Nach Angaben des Umweltministeriums installierten deutsche Installateure im vergangenen Jahr PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 7630 MWp. Das ist ein neuer Rekord; im bisherigen Spitzenjahr 2011 waren es 7500 MWp. Dabei entfielen mehr als 80 % des Zubaus auf den Zeitraum bis Ende Oktober 2012. Danach waren die Förderungen für Anlagen mit mehr als 10 MWp Leistung ausgelaufen. Damit belief sich die gesamte Leistung der PV-Anlagen Ende letzten Jahres in Deutschland unter Einberechnung der neuen Zahlen auf 32400 MWp. Für 2013 geht das Bundesumweltministerium von nur noch 3500 bis 4500 MWp neu installierter Photovoltaikleistung aus, da die Förderung stark zurückgegangen ist. Eine Einschätzung, die Boris Estermann, Vorsitzender des Fachverbands Energie- und Gebäudetechnik Deutschland, teilt. „Solche Zubauzahlen wie in den Jahren 2010 oder 2011 erwarten wir bei Weitem nicht mehr. Mittlere Anlagen mit Speichermöglichkeiten und Kleinanlagen bleiben jedoch nach wie vor sehr interessant. Nicht mehr Einspeisevergütung – sondern Unabhängigkeit ist das Schlagwort für 2013.“ Die rund 1,3 Millionen Solarstromanlagen in Deutschland haben im vergangenen Jahr nach Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar) rechnerisch acht Millionen Haushalte versorgt. Im Vergleich mit dem Vorjahr sei das ein Plus von etwa 45 %. „Deutschland erntet jetzt die Früchte seiner Anstrengungen bei der Solartechnik. Ihr Anteil an der Stromversorgung hat sich in nur drei Jahren vervierfacht. Gleichzeitig hat sich der Preis neuer Solarstromanlagen halbiert“, sagte Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar. Das Bundesministerium geht davon aus, dass im Dezember letzten Jahres Anlagen mit einer Leistung von 360 MWp installiert wurden. „Dabei handelt es sich bis jetzt lediglich um eine Schätzung“, warnt David Wedepohl, Pressesprecher des BSW-Solar. Noch sei die Zahl seitens der Bundesnetzagentur nicht bestätigt, sodass es noch zu Veränderungen kommen könne. „Und das ist nicht ganz unwichtig“, so Wedepohl. Schließlich bestimme diese Dezemberzahl die Degression der Förderung für PV-Anlagen ab Februar 2013. Diese greift jeden Monat. Liegt die Zubauzahl für Dezember 2012 bei 350 MWp oder mehr, beläuft sich die monatliche Degression auf 2,5 %. Bleibt der Zubau unter 250 MWp, liegt die Degression bei lediglich 2,2 %.
Die 50,2 Hertz-Nachrüstung kann zum guten Geschäft werden
Für die Installateure des Landes wird wohl der Begriff 50,2-Hertz-Nachrüstung zum Wort des Jahres. Diese begann bereits im Sommer letzten Jahres und ist seit Januar 2013 Pflicht. Betroffen sind ans Niederspannungsnetz angeschlossene Anlagen über 10 kWp Leistung mit einer Inbetriebnahme nach 31. August 2005 und vor 1. Januar 2012 sowie Anlagen mit über 100 kWp und einer Inbetriebnahme nach 30. April 2001 und vor 1. Januar 2012. Ebenfalls betroffen sind ans Mittelspannungsnetz angeschlossene Anlagen über 30 kWp, die nach dem 30. April 2001 und vor dem 1. Januar 2009 in Betrieb genommen wurden. „Insgesamt müssen in Deutschland rund 300000 Anlagen nachgerüstet werden“, weiß Wedepohl. „Mittlerweile produzieren PV-Anlagen so viel Strom, dass sie für das Stromnetz systemrelevant sind“, so der Pressesprecher. Daher sei es wichtig, dass solche Anlagen auch der 50,2-Hertz-Regelung entsprechen.
