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Grundlagen der Badgestaltung im Rahmen der Bad-Akademie (Teil 4/7)

Bäder erfolgreich planen

Mit den Kenntnissen und Fähig­keiten, die im Rahmen der Fortbildung ­erworben werden, sollen Bad-Managerin und Bad-Manager künftig alle Faktoren, die ein schönes Bad ausmachen, so kombinieren, dass das Endergebnis bestmöglich geplant und eingerichtet ist und immer zum Wohlfühlen ­einlädt. Die Teilnehmer lernen die Grundlagen der erfolgreichen Planung von Bädern vor der Wand kennen bzw. knüpfen an bereits bestehendes Wissen an. Abseits von 08/15-Bädern eignen sich die Teilnehmer der Bad-Akademie alternative Herangehensweisen an den Raum an, damit sie sich später dank eigener interessanter Raumkonzepte von der breiten Masse abheben können. Im zweiten Teil des Seminars werden weitere, aufbauende Schritte für die individuelle Gestaltung von Bädern vermittelt. Die Planungssicherheit ­erhöht sich, und es fällt Schritt für Schritt leichter, die passende Lösung für die unterschiedlichsten Vorgaben zu finden.

Bausteine des ersten ­Gestaltungsmoduls

Baustein 1 behandelt die technischen Grundlagen, denn der schönste Badplan bringt nichts, wenn er technisch nicht realisiert werden kann. Zu klären sind die notwendigen technischen Angaben und Raumangaben, die für eine qualifizierte Badplanung benötigt werden. Unabdingbare Voraussetzung – und in der Bad-Akademie ebenfalls in seinen Grundzügen vermittelt – ist ein Basiswissen der Bereiche Abwassertechnik, Statik, Schallschutz und Fußbodenaufbau. Doch keine Angst, die Weiterbildung ist keine Ausbildung, es geht nicht um das letzte Detail, sondern um das Wissen, dass diese Bereiche überhaupt von Bedeutung sind und worauf zu achten ist.

Im Baustein 2 werden die Grundlagen der Bedarfsanalyse behandelt. Nur wenn man den Kunden und seine Abläufe im Bad kennenlernt und seinen Bedarf erfragt und analysiert, kann man ein Bad planen, das auf ihn abgestimmt ist. Die Teilnehmer lernen, was zu einer kundenorientierten Bedarfsanalyse gehört, welche verschiedenen Funktionen das Bad für den Kunden hat bzw. haben soll und was die geeigneten Fragetechniken sind, um dies alles herauszufinden. Hier liegen auch die Schnittstelle und die Verzahnung zum Modul Prozessmanagement und zum dortigen Kundenkontakt 2 bzw. Aufmaß-Termin (SBZ 22/2013).

Die Erkenntnisse werden dabei nicht einfach den Teilnehmern vorgesetzt, sondern gemeinsam in Gruppen erarbeitet. Ausgehend von der Frage, was wir eigentlich im Bad tun und erleben, sollen sich die Teilnehmer selbst noch besser in die Lage des Badkunden versetzen können. Hier einige Beispiele der Ergebniszusammenfassung:

  • In vielen Bereichen ticken wir ähnlich – wir mögen es z.B. gerne hell und großzügig, in vielen Bereichen unterscheiden wir uns aber auch sehr – z.B. mag der ­eine das WC versteckt, der andere in der Mitte des Raumes.
  • Als Berater/Planer sollte man auf jeden Fall Tipps geben, beratend zur Seite stehen, aber dem Kunden nicht die eigene Meinung oder den eigenen Geschmack aufdrücken.
  • Zudem ist es spannend zu erfahren: Was tut mein Kunde im Bad? Was erlebt er gerne im Bad?
  • Sehr hilfreich ist es, die Nutzungsgewohnheiten und Abläufe im Bad kennenzulernen!
  • Vermehrt stellt man fest, dass sich das Bad weiterhin auch zum Wohnraum entwickelt.
  • Im Mittelpunkt stand immer wieder das Bedarfsermittlungsgespräch: Was kann ich fragen? Wie kann ich fragen? Wie analysiere ich den Bedarf meines Kunden richtig?
  • Offene Fragen stellen – der Kunde kommt ins Erzählen – ich kann viele interessante und für die Planung hilfreiche Punkte rausziehen!
  • So weit wie möglich in die Tiefe gehen und den Bedarf meines Kunden analysieren: Was steckt dahinter? Wie wird das Bad genutzt? Was wird wo gemacht?

