Alles begann im Jahr 1963, ein Flautejahr für Druckereien. Da starteten Dieter Assenbaum und Johann Trummer, beide im Druckereigewerbe aktiv, als Lizenznehmer einer Schweizer Firma für Badewannenreparaturen. Bei dem damaligen Bauboom und den zahlreichen Schäden an Email-Wannen wurde dies schnell zu einer gefragten Dienstleistung. 1965 stieg Kurt Stolz, Spezialist aus dem Bereich der Getränketankbeschichtungen als Gesellschafter ein. Deutschlandweit wurden handwerklich geschickte junge Männer gesucht, die die Email-Reparaturen vor Ort durchführen sollten. Stolz und Assenbaum reisten durch die Lande und nutzten die Reparaturen bei Privatkunden als Schulung neuer freier Mitarbeiter und entwickelten im Laufe der Zeit ein eigenes Reparatursystem. 30 Vertreter zählte das Start-up-Unternehmen und übernahm für die damals noch 15 Hersteller von Email-Wannen die Abwicklung der Garantieleistungen und Reparaturen.
Das Konzept wurde auch in Schweiz, Österreich und Frankreich umgesetzt. Lizenzverträge in Argentinien, Belgien, Holland, Israel, Jakarta, Spanien und Ungarn folgten. Überall wurde nach dem Verfahren von Repabad gearbeitet und die Materialien wurden weltweit verschickt. Im Ausland wurde bis 2006 noch das Eigenprodukt „Reparaturmaterial für Email“ angeboten. Auch heute noch erhält Repabad Anfragen, aber aufgrund nicht mehr lieferbarer Rohstoffe und der gestiegenen Anforderungen im Bereich Umweltschutz wird das Reparaturmaterial nicht mehr hergestellt.
Wanne auf Wanne am Biertisch erfunden
Dann ergab sich 1967 eine folgenreiche Fügung. Sozusagen im Biertischgespräch wurde das Wanne-auf-Wanne-System erfunden. Julius Fischer, Vertreter von Repabad, tauschte sich mit seinem Vermieter König, der die Generalvertretung für Plexiglas Röhm in Darmstadt hatte, über die jeweilige Tätigkeit aus. Intensiv wurde über die Verformung von Plexiglas, das es in unterschiedlichen Farben zu diesem Zeitpunkt bereits gab, im Vakuumverfahren gesprochen. Dabei kam die Idee auf, dass durch dieses Verfahren auch Badewannen tiefgezogen werden könnten – zum damaligen Zeitpunkt ein Novum. Es gab noch keinen Acrylwanneneinsatz-Hersteller auf dem europäischen Markt.
Die Idee stieß bei Assenbaum und Stolz auf großes Interesse. Die Wannenreparaturspezialisten stellten Fischer das notwendige Startkapital zur Verfügung, um diese Überlegungen umzusetzen und zu testen. Verschiedenste Produktionsstätten, angefangen von der Garage über Lagerhallen, folgten. Anfangs glaubte man noch, man könne mit sechs bis zehn Wannenmodellen alles abdecken. Wie sich herausstellte, ein Irrtum. Heute gehören 240 Modelle zum Sortiment. Der Einbau neuer Wanneneinsätze erfolgte damals ohne die Entfernung der Ablaufgarnitur. Mit einem Glasfaser-Polyester-Gemisch wurde die Verbindung punktuell zur alten Wanne hergestellt. Nachteile des Verfahrens waren die hohe Feuergefährlichkeit und die Geruchsentwicklung beim Einbau.
Wenn brennende Eimer aus dem Fenster fliegen...
Mit diesem neuen Verfahren holte das schwäbische Unternehmen Großaufträge aus dem Hotel- und Objektbereich. Eine namhafte Adresse, das Hotel Interconti Frankfurt, ließ rund 1000 beschädigte Wannen nach diesem Verfahren sanieren. Die Feuergefährlichkeit des Materials wurde Repabad dort fast zum Verhängnis. Einem Mitarbeiter fiel eine Zigarette in das hoch feuergefährliche Gemisch. Der Eimer fing an zu brennen und dem Mitarbeiter fiel nichts Besseres ein als den brennenden Eimer aus dem Fenster zu werfen, zum Glück ohne weitere Folgen. Daher ist es nicht von ungefähr, dass gerade eine Feuerlöscherkartusche den Anstoß für die Weiterentwicklung des Wanne-auf-Wanne-Systems brachte. Gunther Stolz (gs), schon von Kindesbeinen regelmäßig mit dem Vater unterwegs und heutiger Chef der Repabad GmbH, verhalf seinem Vater zu der Idee mit dem Polyurethan-Schaum. Stolz ging mit seinem Einfall zu ARA, einem schwäbischen Polyurethan-Hersteller aus Unterensingen. Gemeinsam entwickelten sie eine spezielle Rezeptur für eine flächendeckende Aufbringung des Schaums beim Einbau einer neuen auf eine alte Badewanne.
