Der demografische Wandel stellt die Gesellschaft vor neue Herausforderungen. Schrumpfung und Alterung der Gesellschaft werden den Bereich des Wohnens und die Anforderungen an Wohnungsangebote verändern. Der Wandel erfordert die bedarfsorientierte Ausweitung des Angebots an altersgerechten Wohnungen. Investitionen in Wohnungsbestand, Wohnumfeld und Infrastruktur sind wichtige Themen der Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik, um Menschen mit eingeschränkter Mobilität möglichst lange ein selbstständiges Leben in gewohnter Umgebung zu ermöglichen.
Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung
Seit dem Jahr 2003 geht die Zahl der Einwohner zurück. Im Jahr 2030 wird Deutschland etwa 2,7 Millionen Einwohner weniger haben als Ende 2009. Trotz rückläufiger Bevölkerungsentwicklung wird die Nachfrage nach altersgerechten Wohnungen mittelfristig steigen. Die Zuwächse von ca. 500000 wohnungsnachfragenden Haushalten werden fast ausschließlich bei den Haushalten mit älteren Personen erwartet. Gemäß der BBSR-Wohnungsmarktprognose nehmen die Haushalte der über 60-Jährigen bis 2025 um 2,9 Millionen zu. Insbesondere der Anteil von Haushalten der über 75-Jährigen wird deutlich ansteigen.
Altersstrukturentwicklung
Der Anstieg der Haushalte mit Personen über 65 ergibt sich vor allem aus der Alterung der Bevölkerung. Folgende Veränderungen werden nach der mittleren Variante der Prognosen der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes erwartet: Betrachtet man die langfristige Perspektive bis 2050, so zeigen sich zwischen den Altersgruppen der älteren Menschen unterschiedliche Entwicklungen. Während die Zahl der jüngeren Alten (65- bis 80-Jährige) bis 2030 zunächst steigt und sich dann bis 2050 wieder reduziert, erhöht sich die Zahl der Hochaltrigen (80 Jahre und älter) bis 2050 kontinuierlich auf dann ca. 10 Millionen Menschen. Daraus ergeben sich zwei unterschiedliche Bedarfslagen für das Wohnen im Alter:
- Wohnformen, die weniger umfassende Hilfe anbieten als vielmehr dem Bedarf nach Selbstständigkeit und der freien Wahl von Gemeinschaft sowie einer Lebensform für eine Lebensphase zwischen Familie und Beruf und dem eigentlichen Altsein nachkommen. Dieser Bedarf ist vor allem mittelfristig (bis 2030) besonders hoch.
- Wohnformen, die umfassende Hilfe gewährleisten, der Vereinsamung entgegenwirken und weniger auf Selbstständigkeit als auf Selbstbestimmung trotz schwerwiegender körperlicher und auch psychischer/geistiger Einbußen setzen (Hochaltrige). Dieser Bedarf nimmt in den nächsten 40 Jahren kontinuierlich zu und wird bis 2050 besonders hoch sein.
Entwicklung des Hilfebedarfs
Das Wohnungsangebot wird in Zukunft stärker als bisher auf die Bedarfslagen von hilfe- und pflegebedürftigen älteren Menschen ausgerichtet sein müssen. Zwar kann die mit der Hochaltrigkeit einhergehende höhere Prävalenz von Pflegebedürftigkeit nur ungenauer vorausgesagt werden als die Bevölkerungsentwicklung, jedoch legen die Prognosen eine deutliche Steigerung dieses Anteils der Bevölkerung nahe. Die Zahl der Pflegebedürftigen wird sich voraussichtlich von heute rund 2,3 Millionen (davon 1,3 Millionen 65-Jährige und Ältere) auf über 3,4 Millionen bis 2030 erhöhen. Dadurch wird die Nachfrage nach besonderen Wohnformen wie Heimplätzen erheblich ansteigen. Prognoseberechnungen gehen davon aus, dass das bestehende stationäre Versorgungsangebot verdoppelt werden müsste, wenn an den bestehenden Wohn- und Versorgungsstrukturen nichts verändert wird. Dies ist nicht nur ökonomisch kaum zu bewältigen, sondern eine solche Entwicklung ginge auch an den Bedürfnissen der meisten älteren Menschen vorbei. Eine Vielzahl von Untersuchungen zu den Wohnwünschen von älteren Menschen belegen, dass die meisten im Alter in ihrem vertrauten Wohnumfeld – auch dann, wenn sie auf Hilfe und Pflege angewiesen sind – verbleiben wollen.
Dem zukünftigen Bedarf an altersgerechtem Wohnraum kann nicht allein durch zusätzliche neu zu bauende Angebote an betreutem Wohnen oder Pflegeheimen entsprochen werden. Das bestehende normale Wohnungsangebot muss sich an den besonderen Bedarfslagen dieser Bevölkerungsgruppen orientieren. Das bestehende Wohn- und Versorgungsangebot ist den künftigen Herausforderungen nicht gewachsen und muss entsprechend angepasst werden:
- Für das normale Wohnen bedeutet dies, dass die Nachfrage nach altersgerechtem, weitgehend barrierefreiem Wohnraum steigt und das Angebot überschreitet. Dabei geht es um die individuelle Anpassung des Bestands.