Baustein 3 widmet sich den planerischen Grundlagen. Wie bereits in einer der letzten Ausgaben der SBZ ausführlich vorgestellt, geht es darum, den vorhandenen Raum richtig, d.h. in Hinblick auf ein nutzergerechtes Bad zu lesen. Das setzt das Wissen um die einschlägigen Normen und Erfahrungswerte, z.B. bei Abständen und Bewegungsflächen ebenso voraus wie eine sorgfältige Raumanalyse, die Blickrichtung, Gangzonen und Raumachsen beinhaltet. Der Absolvent der Bad-Akademie kennt die Vor- und Nachteile verschiedener Planungswerkzeuge (Hand, Magnetplaner, PC etc.); für welche er oder sie sich entscheidet, ist nicht zuletzt auch ­eine Frage der persönlichen Vorlieben. Auch hier gilt aber: Man sollte zumindest die Alternativen als professioneller Bäderbauer und Bäderplaner kennen! Die Königsdisziplin ist sicher die zeichnerische Darstellungsmöglichkeit. Ein von Hand gezeichneter und kolorierter Badplan zeigt die individuelle Handschrift des Planers und führt immer noch zum Wow-Effekt beim Kunden. Keine Angst vorm Freihandzeichnen: Die Referenten zeigen, wie auch vermeintlich Untalentierte gezielt Skizzen zur Veranschaulichung ihrer Planung einsetzen können!

Auch zu kniffligen Grundrissen wie Dach- oder Schlauchbädern werden Lösungsmöglichkeiten erarbeitet und Planungstipps gegeben. Die können zum Beispiel für das häufig anzutreffende Schlauchbad lauten:

  • Objekte hinten quer setzten, um den Schlauch zu entzerren.
  • Seitliche Wände mit Beleuchtung, Spiegeln, oder Fliesen heller/weiter wirken lassen.
  • Stufen einziehen, um zwei Bereiche zu schaffen und Schlauch optisch zu kürzen.
  • Fliesenbelag wechseln, um zwei Bereiche zu schaffen.
  • kleine Trennwände oder Eckelemente einziehen, um den Schlauch zu unterbrechen.
  • Rückwand im Schlauchbad in kräftiger, warmer Farbe gestalten (z.B. Dunkelrot), damit der Raum einem gefühlt entgegenkommt.

Oder für das Dachbad gilt zu beachten:

  • Stoßgefahr vermeiden.
  • Bequeme Benutzung bedenken.
  • WC unter die Schräge – Vorderkante WC bei ca. 1,75 – 2m.
  • WC unter die Schräge – optimalerweise mit der Schräge aufstehen.
  • Wanne unter die Schräge – ca. die Hälfte bis zwei Drittel sollten außerhalb der Zwei-Meter-Linie sein.
  • Dusche unter die Schräge – Stehbereich (Duscharmatur) sollte außerhalb der Zwei-Meter-Linie sein.
  • Dusche unter die Schräge – Duschtrennwand wird meist zur Sonderlösung (kostenintensiv).
  • Waschtisch unter die Schräge – Stehhöhe/Spiegel berücksichtigen.

Baustein 4 steht ganz im Zeichen der Praxis, denn: Übung macht den Meister. Die Teilnehmer planen verschiedene Grundrisse aus der Praxis, analysieren und diskutieren diese gemeinsam auf ihre Vor- und Nachteile hin und optimieren somit immer mehr die eigene Planung. Am Ende steht eine umfassende Sammlung von wertvollen Planungstipps!

