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Effizienz und Kombinationsmöglichkeiten sind schlagkräftige Vorteile

Öl-Brennwerttechnik wächst gegen den Markttrend

Der Vergleich zu 2008 zeigte beim Absatz von Öl-Brennwertgeräten ein Plus von 24 % auf. Im vergangenen Jahr entfielen auf je zehn neu installierte Ölheizungen bereits mehr als sechs Öl-Brennwertgeräte. Diese Zahlen gehen aus der aktuellen Absatzstatis­tik des Bundesindustrieverbandes Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) für das Jahr 2009 hervor.

Strombetriebene Wärmepumpen hingegen mussten im letzten Jahr gegenüber 2008 ein Absatzminus von 12 % hinnehmen. Noch weniger gefragt waren 2009 Festbrennstoffkessel etwa für Pellets und Scheitholz. Hier verzeichnet die Statistik ein Minus von 25 % im Vergleich zu 2008. Auch die Solarthermie erlebte 2009 einen erheblichen Nachfragerückgang (minus 26 %).

Dennoch wurden im vergangenen Jahr auf deutschen Dächern 1,58 Mio. m2 Kollektorfläche neu installiert. Bemerkenswert ist dabei, dass mehr als die Hälfte aller neu installierten Öl-Brennwertgeräte mittlerweile mit einer Solaranlage zur Warmwasserbereitung und/oder Heizungsunterstützung kombiniert werden. Ein Grund hierfür: Ölheizer verfügen in der Regel über ausreichend Platz, um einen großen Wärmespeicher im Heizungsraum unterzubringen. Bei Gebäuden mit Dachheizzentralen ist diese Voraussetzung meist nicht gegeben.

Kesseltauschbonus für Brennwert plus Solarthermie

Die wachsende Zahl der Öl-Solarheizungen ist zweifellos auch auf die staatliche Förderung zurückzuführen. Die Verknüpfung der Zuschüsse für thermische Solarkollektoren mit einem Kesseltauschbonus für Brennwerttechnik ist zielgerichtete Förderung von Effizienzsteigerung und erneuerbarer Energienutzung.

Diese kombinierte Zuschussförderung hat der Bund im Marktanreizprogramm zur Nutzung erneuerbarer Energien (MAP) zunächst bis Ende 2010 verlängert. Wird ein alter Heizkessel gegen ein neues Brennwertgerät ausgetauscht und gleichzeitig eine Solarthermieanlage zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung installiert, kann beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) der Kesseltauschbonus in Höhe von 400 Euro beantragt werden. Die neue Regelung tritt rückwirkend für alle seit dem 1. Januar 2010 beim BAFA gestellten Anträge in Kraft. Zum Kesseltauschbonus hinzu kommt die Solarförderung von 105 Euro pro m2 Kollektorfläche sowie 50 Euro Zuschuss für eine besonders effiziente Solarkollektorpumpe. Zudem kann noch bis zum 30. Juni 2010 ein Zuschuss in Höhe von 200 Euro für den Einbau einer hocheffizienten Umwälzpumpe beim BAFA beantragt werden.

Angesichts des angespannten Bundeshaushalts ist ein Programmstopp im Verlauf dieses Jahres allerdings nicht auszuschließen. Statt ursprünglich geplanter 400 Mio. Euro stünden für 2010 nur noch 257 Mio. Euro zur Verfügung. Grund sei unter anderem eine Haushaltssperre, die 115 Mio. Euro blockiert. Werde diese nicht aufgehoben, könnten nur noch bereits vorliegende Anträge bewilligt werden, berichtet die Süddeutsche Zeitung in der Ausgabe vom 26.03.10.

Das Effizienzprinzip der Öl-Brennwerttechnik

Der Einbau effizienter Öl-Brennwerttechnik sowie ergänzend die Einbindung einer Solarthermieanlage im Gebäudebestand zählt zu den effektivsten und wirtschaftlichsten Maßnahmen zur Energieeinsparung. Bis zu 30 % weniger Heizöl als ein Standard- oder Niedertemperaturkessel der ersten Generation verbraucht ein modernes Öl-Brennwertgerät. In Kombination mit einer Solaranlage zur Warmwasserbereitung ist ein bis zu 40 % geringerer Heizölbedarf möglich.

