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Innovation und Geschichte

Auf den Spuren des Kaisers

Inhalt

Alles begann in den 20er-Jahren mit der Klupperlfabrik, also mit der Herstellung von Wäscheklammern. Heute bilden Duschabtrennungen, Dusch-Badewannen und Multifunktionsduschen unsere Kernkompetenz“, erklärt Geschäftsführer Bruno Diesenreiter und freut sich über die positive Entwicklung des Unternehmens. Waren es vor zehn Jahren noch 25 Millionen Euro Umsatz, erwirtschaftete Artweger im letzten Jahr 35 Millionen Euro und beschäftigt insgesamt 250 Mitarbeiter, davon 200 im Salzkammergut. Lediglich die Herstellung des Wäschetrockner-Sortiments, mit einem Umsatz von 3,5 Millionen, wurde nach Slowenien ausgelagert.

Wie die Twinline entstand

„Hier in Bad Ischl haben wir erfahrene Mitarbeiter. Deren Potenzial und Ideen sind ausschlaggebend für diesen Standort“, sagt Diesenreiter. Um die Produktentwicklung zu fördern, hat Artweger die Ideenfindung systematisiert. Dazu wurden spezielle Zukunftswerkstätten ins Leben gerufen, die sich systematisch mit der Entwicklung des Marktes und den sich wandelnden Bedürfnissen der Konsumenten auseinandersetzen. Um die Markttauglichkeit der Produkte zu prüfen, sind Artweger die Erfahrungswerte seiner Kunden, der Installateure, besonders wichtig. In den Zukunftswerkstätten arbeitet man am Bad der Zukunft.

So entstand vor über sechs Jahren auch die mittlerweile mehrfach ausgezeichnete Wannen-Dusch-Kombination Twinline. In einem Workshop zum Thema kleines Bad schilderte ein Wiener Installateur seine Vorstellungen von der Badausstattung und berichtete von Kundenwünschen nach einer Duschbadewanne, die keinen hohen Einstieg mehr hat. „Unser Technischer Leiter Wolfgang Zierler erstellte während des Gespräches eine Grobskizze, das war die Geburtsstunde einer neuen Produktkategorie für die Sanitärbranche“, erläuterte Geschäftsführer Diesenreiter. Die zwölf hauseigenen Entwickler brachten das Produkt bei einem Investitionsvolumen von 800000 Euro dann innerhalb von zwei Jahren zur Serienreife. Mittlerweile machen die Twinline-Serien ein Drittel des Artweger-Gesamtumsatzes aus.

Klebtechnik made by Artweger

Innovation sei ein wichtiger Bestandteil des Firmenkonzeptes. „Wir wollen nicht über den Preis, sondern über die einzigartigen Modelle Wettbewerbsvorteile auf dem Markt erlangen“, beschreibt Diesenreiter den Weg. Eine der Kernkompetenzen liegt im Bereich der Duschabtrennungen, die sich vor allem durch Qualitätsstandard, Design und Reinigungskomfort auszeichnen. Dank einer von Artweger entwickelten zertifizierten Klebtechnik werden bei den Duschabtrennungen die Beschläge und Scharniere auf die Glasaußenseite geklebt. Die Glasinnenseiten der Dusche bleiben völlig glatt und unberührt und lassen sich daher besonders einfach reinigen. So suche man immer wieder nach echten Innovationen und Alleinstellungsmerkmalen, um auch als mittelständischer Hersteller im Markt erfolgreich sein zu können. „Unsere Wettbewerber haben uns damals belächelt und unterstellt, dass der Kleber auf Dauer nicht hält. Wir konnten das Gegenteil beweisen und mittlerweile sind auch Wettbewerber auf Klebtechnik umgestiegen“, erinnert sich Diesenreiter.

Stolz ist der Geschäftsführer auch auf die Auszeichnung für eine andere Produktgruppe. Die Dampfdusche Body+Soul erhielt u.a. den IDEA Award in der Kategorie Home & Living. Diesenreiter sieht darin die perfekte Wellness-Oase für zuhause und bezeichnet das Produkt mit Features wie einer Aroma-Box, Musik und farbigen Lichtstimmungen auch gerne als persönlichen 5-Sterne-Wellness-Tempel. 80% der Bevölkerung entspannen sich zuhause. Das Bad wird immer mehr zum Wohlfühlzentrum in den eigenen vier Wänden.

