Bei der Planung des Bades sollten Wünsche, Vorlieben und Bedürfnisse des Kunden im Mittelpunkt stehen. Die Planungsphase ist entscheidend für den Gesamterfolg. Dabei muss der Planer sich auf den Stil des Kunden einstellen, lenkend einwirken und Empfehlungen aussprechen. Im Kundengespräch werden die grundlegenden Aspekte geklärt und reelle Bedürfnisse ermittelt. Seine eigenen Vorlieben sollte der Planer dabei zurückstellen. Erst dann kann eine individuelle und gelungene Planung erfolgen.
1. Bedürfnisse ermitteln
Die Bedürfnisse der Auftraggeber hängen von vielen Faktoren ab. Ob es sich bei ihnen um Singles, ein Paar, eine Familie oder Best Ager handelt, ist das wohl offensichtlichste Unterscheidungskriterium. Darüber hinaus gilt es heraus zu finden, wie die tageszeitlichen Abläufe sind und wie viele Benutzer gleichzeitig das Bad frequentieren. Zu klären ist auch, ob es Rituale oder Vorlieben bei der Reinigung und Pflege oder Präferenzen bei den Ausstattungselementen (Bidet/Urinal/Dusch-WC) gibt.
Elektrische Geräte, wie Zahnbürsten, Föhn und Rasierer oder Munddusche sind maßgeblich für die Gestaltung des Waschplatzes. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Ermittlung der benötigten Kosmetikmengen und ihre Handhabung. Soll sie griffbereit und sichtbar oder unsichtbar verstaut werden? Wird ein Vergrößerungsspiegel gewünscht, sollte dieser höhenverstellbar sein. So kann er zum Schminken und Rasieren benutzt werden. Am besten sind Lösungen mit integriertem Wandanschluss, da so kein Kabelsalat produziert wird. Wird TV, Radio oder Hifi-Anlage gewünscht, stellt sich die Frage nach der richtigen Positionierung. Sollen beim morgendlichen Zähneputzen die Börsenkurse per integrierten Plasmabildschirm im Spiegel verfolgt oder ein Movie beim Entspannungsbad geschaut werden? Zusätzlicher Stauraum und Handtücher in Duschgriffnähe sind selbstverständlich. Oft vergessen dagegen wird die Frage nach Handhabung der Schmutzwäsche. Ein Wäscheabwurf direkt in den Waschkeller ist ideal und einfach umzusetzen, sofern die baulichen Gegebenheiten dies zulassen.
Sind alle wichtigen Fakten gesammelt, helfen Sie, unnötige Arbeiten durch nachträgliche Überarbeitungen der Pläne zu vermeiden. Die persönlichen Aspekte sollten sensibel hinterfragt werden, da es sich um einen intimen Bereich handelt.
2. Bestandsaufnahme über den Tellerrand hinaus
Nachdem die Bedürfnisse ermittelt wurden, geht es an die räumliche Bestandsaufnahme. In einem Aufmaß werden auch Leitungen und Elektrik dokumentiert. Dabei sollte aber nicht nur das Bad, sondern auch die Nachbarräume berücksichtigt werden. Vielleicht bietet sich die Möglichkeit, benachbarte Flächen komplett oder teilweise hinzuzuziehen. Hier zeigt unser Beispiel (Bild 3, Vorher–Nachher) wie durch Einbinden eines angrenzenden Abstellraumes aus einem schlauchigen Raum ein Luxusbad mit großer Dusche und Freifläche wird.
Im ehemaligen Abstellraum wurde ein großzügiger Duschbereich mit der Dornbracht-Rainsky untergebracht. Durch die Verlegung der Eingangstür wurde Standfläche vor dem Doppel-Steinwaschbecken geschaffen. Die ovale Wanne Vasa von Repa Bad fügt sich harmonisch ein – im Gegensatz zu einer Standardeckwanne (Bild 3, Formensprache). Stauraum entstand im individuell angefertigten Waschtischunterschrank und einen seitlich platzierten L-förmigen Schrank. In die Schranktür wurden elektrische Zahnbürsten, ein Föhn und eine Akku-Station für den Rasierer integriert. Ein großzügiger Spiegel, der die gesamte Fläche vom Boden bis zum Oberschrank einnimmt, lässt den Waschtisch schwebend wirken und verleiht dem Raum Tiefe. Im Gegensatz zum alten Bad können jetzt auch mehrere Personen gleichzeitig das Bad nutzen.
