Eines Tages kam ein Herr (Ende 60) in unsere Ausstellung. Er war etwas klein, etwas dick, gekleidet mit dicker, beiger Cordhose und einem kariertem Holzfällerhemd. Mit seiner sonoren und bestimmten Stimme verlangte er eine Badberatung. Meine Sekretärin war pikiert, „so ohne Termin geht das doch gar nicht“. Sie rief mich aber an und fragte, ob ich für diesen Herrn Zeit hätte. Ich kam raus und begrüßte ihn. Er sagte, er habe erfahren, dass ich Spezialistin für Versace-Bäder sei und er möchte so ein Bad. Wir setzten uns in den Besprechungsraum und er holte seine Pläne. Er zeigte auf einen Raum und sagte: 34 m² – ich möchte darin schlafen und baden können. Ich traute meinen Ohren nicht, er wollte tatsächlich in diesem Raum in einem Haus aus den 60er-Jahren auf der obersten Etage ein Versace-Bad mit einem Versace-Schlafzimmer.
Ohne mit der Wimper zu zucken
Er sprach nicht viel. Ich musste viele Fragen stellen, um seine Vorlieben für Farben, Formen und Materialien zu erfahren. Ohne mit der Wimper zu zucken, unterschrieb er den Badplanungsvertrag. Und dann kam (wie immer) der schwierige Moment, nach dem Budget zu fragen. Und wieder kam eine überraschende Antwort: „Ist nicht so wichtig.“ Zum Schluss des Beratungsgespräches haben wir uns für drei Wochen später verabredet, um zu präsentieren. Ich hatte ein komisches Gefühl: Ob das überhaupt was wird?
Trotzdem habe ich mich in die Arbeit gestürzt. Ich wollte auch mir beweisen, dass ich aus einem rechteckigen 34 m²-Raum mit drei Fenstern (eins war der Ausgang auf die Terrasse), etwas Besonderes, Einmaliges machen kann. Ich hatte die Idee, den Raum durch einen Säulengang zu trennen. Rechts das Schlafzimmer, links das Bad. Die Wanne links mittig und das Bett rechts mittig haben die gleiche runde Form bekommen. Das Bett konnte sich drehen, sodass man auf den ausfahrbaren Fernseher schauen konnte. Zudem habe ich Versace-Mosaiken, Fliesen und Armaturen in Gold von THG eingeplant. Das schwierigste war, das WC und Bidet so zu planen, dass es optisch quasi verschwand. Als Bettdecke wurden edle Versace-Stoffe in Seide und sogar Wieselpelz eingeplant. Dazu kamen noch Wandmalereien und Bilder.
Erst die Seidenstoffproben hellten sein Gesicht auf
Dann kam der Tag der Präsentation. Ich war stolz und überzeugt von meiner Arbeit, aber es war nicht für mich und ich wusste nicht, ob ich den Geschmack des Kunden getroffen hatte. Der Kunde kam. Genauso wenig wie er sprach, lächelte er auch. Seltsam. Er sagte nur: „Ich bin gespannt, was Sie uns präsentieren wollen.“ Dann präsentierte ich. Er stellte keine Fragen, hörte genau zu. Erst als ich ihm die Seidenstoffproben und ein Stück von dem unendlich weichen Pelz in die Hand drückte, hellte sich sein Gesicht auf und er fiel in Verzückung – wie toll sich das alles anfühlt.
Am Ende der Präsentation sagte er nur: „So machen wir das!“ Daraufhin fragte ich ihn, ob er nicht wissen wolle, was das kostet? Der kleine, rundliche Herr antwortete: „Sie können mir bestimmt schon eine Summe nennen, oder?“ Nachdem ich ihm einen gut sechsstelligen Betrag nannte, antwortete er nur: „Das habe ich mir fast so gedacht – machen Sie den Auftrag fertig.“ Eine W
oche später hatte ich seine Unterschrift.
An den Tagen vor der Übergabe bat ich den Kunden, die Baustelle nicht mehr zu betreten. Wir wollten es extra schön für ihn machen und dekorieren. Am Tag der Übergabe nahmen meine Mitarbeiterin und ich ihn an der Hand und führten ihn mit geschlossenen Augen in den Raum. Als er die Augen aufmachte, verschlug es ihm die Sprache und er war zu Tränen gerührt. Der 34 m² große Raum wurde traumhaft schön, wie man auf den Bildern sieht.
Und – wir konnten seinen Traum realisieren. Die Moral der Geschichte: Beurteile einen Kunden niemals nach seinem Äußeren! Übrigens: Obwohl sehr kompliziert, ist dieses aufwendige Projekt absolut reibungslos gelaufen. Dies nicht zuletzt auch dank dem Kunden, der uns sein Vertrauen schenkte und damit unseren Mitarbeitern die Motivation gab, die Arbeiten bestens auszuführen. Das war unser Meisterstück!
Wettbewerb
Gabriela Nessmann und ihr schönstes Verkaufserlebnis
Die schönsten Geschichten schreibt immer noch das Leben. Gabriela Nessmann hat den SBZ-Wettbewerb mit dieser schönen und lehrreichen Geschichte gewonnen. Die Grohe AG hat hierzu ein exklusives Wellness-Wochenende in der Hotelresidenz Upstalsboom & Spa in Kühlungsborn gesponsert.
Die Bad-Designerin und Geschäftsführerin ist Innenarchitektin und zertifizierte Raumausstatterin und leitet den Bereich Bad & Interior der gleichnamigen Düsseldorfer Handwerksfirma. Die Nessmann Gebäudetechnik Bad & Interior GmbH & Co. KG gibt es seit 76 Jahren; sie bietet das gesamte Portfolio eines modernen SHK-Betriebes. Als Mitglied der „bad & heizung Concept AG“ nutzt sie dabei die Synergieeffekte einer starken Erfa-Gruppe.
Gabriela Nessmann mag die Tätigkeit als Verkäuferin, Designerin und Beraterin, manchmal auch als Lebensberaterin, sehr. In 20 Jahren hat sie unzählige Bäder geplant, verkauft und nicht zuletzt auch gebaut. Zur ihrer Motivation sagt die ambitionierte Badplanerin: „Immer wenn alles perfekt lief, war das für mich Ansporn, weiterzumachen und noch besser zu werden. Und so kam es auch, dass ich mich auf bestimmte Stilrichtungen wie die Versace-Bäder spezialisiert habe.“
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