Für diese Einspareffekte gibt es mehrere Gründe: Zunächst einmal weisen alle neuen Heizgeräte aufgrund besserer Dämmung geringere Energie/Wärmeverluste über die Geräteoberfläche auf. Moderne Regelungstechnik gewährleistet zudem einen effizienteren Brennerbetrieb, der Auskühlungsverluste aufgrund längerer Brennerpausen vermeidet.

Im Gegensatz zu konventioneller Heiztechnik kommt bei Brennwertgeräten noch die Nutzung der bis zu 160 °C heißen Abgase hinzu. Bei der Verbrennung von Heizöl entsteht Wasserdampf durch den im Brennstoff enthaltenen Wasserstoff. Die heißen Abgase strömen an einem Wärmetauscher vorbei und kühlen dabei soweit ab, dass es zu einer Kondensation des Wasserdampfes kommt. Die frei werdende Kondensationswärme (latente Wärme) wird neben der fühlbaren Wärme der Abgase zusätzlich für die Erwärmung des Heizwassers oder zur Verbrennungsluftvorwärmung genutzt. So setzt diese Heiztechnik die Brennstoffenergie nahezu vollständig in Nutzwärme um.

Umstellung des Bezugspunktes für Nutzungsgrade

Immer mehr Heizgerätehersteller beziehen sich bei Angaben zur Energieausnutzung ihrer Heizkessel nicht mehr auf den sogenannten Heizwert (Hi), sondern physikalisch korrekt auf den Brennwert (Hs). Der Brennwert berücksichtigt auch die Kondensationswärme des Wasserdampfes, die bei konventioneller Heiztechnik ungenutzt durch den Schornstein entweicht. So erzielen Brennwertgeräte im Vergleich zu Niedertemperaturkesseln eine um rund 10 % höhere Energieausnutzung.

Dabei ist es unerheblich, ob Erdgas oder Heizöl verwendet wird. Hersteller und Energiefachleute betonen unisono, dass sowohl Gas- als auch Öl-Brennwertkessel gleichermaßen energiesparend sind und denselben Norm-Nutzungsgrad erreichen, nämlich bis zu 98 % – bezogen auf Hs.

Damit ist das physikalische Maximum beinahe ausgereizt. Ein geringfügiger Abgasverlust lässt sich in der Praxis nicht vermeiden, zudem kann bei beiden Energieträgern die Kondensationswärme nicht restlos ausgeschöpft werden. Mit der vermehrten Verwendung der Bezugsgröße Brennwert, sollte auch die Angabe von Norm-Nutzungsgraden über 100 % bald der Vergangenheit angehören.

Varianten bei der Brennwertnutzung

Die Geräteindustrie hat verschiedene technische Lösungen für die Nutzung des Brennwerteffekts entwickelt. Bei Brennwertanlagen mit interner Kondensation wird die fühlbare und latente Wärme des Abgases innerhalb des Kesselkörpers auf das Rücklaufwasser des Heizungssystems übertragen. Dabei bewirken große Wärmeübertragerflächen oder eine mehrzügige Abgasführung, dass die Abgase bis unter Taupunkttemperatur (bei Heizöl EL etwa 47 °C) abkühlen.

Bei Anlagen mit nachgeschalteter Brennwertnutzung wird hinter einem konventionellen Heizkessel ein Wärmeübertrager angeordnet. Dort wird das das Rücklaufwasser bis unter die Taupunkttemperatur abgekühlt, sodass es zur Kondensation kommt. Auch bei diesem System sind niedrige Rücklauftemperaturen erforderlich, sodass es bevorzugt bei der Fußbodenheizung oder der Warmwasserbereitung mit Speicherladesystemen Anwendung finden kann. Durch den nachgeschalteten Wärmeübertrager wird die Brennwertnutzung auch für moderne Öl-Niedertemperaturkessel möglich.

Bei Brennwertanlagen mit Verbrennungsluftvorwärmung wird zunächst die Wärme an das Kesselwasser abgeführt, wobei das Abgas lediglich auf Temperaturen oberhalb des Taupunktes abkühlt. Erst in einem zweiten Wärmeübertrager erfolgt die Kondensation des im Abgas enthaltenen Wasserdampfes, wobei die vom Brenner angesaugte Verbrennungsluft als Wärmeträger dient.

Brennwertanlagen mit Verbrennungsluftvorwärmung können auch bei höheren Vor- und Rücklauftemperaturen zum Einsatz kommen, da sie von diesen unabhängig sind. Sie sind daher insbesondere für die Modernisierung geeignet.