Manchmal reicht auch schon das Versetzen der Eingangstür oder eine zusätzliche Tür als direkte Anbindung ans Schlafzimmer zur Steigerung des Komforts. In einigen Fällen bietet sich gar eine vollständige Verlegung des Bades in einen anderen Hausbereich an. Versorgungsleitungen lassen sich (fast) immer irgendwie verlegen – fordern Sie ihren Meister. Denn ein wunderschönes Bad ist nur halb so schön, wenn man erst über einen kalten Flur oder gar an dem mit Freunden belagerten Esstisch vorbei muss, um vom Bad ins Schlafzimmer zu gelangen. Dies alles sollte beim Kunden hinterfragt werden. Erfolg stellt sich ein, wenn die mit der Umlegung einhergehenden positiven Veränderungen und die damit einhergehende Verbesserung der Lebensqualität deutlich werden. Zusätzliches Argument: Durch derartige Maßnahmen wird der Wert und die Attraktivität des Objektes nachhaltig gesteigert.
3. In verschiedene Zonen gliedern
Das „A“ und „O“ einer guten Planung ist die Gliederung nach Funktionen und Bewegungsabläufen. Dabei unterscheidet man Bereiche, die aktiv genutzt werden und solche, die der Regenerierung dienen (Bild 4).
Die Aktivzone beinhaltet die am meisten frequentierten Bereiche wie Waschtisch und WC und sollte im Eingangsbereich angesiedelt werden. Um Kollisionen zu vermeiden, sollte der Waschtisch nicht im Verkehrsweg liegen. Die Standfläche vor dem Becken sollte mindestens 60 cm betragen. Das WC als Intimbereich ist optisch und wenn möglich, auch akustisch abzuteilen. Dies kann durch Wände, Glasscheiben oder Heizkörper, aber auch unkonventionell durch Bambusstäbe oder Muschelbänder erfolgen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Der Duschbereich bildet den Übergang zwischen Aktiv- und Ruhezone. Er zählt noch zu den meist genutzten Bereichen und steht doch gleichzeitig für Entspannung und Regenerierung. An diesen Übergangsbereich schließt sich die Ruhezone mit Badewanne, Sauna und Liege als Wellnesszone an. Diese Gliederung bietet mehrere Vorteile. Sie gewährleistet:
- kollisionsfreie Abläufe (mehrere Nutzer)
- kurze Verkehrswege
- höchsten Komfort und Entspannungsfaktor
- reduziert die Unfallgefahr durch Separierung des Nassbereiches
Um diese Gliederung umzusetzen, bedarf es einer gewissen Mindestgröße des Raumes. Laut der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft beträgt die durchnittliche Badgröße jedoch lediglich 7–8 m². Dementsprechend sieht die Planungspraxis bei Standardbädern von unter 10 m² meist anders aus.
Minibäder zum Wohlfühlen
Alle zuvor genannten Aspekte lassen sich meist in dem zur Verfügung stehenden Raum nicht umsetzen. Doch gerade bei geringem Platzangebot sind Bewegungsabläufe und Funktion besonders wichtig, um auch hier ein Wohlfühlbad zu verwirklichen. Vermieden werden sollte eine Anordnung, in der der Duschende sich wie auf dem Präsentierteller fühlt und beim Verlassen immer im Weg steht. Wie unser Beispiel (Bild 5, Vorher–Nachher) zeigt, wird ein kleiner Raum trotz zweier Zugänge optimiert und gewinnt so an Größe. Die vorherige Anordnung bot keine Ruhezone. Standflächen waren gleichzeitig die Verkehrsfläche beider Nutzer. Durch Verlegen beider Zugänge sind die Standflächen vor den Waschbecken personenbezogene Verkehrsflächen. Dusch- und WC-Bereich sind separierter und frei zugänglich.
