SBZ: Herr Kießling, Sie können auf eine große Anzahl von Ihnen abgedichteter Leitungen zurückblicken. Wie viele Gas-Installationen haben Sie im Laufe der Jahre mit Abdichtungsverfahren saniert?
Kießling: So genau habe ich darüber selbstverständlich nicht Buch geführt. Aber so rund 300 Anlagen werden es wohl schon bis heute gewesen sein.
SBZ: Wie groß ist Ihrer Erfahrung nach die Wahrscheinlichkeit, dass ein Abdichtungsversuch nicht zum Erfolg, also der wieder dichten Leitung, führt?
Kießling: Ein solcher Fall ist bei unseren Abdichtungen nicht vorgekommen. Wir können dem Verfahren also eine Erfolgsquote von 100 Prozent bescheinigen.
SBZ: Sie sanieren Gasleitungen nun schon seit rund 18 Jahren. Hatten Sie in dieser Zeit mit Leitungen zu tun, die nach einer Abdichtung wieder undicht geworden sind?
Kießling: Dass eine mit diesem Verfahren abgedichtete Leitung wieder undicht wird, ist nach meiner Praxiserfahrung sehr unwahrscheinlich. Es hat wenige solcher Fälle gegeben. Aber bei denen hat sich herausgestellt, dass jemand an der Leitung nachträglich gearbeitet hat und dabei die Gewinde wohl mechanisch beansprucht wurden.
SBZ: Welche Schwierigkeiten können während einer Sanierungsarbeit auftreten, obwohl nach Leckmengenmessung und Belastungsprobe alle Sanierungsvoraussetzungen gegeben sind?
Kießling: In erster Linie fällt mir da der vermisste Molch ein. Wenn der Schaumstoff-Kamerad „oben“ auf die Reise geschickt wurde, aber „unten“ nicht mehr ankommt, wird einem schon anders ums Herz. Aber mit Druckschüben haben wir immer alle Molche wieder ans Tageslicht fördern können. Was auch immer ein Risiko war, nennt sich Lichtleitung. In den alten Häusern waren damals häufig noch die Rohre der Gasbeleuchtung an die in Betrieb befindlichen Leitungen angeschlossen. Durch die oft lebhaften Eigentumsverhältnisse der Immobilie, wusste der Auftraggeber davon aber nichts. Und wenn während der Sanierungsarbeit ein Mieter mit dem Hinweis im Keller stand, dass da „ein Zeug aus seiner Kronleuchterbefestigung tropft“, dann waren Überstunden angesagt.
SBZ: Überstunden... wieso?
Kießling: Na, dann mussten alle ehemaligen Gasanschlüsse für die Beleuchtung gefunden und entlüftet werden - besonders reizvoll, wenn sich in dem Gebäude selbst der aktuelle Eigentümer nicht auskennt!
SBZ: Sehen wir mal vom Überraschungseffekt der Lichtleitungen ab. Welche Vorteile bringt ein Innenabdichtungsverfahren mit sich?
Kießling: Auch wenn man nicht weiß, wo die undichten Stellen an einer Gasleitung sind, werden diese zuverlässig abgedichtet. Man muss keine Leitungen freilegen und Wände aufstemmen. Der Schaden, der dem Hausbesitzer dadurch entsteht, ist ja oft noch größer als der finanzielle Aufwand, den eine Reparatur mit sich bringt. Hinzu kommt, dass eine herkömmliche Reparatur einzelner Gewindeverbindungen oft dazu führt, dass andere Gewinde bewegt und dadurch undicht werden. Dann jagt man quasi von einem Leck zum anderen.
SBZ: Sie befürworten für die Reparatur undichter Gewinde an Gasleitungen also grundsätzlich die Ausführung der Innenabdichtung?
Kießling: Wenn es um schwer erreichbare Leitungen unter Putz oder im Installationsschacht geht, auf alle Fälle. Wenn es sich aber um Leitungen handelt, die man ohne großen Aufwand erneuern kann, dann ist die Neuverlegung ganz sicher die bessere Wahl.
SBZ: Worauf muss man bei der Bevorratung von Abdichtungsdispersion achten?
Kießling: Also, in den Zeiten nach der Wiedervereinigung habe ich nie Bevorratung betrieben, das Zeug nach Bedarf bestellt beziehungsweise bei Kollegen das Mittel geborgt. Ich weiß aber, dass das Mittel frostfrei gelagert werden muss und innerhalb von zwei Jahren verbraucht sein sollte.
SBZ: Wie groß ist Ihr Vorrat an Abdichtungsdispersion im Augenblick?
Kießling: Aktuell habe ich kein Mittel in meinem Lagerbestand. Ich glaube, die Gasleitungen aus Gewinderohr, die in Dresden undicht waren, sind inzwischen alle saniert. Es gibt also nur noch vereinzelt Abdichtungseinsätze. Und dafür kaufe ich die Dispersion dann ein. Wie schon gesagt: Was einmal abgedichtet wurde, bleibt auch dicht.