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Kostengünstige Energieträger

Strohheizung mit Nahwärmenetz

Inhalt

Anfang August wurde am Sitz der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) und der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA) durch Dr. Karl Otto Kreer, Staatssekretär im Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern, das erste Strohheizwerk mit Nahwärmenetz des Landes eingeweiht. Die landwirtschaftlich geprägte Region um Güstrow hat erhebliche Potenziale an Getreidestroh für die energetische Nutzung. „Da Stroh als günstigster Bio-Brennstoff in ausreichendem Maße zur Verfügung steht, ist die Strohheizung die richtige Entscheidung für den Standort Gülzow. Für die Energiewende im Bereich der Wärmeversorgung erwarte ich eine Signalwirkung durch den Betrieb dieser Anlage“, so Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus.

Die Landgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern GmbH (LGMV) ist Bauherr, Planer und Betreiber der Strohheizungsanlage. Dr. Thomas Pitschmann, Geschäftsführer der Landgesellschaft, und Dr.-Ing. Andreas Schütte, Geschäftsführer der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), freuen sich über eine kurze Bauzeit: Innerhalb von vier Monaten wurden die aus Strohlagerhalle und Heizhaus mit 1000-kW-Strohheizkessel bestehende Strohheizungsanlage und ein 1000 m langes Nahwärmenetz fertig gestellt.

Die Strohfeuerungsanlage von der dänischen Firma Lin-Ka Energy, die vollautomatische Strohfeuerungsanlagen von 0,2 bis 5MW Leistung herstellt ( https://linkaenergy.com/da/ ), wurde von der Hans-Jürgen Helbig GmbH eingebaut. Sie versorgt künftig Büros, Labore und Werkstätten sowie Gewächshäuser von FNR, LFA, LALLF und Gebäude der Gemeinde Gülzow-Prüzen mit Wärme. Bisher wurde mit Heizöl geheizt, nun ersetzen 2,5 kg Stroh einen Liter Heizöl. „Stroh ist preiswert und hat neben den für die Tierhaltung und Humusreproduktion benötigten Mengen keine besonderen Nutzungskonkurrenzen. Die Strohheizungsanlage mit Nahwärmeversorgung kann Landwirten, Gärtnereibetrieben und Bioenergiedörfern, aber auch gewerblichen Nutzern als Beispiel und Anregung für die Energieträgerumstellung dienen“, so LGMV-Geschäftsführer Dr. Thomas Pitschmann.

Strohheizung soll überregionale Signalwirkung haben

Die Strohheizung soll auch als Demonstra­tionsanlage dienen. Entlang der Kette von der Strohbereitstellung über den Anlagenbetrieb und die Wärmebereitstellung bis hin zur Schließung von Kreisläufen durch die Nutzung von Strohasche als Dünger sollen pflanzenbauliche, ökonomische und technische Fragestellungen im Rahmen einer wissenschaftlichen Begleitforschung von der LFA untersucht werden.

Als Brennstoff für dieses Projekt kommt Weizen- und Roggenstroh aus der unmittelbaren Region zum Einsatz. Die Kosten für das Stroh liegen heizwertbezogen unter einem Drittel der Kosten für Heizöl. Die Fläche der Gemeinde Gülzow-Prüzen, hauptsächlich Ackerfläche, beträgt weit über 5000 ha, von denen für die Strohheizung lediglich 100 bis 200 ha Getreidefläche benötigt werden. Das Stroh wird von der LGMV zugekauft und gemäß Liefervertrag bedarfsgerecht von einem nahegelegenen Landwirtschaftsbetrieb angeliefert. Das Strohheizwerk in Gülzow soll Landwirten und Bürgermeistern sowie Bioenergiedörfern Perspektiven für eine nachhaltige und preisstabile Wärmeversorgung auf Basis lokal verfügbarer Biobrennstoffe aufzeigen.

Extras

Bilderstrecke zum Projekt

Eine Bilddokumentation finden Sie auf der Internetseite der FNR. Unter der ­folgenden Adresse gibt es eine Unter­rubrik mit der Strohheizung Gülzow:

Steckbrief

Anlagenbauer war die Helbig Luft- und Wärmetechnik

Die Helbig Luft- und Wärmetechnik GmbH aus Nörten-Hardenberg wurde 1978 von Hans-­Jürgen Helbig gegründet. Seit 1999 zählen Biomassefeuerungsanlagen zum Portfolio. Als deutsche Werksvertretung verschiedener Hersteller baut Helbig Kleinanlagen für Einfamilienhäuser, Anlagen für Schulen, Krankenhäuser und Gewerbeparks, aber auch Biomassekraftwerke zur Elektrizitätserzeugung. Der energetischen Verwertung von Biomasse seien, so der Unternehmer, fast keine Grenzen gesetzt. Beispiele sind Stückholz, Pellets, Hackschnitzel, Miscanthus (schnell wachsendes Schilfgras), Stroh, Raps, Rapsstroh, Restgetreide, Pferde- und Hühnermist sowie Obstkerne und Weiteres.

Durch die Unterstützung der Söhne Nils und Jens Helbig konnte der Vertrieb bundesweit über ein eigenes Außendienst- und Vertragshändlernetz ausgeweitet werden. ­Aktuell beschäftigt das Unternehmen 25 qualifizierte Mitarbeiter. Das Handelsvertreter- und Vertragshändlernetz umfasst Partner in der gesamten Bundesrepublik.