Aber nicht nur die Raumaufteilung hilft, aus Minibädern Wellness-Oasen zu schaffen. Die Kunst liegt in der Formensprache der Ausstattungselemente und ihrer psychologischen Wirkung. Runde und ovale Elemente nehmen weniger Platz ein und schmeicheln dem Auge. Sie wirken in kleinen Räumen einfach gefälliger und bieten weniger Stoßkanten. Die Formensprache der Objekte prägt das Raumempfinden. So bietet zum Beispiel eine ovale Wanne den Vorteil, dass sie dem Raum angepasst positioniert werden kann, da sie nicht wie eine Eckwanne vorgegebene Schenkelmaße hat (Bild 3). Auch die Wahl des Waschbeckens ist entscheidend. Runde Waschtische finden meist keinen Anklang, da sie weder seitliche Ablage noch Stauraum bieten. Die Größe ist also entscheidend. Da heutzutage am Waschbecken meist keine Körperwaschungen mehr zelebriert werden, sondern minimalistische Reinigungen vorgenommen werden, benötigt frau nicht mehr große ausladende Becken. Zähneputzen, Händewaschen statt Oberkörperhygiene – so werden Waschbecken heute in der Regel genutzt. Deshalb sollten insbesondere bei kleineren Bädern ein Doppelwaschtisch anstelle von zwei platzvernichtenden Einzelwaschbecken zum Einsatz kommen.
Bei geringer Raumtiefe gibt es zeitgemäße Waschtische mit geringer Ausladung, denn jeder Zentimeter zählt! Großzügige Spiegelflächen sorgen zusätzlich für eine optische Größe.
Über die Grenzen wachsen
Der Anspruch an das Badezimmer geht heutzutage weit über die herkömmliche Körperreinigung hinaus. Die Sehnsucht nach Entspannung, Erholung und ein gesteigertes Körperbewusstsein stellen neue Anforderungen an Angebot und Ambiente. Dem kann durch die Einbindung von Außenflächen entsprochen werden. Garten oder Terrasse werden nach einem Entspannungsbad oder Saunagang zum Ruheort. Den Tag in einer Liege unter freiem Himmel ausklingen lassen zu können, steigert das Wohlempfinden. Zudem bieten Außenflächen die Möglichkeit, das Wellnessangebot mit außenliegendem Whirlpool, Pool oder Sauna, die im Badezimmer keinen Platz mehr finden zu vergrößern. Das Beispiel (Bild 6) zeigt, wie durch Einbeziehen der Nachbarräume und der Terrasse Großzügigkeit entsteht. Durch einheitlichen Bodenbelag wachsen die Räume zusammen, nur der Nassbereich ist gefliest. Die Terrasse bietet Ruheliegen und eine Freiluftdusche mit Flusskieselboden zur Fußmassage. Das jetzige Babyzimmer (Raum 3) wird später als Fitnessbereich mit einbezogen.
Besteht diese Möglichkeit der Einbindung von Außenflächen nicht, kann der Ausblick ins Grüne oder in den blauen Himmel als Entspannungselement genutzt werden. Vorzugsweise aus der Wanne und Dusche. Eine freistehende Liege, integrierte Bank oder ein Schminkplatz steigern das Angebot. Kamin und Plasmabildschirm bieten Wohnambiente im Bad und erhöhen den Komfort und die Vielseitigkeit.
Fließende Material-Übergänge im Bodenbereich, ob zu Außenflächen oder benachbarten Räumen, erzielen zusätzlich eine optische Vergrößerung. Sie verbinden nicht nur optisch, sondern im Barfußbereich auch fühlbar. Außenflächen und angrenzende Räume bilden so mit dem Bad eine Einheit. Bewusst eingesetzte Bodenwechsel gliedern Bereiche und machen Funktionszonen und Nutzungen bewusst. Der Bodenbelag wird zur psychologischen Unterstützung. Dabei sind die Materialien entsprechend der gewünschten Wirkung zu wählen. Holzböden sind Fußschmeichler und wohnlich. Fliesen, auch mit Fußbodenheizung, eher kühl.
