuckarbeiten.
Stimmungsvolles Ambiente
Alle Holzmöbel sowie der Waschplatz, die Verkleidung der Badewanne, Sitzbänke, Fußbecken, Regale und Fitnessanlage wurden aus dem Material Walnuss Holzdekor ausgeführt. Die Türen und eine Wand im Bad sind passend mit Holzkassetten verkleidet. Passend zu den dunklen Flächen wurden helle Natursteinfliesen gewählt, als starker Kontrast und für eine helle, moderne Ausstrahlung. Die restlichen Wände sind homogen und in glatter, heller Oberfläche mit mineralischem Putz ausgeführt. So wurden auch Lautsprecher gewählt, die in den Wänden unsichtbar integriert werden. Partiell wurde eine Ornamenttapete eingesetzt, um zum Beispiel im WC die dunkle Tür optisch zu integrieren. Licht und Farbe, Stil und Ausstattung wurden harmonisch aufeinander abgestimmt und wiederholen sich fortlaufend auch in den angrenzenden Zimmern.
Kommentar der Jury
Funktional, lichtdurchflutet und von den Abläufen optimal geplant begeisterte dieser anspruchsvolle Entwurf die Jury. Sabine Dorner hat gekonnt die Bedürfnisse des Paares erkannt und in ein großzügiges Konzept umgesetzt. Mit dem gegebenen Raum wusste die Planerin umzugehen. Besonders der Rückbau des Wintergartens zum Balkon mit kleinem Wasserbecken wusste zu überzeugen: ideal für die nötige Abkühlung nach einem Saunagang oder die Entspannung bei Frischluft.
Die bewusst gewählte Nähe des separierten WC zum Schlafbereich unterstreicht die funktionale Integration in die täglichen Abläufe. Die Materialität und Kombination mit antiken Stilelementen ist modern und harmonisch zugleich. Hinzu kommt die professionelle Visualisierung mit vielen fotorealistischen Perspektiven und verschiedenen Lichtinszenierungen. So können Birgit und Ralf sich ihre neue Wellnessoase zum Greifen nahe vorstellen.
Steckbrief
Dorner GmbH in Oberteuringen
Sabine Dorner konnte bereits 2008 die Jury mit einem ausgeklügelten Licht- und Mediakonzept überzeugen. Nach einigen Jahren als zweite Hand der Firmengründer Edmund & Maria Dorner haben Gisbert und Sabine Dorner den 1961 gegründeten SHK-Betrieb übernommen.
Heute sorgen 20 Mitarbeiter für den reibungslosen Ablauf rund um Sanitär, Heizung, Klima und Flaschnerei. Sabine plant nun schon seit über 25 Jahren die Bäder, die Gisbert und Team dann umsetzen. Erst Anfang des Jahres wurde die exklusive Ausstellung überarbeitet und erweitert.
Rückzugsorte inklusive
Sieger in der Kategorie Handwerk und Badstudios ▪ Die Rawe GmbH Bad & Heizung aus Recklinghausen ist für seine exklusiven Bäder bekannt. Planerin Dagmar Fröhlich und Firmenchef Andreas Rawe vestehen sich als Team und haben einen ganzheitlichen Entwurf erstellt. Er berücksichtigt Ruhe- und Aktivzonen und erfüllt mehr als nur die Wünsche der Bauherren. Damit haben sie letztlich auch die Jury überzeugt.
Dabei lag den beiden eine grundlegende Raumstruktur am Herzen, die die Abläufe zwischen den verschiedenen Nutzungen (Schlafen, Ankleiden, Ruhen, Fitness) im Obergeschoss berücksichtigt. So war für Dagmar Fröhlich die Lage des Schlafzimmers mit angeschlossener Ankleide wichtig: „Es sollte eine Morgenlage haben, da Birgit und Ralf am Wochenende gerne im Bett frühstücken. Damit Birgit bei Bedarf länger ungestört schlafen kann, ist hinter dem hohen, altersgerechten Boxspringbett eine neue Wand mit innenliegenden Schiebetüren eingestellt, hinter der die Ankleide liegt.“ Die ursprüngliche Türöffnung zum Treppenhausflur wurde wieder aktiviert, sodass Ralf zur Not über den Flur ausweichen kann und Birgit so nicht stört.