- Daneben wachsen auch Anforderungen an die Wohnungsversorgung, die über die Bereitstellung alterstauglicher Wohnungen hinausgehen. Neben einem barrierefreien Wohnumfeld, der Bereitstellung wohnortnaher Infrastruktur und der Integration von sozialen Angeboten müssen Wohnungsanbieter zusammen mit Kommunen und Wohlfahrtsverbänden dazu beitragen, dass das soziale Zusammenleben unter und zwischen den Generationen gestärkt wird.
- Eine besondere Herausforderung resultiert aus veränderten Lebensformen für die Entwicklung angemessener Wohnformen mit umfassender Hilfe. Dies ist umso notwendiger, da mit dem dramatischen Rückgang der Zahl jüngerer Menschen auch die Zahl potenzieller Helfer abnimmt. Durch die sehr starke Zunahme der Hochaltrigen wird die Möglichkeit ambulanter Pflege in der eigenen Wohnung zu einem wichtigen Kriterium.
- Darüber hinaus muss sich das Wohnungsangebot auch für neue Wohnformen öffnen, wie selbstständiges gemeinschaftliches Wohnen oder gruppenorientierte Wohnformen für Pflegebedürftige.
Die SHK-Branche muss diesem demografischen Wandel Rechnung tragen und den Anforderungen in Form von barrierefreien Komfortbädern und einer insgesamt altersoptimierten Haustechnik entsprechen.
Extras
Die vollständige Studie „Wohnen im Alter“
Die Studie des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung beschreibt die zunehmende Bedeutung des demografischen Wandels für die Gesellschaft. Sie enthält noch zahlreiche weitere interessante Aspekte, umfasst 96 Seiten und kann auf SBZ-Online als PDF heruntergeladen werden.
https://www.sbz-online.de/tags/extras-zum-heft
Prognose
Bevölkerungsentwicklung 2009 bis 2030
Die jüngere Bevölkerung schrumpft: Bis zum Jahr 2030 ist mit einer Schrumpfung der jüngeren Bevölkerung zu rechnen. Die 20- bis unter 65-Jährigen werden von ca. 50 Millionen um 6,2 Millionen zurückgehen, auch die Zahl der unter 20-Jährigen wird deutlich sinken. Der Anteil der Älteren steigt kontinuierlich: Die Zahl der über 65-Jährigen wird immer größer. Sie steigt von 16,7 Millionen auf 22,3 Millionen Menschen im Jahr 2030.
In Zukunft wird mit 28 Prozent mehr als jeder vierte Bundesbürger älter als 65 Jahre sein. Die Alterung wird in Zukunft von den Hochaltrigen, also den über 80-Jährigen, bestimmt. Bis zum Jahr 2030 wird deren Zahl von ca. 4,1 Millionen auf dann 6,4 Millionen steigen.
Zur Sache
Generationenübergreifendes Produktangebot
Hersteller wie Hewi setzen sich mit der demografischen Entwicklung intensiv auseinander und bieten modulare Systemlösungen, die für Menschen jeden Alters und unabhängig von physischen Voraussetzungen nutzbar sind. Die einzelnen Funktionen der Systeme werden gemäß den unterschiedlichen Anforderungen konzipiert, die in den Bereichen Komfortwohnen, Homecare, Public und der institutionellen Pflege gestellt werden.
Wohlfühlbäder für Menschen jeden Alters zu schaffen – das ist die grundlegende Idee generationenübergreifender Badkonzepte. Bei Modernisierungen und Umbauten bestehender Bäder sind die kleinen Grundflächen oft problematisch. Aber Komfort und Sicherheit sind auch auf kleinstem Raum realisierbar.
Eine clevere Anordnung der Funktionsbereiche Waschtisch und WC schaffen Bäder, die auch der Generation 50-plus ausreichend Komfort bieten. Eine fest installierte Sitzgelegenheit in der Dusche erhöht den Komfort und die Sicherheit für alle. Mittels Komfortelementen, wie beispielsweise Hocker und durchgehender Spiegel, kann der Waschtisch auch im Sitzen genutzt werden. Dies ist nicht nur für ältere Menschen komfortabel, sondern auch für Kinder. Durch diese Ergänzung der klassischen Sanitäraccessoires wird die Badnutzung nicht nur komfortabler, sondern auch sicherer.
Häufig sind individuelle Lösungen zur Pflege gefragt, um körperliche Einschränkungen zu kompensieren und den vorhandenen Platz optimal zu nutzen. Die Produkte sollen aber nicht auf Defizite verweisen, sondern formschön sein und eine intuitive Nutzung erlauben. Die Industrie bietet hierzu flexible Sanitärsysteme, deren modulare Einzelkomponenten eine Badgestaltung ermöglichen, die auf die individuellen und sich im Alter verändernden Bedürfnisse anpassbar sind. Gerade auch kleine Maßnahmen können große Wirkung haben. Der Einbau von Haltegriffen im Bad beispielsweise oder auch die Integration von Stützklappgriffen fördern die Selbstständigkeit des Nutzers und erhalten dessen Bewegungsfreiheit. Aufgrund der konsequenten Gestaltung sind sie dabei als Pflegeprodukt nicht erkennbar und fügen sich harmonisch in die Raumgestaltung ein.