4. Farben und Materialien: Weniger ist oft mehr
Aber erst Farbe und Materialien lassen den Raum zum Leben erwachen. Die grundlegende Entscheidung der später gewünschten Atmosphäre steht an. Ob modern oder klassisch, kühl oder warm, hängt von der unterschiedlichen Ausstrahlung und Wirkung der Materialien ab. Es gibt sogenannte Material- und Farbfamilien. Bei der Auswahl ist die Beschränkung auf eine Familie ratsam. Materialien dürfen unterschiedlich sein, solange sie dem Ton-in-Ton Konzept oder einem Thema folgen. Denn durch zuviel Stil- und Materialmix wird eine unruhige Atmosphäre geschaffen. Dennoch ist Abwechslung erlaubt und gewünscht. Gegensätze ziehen sich an. So kann zum Beispiel ein barocker Lüster in einem puristisch modernen Bad das I-Tüpfelchen sein und Wohncharakter schaffen. Unterstützt wird dies durch den minimalen Einsatz von Fliesen, die nach Raster verlegt werden. So können Fliesenanschnitte vermieden und Einbauten, Wände und Objekte genau nach dem Fugenbild geplant werden. Das Auge des Benutzers wird dies zwar nicht bewusst wahrnehmen, aber danken. Unstimmigkeiten in der Geometrie fallen dafür sofort auf. Leider wird all zu oft eine diagonale Verlegung gewählt.
Gegenüber früherer Annahme, kleine Fliesen würden kleine Räume größer erscheinen lassen, weiß man heute, dass Großformate sich dazu besser eignen. Durch den geringeren Fugenanteil wirken sie ruhiger und flächiger. Kleine Mosaikformate eignen sich besonders gut zur Betonung von einzelnen Flächen.
Auch auf Farbharmonie sollte daher bei der Wahl beachtet werden. Denn Fliesen, Wandgestaltung und Möbel bilden ein Ganzes, eine Farbwelt. Sogenannte einfarbige Arrangements bestehen aus einem oder verschiedenen Tönen derselben Farbe. Wenn Farben zu stark harmonieren, wird es eintönig. Kontraste müssen her. Unser Beispiel (Bild 7) zeigt all diese Kriterien. Auf nur 11 m² wurde ein Luxustempel zum Wohlfühlen geschaffen. Farbe und Materialien gehören der Natur-Welt an, allein der Hell-Dunkel Kontrast durch das Mosaik und seine lebendige Ausstrahlung erzeugt Spannung und garantiert, dass es nicht langweilig wird. Großformatige Fliesen wirken wie eine Fläche und geben so einen ruhigen Hintergrund. Der WC-Raum ist mit Holzwänden abgeteilt und integriert sich so perfekt ins Gestaltungskonzept. Seine Schiebetür lässt sich bis zur Duschglasabtrennung schieben, so bleibt es wohlig warm in der Dusche. Der Duscheingangsbereich bietet Handtücher in direktem Zugriff.
Jeder Raum verträgt einen Blickfang, aber selten mehr. Eine rot akzentuierte Wand ist noch kein Farbkonzept. Damit diese den Raum nicht zu sehr beherrscht, ist es wichtig, diese in Accessoires aufzugreifen. Eine Vase, Bild oder Handtücher in denselben Farben runden das Ganze ab. Jede Farbfamilie sieht gut aus, es kommt nur darauf an, womit sie in Beziehung gesetzt wird.
Holz sorgt für Wohnatmosphäre
Mit Holz lässt sich die einst rein funktionale Nasszelle in eine gemütliche Wellness-Oase für Körper und Geist verwandeln. Ob Wände, Fußboden oder gar Waschbecken und Badewanne – Holz bietet eine pflegeleichte und hygienisch sichere Alternative zur eher kühlen Fliesen- und Keramikoptik. Das Behaglichkeitsgefühl wird ungefähr zur Hälfte von der Temperatur der umgebenden Flächen wie Böden, Wände und Decken bestimmt. Holz – im Unterschied zu Stein oder Glasoberflächen – hat stets eine relativ hohe Oberflächentemperatur, somit wird eine behagliche warme Wohnatmosphäre geschaffen. Und Holz besitzt die Fähigkeit, Wasser zu speichern. Das heißt, bei hoher Luftfeuchte entzieht es der Raumluft große Wassermengen, die bei sinkender Luftfeuchtigkeit wieder abgegeben werden. Der Effekt im Bade-Alltag: Man hat ein ausgeglichenes Raumklima – und die Spiegel beschlagen weniger.