Der Schornstein muss zur Heizanlage passen

Die Abgase von Öl-Brennwertanlagen müssen über ein feuchteunempfindliches, korrosionsbeständiges und druckdichtes Abgas­system ins Freie geführt werden. Denn die abgekühlten Abgase können aufgrund weiterer Kondensatbildung und des geringeren thermischen Auftriebs zu Versottung des Schornsteins führen. Die Hersteller von Öl-Brennwertanlagen bieten daher üblicherweise die gemeinsam mit ihrem Produkt zuge­lassenen Abgassysteme an. Bestehende Schorn­steine können zum Beispiel durch das Einbringen von Abgasrohren aus Kunststoff für eine neue Öl-Brennwertanlage angepasst werden.

Das beim Betrieb des Brennwertkessels anfallende Kondensat wird ins öffentliche Abwassersystem eingeleitet. Im Jahresmittel kann je nach Anlagensystem von etwa 0,5 l Kondenswasseranfall je l Heizöl ausgegangen werden. Bei Einsatz von schwefelarmen Heizöl muss das Kondensat aus Öl-Brennwertgeräten (mit einer Leistung bis 200 kW) nicht neutralisiert werden. Der Schwefelgehalt dieser Heizölqualität liegt bei höchstens 50 g pro Tonne. Standard-Heizöl hat im Vergleich einen zulässigen Schwefelgehalt von maximal 1000 g pro Tonne.

In puncto Heiztechnik ist die wichtigste Eigenschaft der neuen Heizölsorte die nahezu rückstandsfreie, saubere Verbrennung. Sie sorgt für eine gleichbleibend optimale Energieausnutzung. Zudem verringert sie den Wartungsaufwand bei Kessel und Brenner und erhöht die Lebensdauer der Heizanlage.

Heizöl EL schwefelarm wurde ursprünglich speziell für die effiziente Öl-Brennwerttechnik entwickelt, da die Brennwertnutzung bei Heizöl mit höherem Schwefelanteil höhere Anforderungen an die Materialbeständigkeit der Heizgeräte stellte. Doch seine positiven Eigenschaften kommen auch in konventionellen Heizkesseln zur Geltung.

Lesen Sie auch den zusätzlichen Exkurs über Effizienz und Modulation bei Brennwertgeräten auf der nächsten Seite.

INFO

Multivalentes Heizen

Hohe Energieausnutzung und die zusätzliche Nutzung von Solarwärme gelten vielfach als Standardanforderung im Neubau und immer mehr auch bei der energetischen Sanierung. Darüber hinaus gewinnt der Aspekt der Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit bei Verbrauchern an Bedeutung. Es liegt daher nahe, die Wärmeversorgung von Gebäuden auf mehrere Säulen zu stellen und Angebote zu entwickeln, die verschiedene Energiesysteme zur Beheizung und Trinkwassererwärmung nutzen. Die Heizgerätehersteller bieten solche „Hybrid-Heizungen“ als praxiserprobte Lösungen bereits an. Zum Beispiel in der Kombination von Öl-Brennwertgerät, solarthermischer Anlage und Holzkaminofen mit Wassertasche. Alle Komponenten der Hybrid-Heizung sind über den zentralen Pufferspeicher in die Wärmeversorgung des gesamten Gebäudes eingebunden. Überdies lässt sich mit der Verwendung von Bioheizöl eine weitere erneuerbare Energie in diese Variante der Wärmeversorgung einbinden.

Extras

IWO bietet eine Info-Broschüre zur Öl-Brennwerttechnik an, die auch für die Endkundenberatung geeignet ist. Einzelexemplare gibt es kostenlos. Bestellmöglichkeiten und eine PDF-Version zum Herunterladen finden Sie unter https://www.sbz-online.de/tags/extras-zum-heft

Autor

Dipl.-Ing. Andreas Jeromin ist Referent Technik am Institut für wirtschaftliche Oelheizung e. V. (IWO), 20097 Hamburg, Telefon (0 40) 23 51 13-0, jeromin@iwo.de

Autor

Alexander Fack ist Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Institut für wirtschaftliche Oelheizung e. V. (IWO), 20097 Hamburg, Telefon (0 40) 23 51 13-0, fack@iwo.de