Zweistufig und dreistufig

Dabei gehen 60% der Produkte in den Export. Hauptländer sind dabei Deutschland, die Schweiz und die Niederlande. Während Artweger in Österreich den dreistufigen Vertriebsweg strikt einhält, setzt man in Deutschland auf den zweistufigen Absatzweg über den Installateur. „Als wir auf dem deutschen Markt Fuß fassen wollten, hat uns der Großhandel nicht gewollt. Und so haben wir uns für den direkten Weg über den Installateur entschieden“, beschreibt Diesenreiter den Wiedereinstieg in Deutschland nach der Trennung vom damaligen Generalimporteur A&S. Auf unsere Frage, welches System er unabhängig von den branchenspezifischen Zwängen für seine Produktgruppe als besser geeignet halte, bezeichnet er eine Mischung aus drei- und zweistufigem System, je nach regionaler Ausprägung, als optimal. Dennoch sollen die jeweiligen Absatzstrukturen Bestand haben. „Sowohl der dreistufige Weg in Österreich als auch der zweistufige Weg in Deutschland haben sich als sehr erfolgreich erwiesen und wir wollen beides so fortsetzen.“ In Deutschland betreuen Marius Terhardt und sein 18-köpfiges Außendienstteam die Handwerksbetriebe.

Verkaufsargumente

Ganz gleich, welcher Vertriebsweg, für besonders wichtig hält es der Artweger-Chef, den Absatzmittlern neben einem echten USP gute Verkaufsargumente an die Hand zu geben. So geben die Österreicher beispielsweise nur dann fünf Jahre Garantie, wenn das Produkt bei einem als Garantiepartner registrierten Handwerksbetrieb gekauft und von diesem eingebaut worden ist. Um derartige Dinge zu ermöglichen, wird auf Qualität ein ganz besonderes Augenmerk gelegt. In der Abteilung Qualitätssicherung sind vier Mitarbeiter damit beschäftigt, sowohl die zu verarbeitenden Materialien als auch die fertigen Produkte permanent zu kontrollieren. Geschäftsführer Diesenreiter: „Mit dieser Garantie-Erklärung verfügt der Handwerksbetrieb über ein überzeugendes Argument im Gespräch mit seinen Kunden. Das bisherige Feedback seitens unserer Handwerkspartner ist überaus positiv.“

Bei Artweger blickt man nach vorn. Zur ISH wollen die Österreicher wieder mit echten Innovationen aufwarten – eine soll die Twinline 3 sein. Und so schließt sich der eingangs erwähnte Kreis von Geschichte und Gegenwart. Läuft man durch den historischen Stadtkern von Bad Ischl, begegnen einem Kaiser Franz und Sisi auf Tritt und Schritt – im Industriegebiet dagegen werden Innovationen entwickelt und die Zukunft geplant. Langsam aber sicher tritt die ehemalige Klupperlfabrik aus dem Schatten des Kaisers heraus. Und ganz gleich, was mehr interessiert – ein Besuch in Bad Ischl lohnt sich auf jeden Fall. DS

Steckbrief

Artweger-Meilensteine

Eigentümer der Artweger GmbH & Co. KG (https://www.artweger.at/de) sind die Familien Artweger und Jäger. Beide Familien sind im Beirat vertreten, aber nicht mehr operativ tätig. 250 Mitarbeiter erwirtschafteten im letzten Jahr einen Umsatz von 35 Millionen Euro. Die Zentrale befindet sich im österreichischen Bad Ischl.

In den 1920ern legte Anton Artweger mit Holzwäscheklammern, den Klupperln, den Grundstein für das Unternehmen. Mit der Zeit wurde das Material Holz von Metall und Kunststoff abgelöst.

Nach 1945 hat Artweger die verschiedensten Arten von Haushaltswaren produziert. Der legendäre Scherenwäschetrockner Ruck-Zuck brachte in den 50er-Jahren die ersten Exporterfolge, die sich mit weiteren Modellen von Wandwäschetrocknern permanent und weltweit ausdehnten.

1975 erfolgte ein wichtiger Schritt in der Unternehmensgeschichte mit der Konstruktion der ersten Duschabtrennung mit einem patentierten Türsystem. Seither wurde das Sortiment laufend erweitert.

Der steigenden Nachfrage nach Wohlfühlzonen in den eigenen vier Wänden hat Artweger seit 2002 mit dem Angebot von Dampfduschen und Whirlpools Rechnung getragen.

Die Entwicklung der Dusch-Badewannen-Kombination Twinline und damit die Einführung einer neuen Produktkategorie in die Sanitärbranche war 2006 der letzte große Meilenstein.