Farben und ihre Wirkung
Bei der Farbauswahl sind folgende Punkte zu berücksichtigen. Naturfarben und Materialien (Bild 8) sind schlicht, elegant und niemals laut. Der Zeitgeist kann ihnen gestohlen bleiben. Modische Trends lassen sie unbeeindruckt. Sie sind unkompliziert, nicht aufdringlich und vermitteln echte Wohlfühlatmosphäre. Sand- und Steintöne harmonieren untereinander und lassen sich perfekt mit Hölzern kombinieren. Sie lassen Raum für farbige Akzente. Das können zum Beispiel betonte Wände oder nur die Handtücher sein. So lässt sich dem Raum auch nach Jahren mit einfachen Mitteln ein neues Gesicht geben. Es entsteht ein Rückzugsort der Ausgeglichenheit. Rotnuancen (Bild 9) vermitteln Fröhlichkeit und Aktivität. Daher sollten sie mit viel Weiß, Anthrazit oder hellen Sandtönen sowie hellem Holz beruhigt werden. Damit ein Rot wärmt, braucht es viel Braunanteil.
Helles Grün frischt Räume auf. Ob Moosgrün, Grasgrün oder Lindgrün – es sollte immer nur als Akzent eingesetzt werden. Als Basis dienen viel Weiß, Naturtöne und Natur-Materialien (Bild 10).
Fröhlich bunt: Bei Kombination mehrerer Farbfamilien sollte auf klare, frische Farben zurückgegriffen werden. Um eine harmonische Wirkung zu erzielen, sollte man diese nicht einzeln, sondern kombiniert verwenden, in Streifen, Karos oder verspielt. Damit bunte Muster nicht mit Möbeln und Wänden konkurrieren, muss viel Weiß eingesetzt werden.
Kühle Ice- und Türkis-Farben sorgen für ein positives und optimistisches Gefühl und sorgen für einen erfrischenden Start in den Tag. Dazu viel Weiß und helles Holz verwenden.
Aber Vorsicht: Farben werden unterschiedlich wahrgenommen und je nach Land und Klima herrschen andere Vorlieben. So werden zum Beispiel in Italien eher kühle Oberflächen aus Stein, Marmor oder Keramik und Naturfarben bevorzugt, in Norwegen dagegen eher warme Oberflächen aus Holz und bunten Farben. Dies gilt es insbesondere bei der Beratung von Migranten zu berücksichtigen.
5. Mehr als nur Beleuchtung
Licht wird von seinem bisherigen Zweck der notwendigen allgemeinen Beleuchtung befreit und wird zu einem Gestaltungselement mit kreativem Potenzial erhoben. Es sollte in seinem Einsatz umfassend und vorausschauend, das heißt, auf Nutzung, Anwendung, Wechselwirkung und in Beziehung zur Architektur und der sich in ihr bewegenden Menschen geplant werden. Dabei kann Licht als diffus, gerichtet und in Form von Reflexion und Glanz auf Oberflächen sowie als architektonisches Werkzeug zur Bearbeitung von Räumen eingesetzt werden. Letzteres bedeutet, dass erst durch den bewussten Einsatz von Licht die gewollte Wirkung des Raumes erreicht wird.
Gleichmäßig ausgeleuchtete Räume erzeugen keine Atmosphäre und wirken langweilig. Sie erzeugen weder Geborgenheit noch Entspannung oder wecken die Lebensgeister. Nur unterschiedliche Lichtquellen und akzentuiert eingesetztes Licht kann solche Stimmungen erzeugen. Durch Betonungen und Schattenspiel entfalten Materialien erst ihre Schönheit. Eine eingesetzte Natur-Steinoptikwand wird erst durch die richtige Beleuchtung von oben oder unten in Szene gesetzt. Ihre optische Besonderheit der unebenen Flächen und ihre Farbvielfalt werden sichtbar. Zusammen sind sie ein perfekter Stimmungsträger. Dabei sollte die Lichtquelle in direkter Nähe platziert werden.