Wintergarten als Rückzugsort
Der neue Wintergarten dient als Ruhe- und Rückzugsbereich für die beiden. Angeschlossen an das Bad und den Schlafbereich, welches durch zwei neue große Kasettenschiebetüren abgeteilt ist. So dient der Wintergarten nicht nur als Erweiterung des Schlafbereiches, sondern fügt diesem, im ruhigsten Bereich gelegen, einen Loungebereich hinzu. Er erhält eine neue Brüstungshöhe von 55cm auf Höhe der großzügigen, erwärmbaren Ruhepodeste in Naturstein Avorio San Sebastian, einem patinierten Kalkstein mit samtig seidiger Oberfläche. Integriert in die Ruhepodeste ist die von Birgit gewünschte Wanne (2nd Floor). Durch die niedrige Brüstungshöhe kann Birgit beim entspannenden Wannenbad den Blick in den Garten genießen und Ralf kann ihr nach dem Saunagang auf den Ruhepolstern Gesellschaft leisten. Aber es gibt noch eine Alternative: Ergänzt wird dieser Bereich um einen verglasten Eck-Kamin mit seitlichem vertikalen Holzfach. „So sorgt das Kaminfeuer besonders an Winterabenden für wohlige Wärme und Atmosphäre.
Bad nach Nutzung zoniert
Durch den Einbau einer neuen Trennwand wird das Bad in nutzungsbedingte Zonen gegliedert. Im Zentrum liegt das Aktiv-Bad mit Dusche, Fußbad und Waschtischanlage. Alle Objekte, die am häufigsten angesteuert werden, liegen daher funktional im vorderen Bereich. Die Waschtischanlage mit zwei Unisono-Aufsatzbecken von Alape auf einem Nussbaummöbel mit Schüben und unterem offenen Ablageboard schafft eine Verbindung von Alt und Moderne. Darüber ist eine halboffene Einbauschranklösung mit schiebbaren Spiegelflächen und Pendelleuchten für eine perfekte Ausleuchtung des Gesichtes geplant. Den Waschtischen gegenüber liegt ein in einem Block integriertes Fußbecken, das nach einem langen Arbeitstag für entspannte Beine sorgt und Venenerkrankungen vorbeugen soll. Der Sitzblock erstreckt sich in den großzügigen Duschbereich, abgetrennt durch eine aufgesteckte raumhohe Glasscheibe. Grundriss und Ansichten der Pläne wurden übrigens in ArchiCAD und die Perspektive in PaletteCAD erstellt.
Der Duschhimmel Sensor Sky von Dornbracht bietet verschiedene Licht- und Stimmungsinszenierungen. Ein Kneipp-Schlauch und eine Schwallbrause sorgen für die richtige Abkühlung nach einem Saunagang. Eine abgehängte Decke mit Lichvoute fasst diesen Bereich optisch zusammen. Als Übergang zum Ruhebereich Wintergarten schließt sich vor dem Rundbogenfenster eine Entschleunigungszone mit antikem Sessel und Schminkplatz an. Das WC mit Handwaschbecken wird separat in der unteren rechten Raumecke mit Fenster für Tageslicht und zur Belüftung platziert. „Es befindet sich so in direkter Nähe zum Eingang und ist auf geradem Weg vom Schlafzimmer aus erreichbar. Nächtliche Hindernisläufe werden so vermieden“, sagt Rawe. Hinter der neu eingezogenen Trennwand befinden sich Sauna und Fitnessbereich.
Sauna und Work-out-Bereich
Bewusst wurde die Sauna von Fröhlich und Rawe in den dunkleren Teil gelegt. Hier sollen Körper und Geist Ruhe finden und sich durch nichts ablenken lassen. Blickgeschützt kann hier völlig abgeschaltet werden. Die Sauna ist mit einer großzügigen Eckverglasung ausgestattet, sodass der Blick auf die Kunstobjekte oder die gegenüber liegende inszenierte Wand fallen kann (siehe oben rechts). Hier wird durch unterschiedlich angeordnete Leuchten, die mit einer RGB-Steuerung wechselnde Farbstimmungen erzeugen, der Blick aus der Sauna gefangen. Durch eine Glasschiebetür gelangt Ralf von hier aus zum Work-out, dem Fitnessbereich, der durch farbige raumhohe Wandpaneele und den über Eck angeordneten Schriftzug „Work-out“ seine eigene Stimmung erhält. In dem vorgesetzten Wandpaneel ist ein Flat-TV integriert, sodass er nach Lust und Laune mit passender Unterhaltung trainieren kann oder aus dem Fenster ins Grüne schauen kann. Ein schallabsorbierendes Deckenfeld mit indirekter Beleuchtung rundet den Raum ab.