Hoesch arbeitete seit 1975 für Repabad
Ausgiebige Testphasen und lange Nächte gingen der Marktreife voraus. Das Tüfteln und die Geduld zahlten sich aus. Die damalige Rezeptur wird heute noch weltweit eingesetzt. Kurt Stolz brachte das Produkt unter dem Namen „Repabad gs“ als Dank an seinen damals sechsjährigen Sohn, den Ideengeber, auf den Markt. 1968 wurde das neue Verfahren „Wanne auf Wanne“ zum ersten Mal erfolgreich eingesetzt. Die Erfindung war aber nicht patentierfähig, da in den USA das Verfahren bereits bekannt, aber nicht im Einsatz war.
Repabad bezog die Wanneneinsätze zu 100 % von Fischer. Als der Bedarf zu groß für diese kleine Produktion wurde, die 1978 abbrannte und in einem anderen Anwesen neu startete, führte Kurt Stolz Gespräche mit dem Dürener Unternehmen Hoesch, damals führender Hersteller im Bereich der Acrylwannen. 1975 wurde die Zusammenarbeit besiegelt. Zweistufler Repabad ließ Tiefziehwerkzeuge herstellen und bei Dreistufler Hoesch produzieren. Zur damaligen Zeit war eine Kooperation von einem Zwei- und einem Dreistufler eigentlich nicht denkbar. Aber unter der Führung von Hoesch-Chef Brandes und Kurt Stolz verlief die Zusammenarbeit 25 Jahre erfolgreich. Erst ab 1980 arbeitete Repabad auch mit Installateuren zusammen. Und erst ab 1986 wurde das Verfahren unter dem noch heute bekannten Wortlaut „Wanne auf Wanne“ vertrieben.
Vom Vertragsbruch zur langjährigen Zusammenarbeit
Aufgrund seiner Erfahrungen bei Repabad entwickelte Jan van der Hoek, Vertriebspartner von Repabad in Holland, still und heimlich ein eigenes Tiefziehsystem. Rückgängige Wannenzahlen und das Bauchgefühl sagten Stolz, dass da etwas nicht stimmte, und so überraschte er van der Hoek bei der Produktion seiner ersten eigenen Wanne. Aus diesem Vertragsbruch wurde paradoxerweise eine weitere langjährige Zusammenarbeit. Der holländische Markt ging an van der Hoek, der dort weiterhin unter Repabad auftrat, im Gegenzug lieferte dieser Repabad weitere Wannenmodelle. Der Holländer mauserte sich zu einer der modernsten Produktionen in Europa. Bis 2010 bezog Repabad das Gros der Wannen aus diesem später unter dem Namen Saninova geführten Betrieb. Seit 2011 wird die Produktion (mit eigenen Formen) auf mehrere Schultern verteilt.
100 % Stolz
1992 erfolgte der Umzug von Möhringen nach Wendlingen am Neckar an den heutigen Firmensitz von Repabad. 1998 kamen zusätzliche Kapazitäten in Kirchheim unter Teck hinzu, von damals 945 m2 wurde die Produktions- und Lagerfläche auf heute 4435 m2 erweitert. 1999 erfolgte die Übernahme der Gesellschafteranteile von Dieter Assenbaum durch Kurt und Gunther Stolz, der gleichzeitig in die Geschäftsführung einstieg. Im Jubiläumsjahr 2013 geht Repabad zu 100 % in den Besitz der Familie Stolz über. Juniorchef Gunther (41) übernimmt die Gesellschafteranteile des stillen Gesellschafters Johann Trummer.
Zurzeit beschäftigt das mittelständische Familienunternehmen 90 Mitarbeiter. „Das erste Design haben wir in Handarbeit und ohne Vorkenntnisse entwickelt“, lässt uns Seniorchef Kurt Stolz, der mit 72 Jahren immer noch täglich im Geschäft ist, wissen. Vieles ist gleich geblieben. Auch heute fließen die Ideen und Vorgaben der Chefs in die Produkte ein und erst im zweiten Schritt verleihen Industriedesigner den letzten Schliff. Im eigenen Entwicklungszentrum werden die Ideen umgesetzt, getestet und zur Serienreife gebracht. Auch künftig darf man aus Wendlingen interessante Produkte erwarten – denn mit 50 fängt das Best-Ager-Leben bekanntlich erst richtig an. DS
SBZ Quiz
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fünf hochwertige Badehandtücher
Einsendeschluss ist der 30. September. Die Gewinner veröffentlichen wir in der SBZ 20/2013. Mailen Sie uns die Lösung und Ihre Anschrift und Telefonnummer an: wannengott@sbz-online.de
Extras
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