Ebenso entfaltet Glasmosaik erst seine Tiefen- und Glanzwirkung durch gezielten Licht- Einsatz (Bild 7). Für Entspannungslicht ist indirektes und diffuses Licht ideal. Lichtvouten, die die Decke anstrahlen, verbreiten ein sanftes indirektes Wohlfühl-Licht. Nebeneffekt ist, dass sie Räume höher erscheinen lassen. Unterschiedliche Lichtquellen geben also unterschiedliche Signale.
Licht als psychologische Unterstützung
Es gilt sich die Wirkung des Lichtes zunutze zu machen und den jeweiligen Bedürfnissen anzupassen. Im Waschtischbereich wird Licht mit einer guten Gesichtsausleuchtung benötigt, am besten von vorne und zusätzlich Licht auf dem Waschtisch. Hier soll jedes Detail zum Rasieren oder Schminken sichtbar sein. Es vermittelt Sicherheit und durch Verwendung des richtigen Leuchtmittels ein positives Spiegelbild.
Im Duschbereich dagegen werden zwei Nutzungen vereint. Die reine Körperhygiene und die Entspannung. Hier bedarf es einer guten Ausleuchtung und sanften Lichtes zur Entspannung. Die Badewanne als Entspannungselement Nummer 1 benötigt vor allem indirektes oder diffuses Licht. Es sollte blendfrei sein und wohlige Atmosphäre verbreiten. Aber Achtung, manche möchten auch in der Wanne lesen, dann sollte eine zusätzlich ausgerichtete Lichtquelle eingeplant werden.
Und wie sieht es mit dem WC-Bereich aus? Bei abgeteiltem Bereich kann der Trend aus dem Gastronomiebereich übertragen werden, in dem heute wir heute ansprechende, warme meist dunkel gehaltene Räume vorfinden (Bild 11). Licht wird hier bewusst nur partiell eingesetzt. Es gibt je nach Nutzerwunsch auch die Variante, das WC zum Lesezimmer werden zu lassen (Bild 12). Bei Einsatz akzentuierten Lichtes sollte aber nie vergessen werden, dass auch eine ausreichende Beleuchtung zum Reinigen – in Architektenkreisen Putzbeleuchtung genannt – sichergestellt wird. Verschiedene Lichtquellen und Schaltkreise ermöglichen eine individuelle bedarfsgerechte Inszenierung des Raumes. Werden vorsorglich statt üblicher dreiadriger Kabel fünfadrige Kabel eingesetzt, ermöglichen diese auch nachträgliche Änderungen am Schaltkonzept. Die zusätzlichen Kosten sind minimal, der spätere Nutzen groß.
Alles muss stimmen, sonst...
Die hier aufgezeigten Zusammenhänge machen deutlich, dass durch planerische Kompetenz der Grundstein für ein harmonisches Bad gelegt wird. Teure Materialien allein machen noch kein gutes Bad. Nur wenn alle planungsrelevanten Aspekte berücksichtigt werden und eine einwandfreie handwerkliche Leistung erbracht wurde, ist der Kunde auch dauerhaft zufrieden. Und zufriedene, weiterempfehlende Kunden sind bekanntlich die beste Werbung.
Kommentar
CAD oder Handzeichnung?
Die Faszination der Computer-Darstellung ist verblichen. Nur noch sehr hochwertige und aufwendige Darstellungen können punkten. Aber haben Sie je unser Herz erreicht? Können sie die Gemütlichkeit der Räume vermitteln?
Heute stehen viele Programme zur Verfügung, die eine schnelle Visualisierung ermöglichen. Leider weisen die meisten Mängel auf. Sei es, dass Flächen falsch berechnet und nicht dargestellt werden – oder noch viel gravierender, die Darstellung der Oberflächen ist grauenvoll und wirkt oft „tot“ . Außerdem kann der „Standpunkt“ nicht von außerhalb des Raumes gewählt werden. Das hat zur Folge, dass zwar eine reale, aber meist stark verzerrte Perspektive oder nur Draufsichten präsentiert werden. So wie wir beim Fotografieren eines kleinen Bades wortwörtlich an die Grenzen stoßen und nie den Gesamteindruck und das Ambiente einfangen können.