Zentrale Frühstücksbar
Im angrenzenden Bereich zwischen Schlafzimmer und der Eingangstür befindet sich die Frühstücks-Kaffee-Bar mit kleinem Kühlschrank für frische Früchte und Getränke, sodass Birgit und Ralf an den Wochenenden den ersten Kaffee und ein kleines Frühstück bereits im Bett genießen oder sich nach dem Saunagang oder für das Wannenbad einen frisch gepressten Orangensaft zubereiten können – angesichts der hohen Räume und somit weiter Wege und vieler Stufen zur Küche im Erdgeschoss eine Bereicherung und Abrundung des ganzen Konzeptes. Über dem Möbel ist der Gira Control Client angebracht, mit dem Ralf Lichtszenarien für die seitliche Beleuchtung des abgehängten Deckenfeldes, die inszenierte Wand, und auch die Musik in Szenarien je nach Wunsch auswählen kann.
Ambiente mit Kunst
Birgit kann sich über die in Szene gesetzten Kunstobjekten vor dem Duschbereich sowie links und rechts vor dem WC freuen. Auf 30 cm hohen Mosaikpodesten angebracht und gesondert beleuchtet unterstützen diese die ganz besondere Stimmung in diesem Wellnessbad. Die großformatigen Bodenplatten finden im Nassbereich ihren Einsatz. Gepaart mit den großen monolithischen Flächen des Natursteins der Ruhepodeste, des Sitzblocks im Duschbereich und des Spritzschutzes im Waschtischbereich wird eine großzügige und harmonische Stimmung erzeugt, die diesen Entwurf besonders auszeichnet.
Weiter herausragende Planungen gibt es in der nächsten SBZ. Alles Wissenswerte rund um den Wettbewerb finden Sie auf https://www.sbz-online.de/tags/kreativitaet .
Kommentar der Jury
Eine hochkarätige Planung, die keine Wünsche seitens der Bauherren offen lässt. Das sehr funktionale Konzept ist bis ins kleinste Detail durchdacht. Lichteinflüsse, Ausblicke, Lage der Objekte – hier stimmen alle Abläufe in Bezug zueinander. Dagmar Fröhlich und Andreas Rawe zeigten ein besonderes Gespür für die Wünsche und deren Umsetzung. Gekonnt wurde mit dem großzügigen Raumangebot umgegangen.
Besonders begeisterte die Jury die bewusste Saunaplatzierung im dunkleren Bereich sowie die Trennung und Distanz des Work-out-Bereiches zum Schlafzimmer. Ebenso überzeugend sind Lage und Integration des Fußbades und der Frühstücksbar mit Kühlschrank – die ein besonderes Lob verdient. Der Wintergarten mit Wanne und Liege in Kombination mit einem Kamin für kalte Winterabende runden das Gesamtbild ab. Hinzu kommt die erstklassige Präsentation im Hinblick auf Darstellungstechnik und Layout.
Steckbrief
Rawe GmbH aus Recklinghausen
Angela und Andreas Rawe waren schon 2006 unter den Top 20 platziert und konnten 2008 die Jury mit einem Siegerbad begeistern. Diesmal plante Rawe mit seiner neuen Mitarbeiterin Dagmar Fröhlich, die für den Bereich Badplanung und Ausführung gewonnen werden konnte. Fröhlich ist Dipl.-Ing. der Architektur und kann auf eine langjährige Berufserfahrung im Bereich Innenarchitektur und Badplanung zurück greifen. Der SHK-Handwerksbetrieb ist von Rolf Rawe gegründet worden und besteht seit 35 Jahren. Heute wird der Betrieb mit 16 Mitarbeitern (davon fünf Auszubildende) von den Brüdern Andreas und Michael Rawe geführt. Der Betrieb mit der großzugigen Ausstellung gehört der Bad & Heizung-Concept AG an.