Farbe, Licht und Material

Das zweite Gestaltungsmodul vertieft die Themen des ersten Moduls und erweitert die Planungs- und Gestaltungskompetenz um die Themen

  • Farbe,
  • Wohnmilieus,
  • Materialcollage,
  • Materialien
  • und Licht.

Eine kurze Einführung in die Grundlagen der Farbenlehre vermittelt Hintergrundwissen zu Farbton, Farbwerten und Farbintensität. Die verschiedenen Arten von Farbkontrasten werden behandelt und ihr Einsatz als Stilmittel bei der Badgestaltung. Anhand verschiedener Wohnmilieus werden die jeweilige Grundstimmung, der Grundkontrast, etwaige Akzente und die verwendeten Materialien analysiert – wertvolle Anregungen für die Badplanung inklusive! Im Rahmen der Materialkunde werden bei den Wandoberflächen die Vor- und Nachteile und der Einsatzbereich der verschiedenen Anstriche, der Spachteltechnik und von mineralischen Putzen beleuchtet. Beim Thema Fliesen wird zunächst zwischen Steingut, Steinzeug und Feinsteinzeug mit ihren unterschiedlichen Herstellungsverfahren unterschieden. Es folgt eine Einführung in die Abriebklassen und Rutschhemmungsklassen, wertvolles Fachwissen, das den Teilnehmern auch in diesem Bereich Badkompetenz vermittelt! Daran schließt sich eine umfassende Materialkunde zu Materialien wie Naturstein, Linoleum, Vinyl, Kork, Bambus, diversen Holzsorten, Corian, Glas und verschiedenen Metallen an.

Licht wird immer wichtiger

Neu hinzugekommen beim Thema Gestaltung ist eine extra Lichtschulung, die die Grundlagen für gutes Licht im Bad vermittelt. Anhand von Grundrissen lernen die Teilnehmer den richtigen Einsatz von Licht im Bad und die Gestaltung von emotionalen Angeboten mit Lichtplanung. Darüber hinaus werden Grundlagenwissen im Schutzbereich Elektro im Bad vermittelt und Produktbeispiele aus diesem Bereich gezeigt, mit denen die Umsetzung einfach klappt.

Ganz am Ende steht auch beim Gestaltungsmodul eine Prüfung. Die Prüfungs­aufgabe besteht neben einem schrift­lichen Teil mit Prüfungsfragen aus einer Grundrissplanung. Anhand eines fiktiven Badkunden müssen die Absolventen für ­einen gegebenen Grundriss unter Beachtung der technischen Gegebenheiten im Bad und der Ergebnisse der Bedarfsermittlung ein Komplettbad planen. Dazu gehört auch eine entsprechende Inszenierung der Ge­staltungsplanung inklusive Beleuchtungsplan und eventueller Materialcollage. Mit dem in der Bad-Akademie erwor­benen Wissen fällt diese Aufgabe aber leicht – und in Zukunft natürlich auch die Badplanung ­zuhause!

Werkzeug

Raumanalyse als Basis

Blickrichtung und Gangzonen:

Was möchte ich in den Blickpunkt (exponierten Bereich) setzen?

Gibt es einen Ruhebereich? Welche Objekte platziere ich dort?

Wie sind die Gangzonen? Möchte/kann ich diese frei lassen? Welche Bereiche ergeben sich?

Raumachsen:

Wie sieht der Grundriss aus? Gibt es Ecken/Kanten, die ich aufnehmen kann?

Wie bekomme ich eine sinnvolle ­Einteilung hin?

Wie peppe ich den Grundriss auf?

Hat der Raum eine Besonderheit?

Wie greife ich die Architektur des Raumes auf und baue daraus ein ­Konzept?