Ein Kompromiss sind handcolorierte Zeichnungen, bei denen computerbasierte Ausdrucke als Grundlage dienen. Durch das Nachzeichnen per Hand erhält der Planer die Möglichkeit, Ausschnitte selbst zu bestimmen und das Wesentliche hervorzuheben. Bei der Colorierung – am besten mit Copics-Markern und Buntstiften – sollten nicht gleich alle Flächen angelegt werden. Durch Farbabstufungen und Verblassungen können Tiefenwirkungen erzeugt werden. Materialien erhalten Leben und dem Betrachter wird Atmosphäre vermittelt. Es entstehen kleine Kunstwerke, die den Geldbeutel der Kunden lockern und letztlich hochwertige Bäder entstehen lassen. Viel Erfolg mit und durch gute Planungen wünscht Ihnen Nicola Stammer
Checkliste
1. Bedürfnisse ermitteln
Alter und Größe der Nutzer
Welche Tagesabläufe, Vorlieben und Rituale gibt es?
Wie viele Nutzer halten sich gleichzeitig im Bad auf?
Ist eine Wanne erforderlich? Oder reicht eine Duschfläche?
Welche elektrischen Geräte sollen integriert werden (Zahnbürsten, Föhn, Rasierer, Schminkspiegel etc.)?
Wie viel Stauraum wird wo benötigt?
Sind TV, Internet, Radio, iPod oder sonstige Multi-Mediasysteme zu berücksichtigen?
Wie wird das Bidet tatsächlich genutzt?
2. Bestandsaufnahme
Zur Gedächtnisstütze sollte man die Bestandsaufnahme mit der Kamera dokumentieren. Folgende Punkte zu beachten:
Stimmen die internen Raumabläufe?
Bringt eine Verlegung des Bades in einen anderen Raum mehr Lebensqualität?
Wäre dies realisierbar? Wie sieht es mit den Steigesträngen, insbesondere den Abflüssen aus?
Kann das Schlafzimmer angebunden werden?
Können benachbarte Flächen, wie ein Abstellraum, hinzugenommen werden?
Ist es sinnvoll, den Außenbereich wie Balkon oder Terrasse einzubinden?
Installation eines Wäscheabwurfs?
3. Die eigentliche Planung
Erst Idee finden, dann die Lösung suchen
Bedarfsanalyse berücksichtigen
Raumgliederung sollte in Zonen erfolgen
Verkehrsflächen und Achsen planen
Intimität wahren – WC separieren
Gewünschte Blickrichtungen von den Einrichtungsgegenstände aus erfragen
Bereits bei der Badplanung auch ein geeignetes Fliesenraster auswählen
Atmosphärische und technische Highlights setzen wie eine besonders betonte Wand oder einen Duschhimmel
Badetuchhalter/Heizkörper in Nähe von Dusche und Wanne einplanen
Auch die Lichtinszenierungen gehören zur Badplanung
4. Material- und Farben
Sorgfältige Auswahl von Farben und Materialien ist ein Muss
Materialbeschaffenheit, Optik und Reinigungseigenschaften überprüfen
Gefühlsempfinden der Materialien, bzw. Oberflächen berücksichtigen
Muster-Collagen zur Kundenberatung erstellen und damit überzeugen
Da jeder Farbe anders empfindet und Tageslicht in jedem Raum anders ausfällt, Farbanstriche erst vor Ort bestimmen
Bei gehobenen Ansprüchen Farbe zu Testzwecken in drei unterschiedlichen Farbnuancen auftragen lassen.
Beim Einsatz von Holzböden unbedingt nur ausdrücklich geeignete Materialien einplanen
Autor
Nicola Stammer, Dipl. Ing. der Innenarchitektur, gestaltet Hotels, Büros und Privathäuser. Obwohl ihr Repertoire bis zum Ladenbau reicht, hat sich das Bad als eigentliches Steckenpferd ausgesucht. Schon zweimal konnte sie als Siegerin beim SBZ-Bad-Kreativ-Wettbewerbs überzeugen.
Nicola Stammer
21365 Adendorf
Telefon (0 41 31) 18 88 19
E-Mail: innenarchitektur@nico-stammer.de
Internet: https://www.nico-stammer.de/