INFO

Die wichtigsten Lehrinhalte des Gestaltungsmoduls

Kundenorientierte Bedarfsermittlung

Planungswerkzeuge

Technische Aspekte und Lösung schwieriger Grundrisse

Grundrissplanung und Erstellung von 2D-Ansichten (von Hand)

Zeichnerische Darstellung von Objekten und Accessoires (Grundriss und Ansicht)

Grundlagen zum Thema Farbe, Stil- und Geschmacks­ermittlung

Materialien im Bad, Erstellen einer Materialcollage, ­kolorieren

Fertigung einer 3D-Ansicht (von Hand), Freihandskizzen

INFO

Die Bad-Akademie

Komplexe Teilrenovierungen, Komplettbäder sowie barrierefreie Bäder erfordern umfassendes Know-how von der Planung bis zur Ausführung. Bauherren und Modernisierer erwarten für alle Projektphasen Ansprechpartner, die in ihren Augen nicht nur kompetent sind, sondern sie zudem umfassend betreuen können – weil sie die Trends kennen, individuell und gestalterisch hochwertig planen, realistisch kalkulieren, alle Gewerke koordinieren und sich darüber hinaus von A bis Z kümmern.

Die Bad-Akademie der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft bietet die Möglichkeit, genau diese Qualifikation zu erwerben. Das Weiterbildungsangebot, bei dem die Teilnehmer sowohl individuell zu Hause am PC als auch in modernen Schulungszentren in der Gruppe lernen, vermittelt, worauf es für den ganzheitlich denkenden Bad-Profi ankommt. Am ­Ende der Weiterbildung steht nach erfolgreicher Abschlussprüfung das Zeugnis als „Zertifizierte/r Bad-Manager/-in“.

Referenten des Moduls „Barrierefrei“ sind Dr. med. Stefanie Gurk, Fachärztin für All­gemeinmedizin, Fachdozentin und Fachprüferin in der Alten- und Behindertenhilfe. Dr. Sabine Kies ist technische Hilfsmittelberaterin für Krankenkassen und wissenschaft­liche Mitarbeiterin der Hochschule für Wirtschaft und Technik Berlin. Insa Lüdtke arbeitet als Architektin und Journalistin an der Schnittstelle von Architektur und Öffentlichkeit mit dem Fokus Wohnen, Pflege und Gesundheit. Weitere Informationen unter https://www.bad-akademie.de/

INFO

Weiterbildung für höherwertigen Badverkauf

Die Bad-Akademie bietet ein umfassendes Schulungspaket, das auf mehreren Modulen basiert. In dieser siebenteiligen SBZ-Serie stellen wir die wesentlichen Inhalte der Kurse als Optimierungsanregung für die tägliche berufliche Praxis und als Einladung zum vertiefenden Besuch der Bad-Akademie vor.

SBZ 22/2013 – Teil 1: Den Badverkauf managen – Das richtige Prozessmanagement

SBZ 03/2014 – Teil 2: Altersgerechtes Wohnen – Kompetenzfeld barrierefreie Bäder

SBZ 06/2014 – Teil 3: Erfolgsmanagement – Wie man hochwertige Bäder verkaufen kann

SBZ 09/2014 – Teil 4: Bäder als Lebensräume – Grundlagen der Badgestaltung

SBZ 10/2014 – Teil 5: Wer kauft eigentlich Bäder? – Kundenanalysen des Bädermarktes

SBZ 18/2014 – Teil 6: Ran an die Verbraucher – Gewusst wie im Badmarketing

SBZ 21/2014 – Teil 7: Wie geht's weiter? – Nationale und internationale Badtrends

Alle Beiträge dieser Artikelserie finden Sie nach Veröffentlichung auch auf www-sbz-online.de/dossiers

Autor

Joanna Müller ist Trainerin bei der Duravit AG. Sie betreut seit sechs Jahren die Badplanungsseminare Schwarzwälder Badhersteller und ist Dozentin der Bad-­Akademie. joanna.­mueller@duravit.de, http://www.­duravit.de

Rechtsanwalt Jens J. Wischmann ist Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft, die die Bad-Akademie durchführt. https://www.bad-akademie.de/, jwischmann@sanitaerwirtschaft.de

Innenarchitektin ­Melanie Zimmermann ist Badplanerin bei Duravit und Dozentin des Gestaltungs-Moduls der Bad-Akademie. melanie.zimmermann@duravit.de, https://www.duravit.de/