In Europa beträgt die Stromfrequenz im Normalzustand 50 Hertz (Hz). Wenn diese ansteigt, deutet das darauf hin, dass mehr Leistung ins Stromnetz eingespeist wird, als zur gleichen Zeit verbraucht wird. Leichte Schwankungen nach oben und unten sind üblich und werden von den Betreibern der Stromnetze beherrscht. „Zu einem Problem kommt es aber, wenn die Frequenz sehr stark unter oder über dem Zielwert von 50,0Hz liegt. Sollte die Frequenz zum Beispiel auf 50,2Hz steigen, schalten sich sehr viele kleinere Stromerzeugungsanlagen – zum Beispiel Photovoltaik-Anlagen – zeitgleich ab. Dadurch können abrupt mehrere Gigawatt Erzeugungskapazität ausfallen, und von einer Sekunde zur nächsten würde das Stromangebot stark zurückgehen“, erklärt Wedepohl. Sollten sich durch ein Erreichen der 50,2-Hz-Schwelle viele Photovoltaik-Anlagen automatisch zeitgleich abschalten, könne es zu einem großräumigen Ausfall des Stromnetzes kommen, einem so genannten Black-out. Die Wahrscheinlichkeit dafür sei gering, aber um ein hohes Maß an Versorgungssicherheit in Deutschland und Europa gewährleisten zu können, seien Vorsorge-Maßnahmen erforderlich. Daher werden jetzt die Wechselrichter der betroffenen Anlagen entsprechend nachgerüstet, sodass sie sich nicht mehr alle auf einmal beim Erreichen der 50,2-Hz-Schwelle abschalten. Künftig geschieht dies nach der Umrüstung gestaffelt und auf eine sanfte Weise, was die Gefahr eines Black-outs vermindere.
Installateure müssen schneller sein als die Versorger
Zuständig und verantwortlich für das Nachrüsten der Wechselrichter sind die einzelnen Teilnetzbetreiber in Deutschland. Dabei fangen sie bei den größten Anlagen an und arbeiten sich zu den kleinen vor. „Dabei müssen Kunden beziehungsweise Anlagenbesitzer nichts machen“, so Wedepohl. Sie erhalten von ihrem Netzbetreiber ein Schreiben mit einem Fragebogen, den sie ausgefüllt innerhalb von vier Wochen zurücksenden müssen. Versäumen die Anlagenbetreiber die Beantwortung, sind die Netzbetreiber verpflichtet, die Einspeisevergütung bis zum Eingang des Fragebogens beim Netzbetreiber einzustellen. Die Verbände raten deshalb dazu, den Fragebogen umgehend auszufüllen und zurückzusenden. Kosten würden auf den Anlagenbetreiber damit auch nicht zukommen, da diese der Teilnetzbetreiber übernimmt. Und hier liege auch die große Chance für die Installateure. „Denn der Kunde kann bestimmen, wer die Nachrüstung durchführt.“ Übernimmt der Installateur oder der Anlagenbesitzer nicht die Initiative, kümmert sich ein vom Netzbetreiber ausgesuchter Installateur um die zu verrichtende Arbeit. Der Kunde kann aber jederzeit darauf bestehen, dass ein Installateur seiner Wahl seine Anlage nachrüstet. „Die Kosten dafür übernimmt der Netzbetreiber, solange diese nicht aus dem Rahmen fallen.“ Für den Installateur heißt das, dass er selber aktiv werden muss, indem er an seine Kunden oder ehemaligen Kunden herantritt, die Besitzer einer entsprechenden Anlage sind. Diese gilt es über die 50,2-Hertz-Maßnahme zu informieren, im besten Fall noch bevor der Teilnetzbetreiber an sie herantritt. Dann sollte er in dem Informationsgespräch anbieten, die Nachrüstung des Wechselrichters zu übernehmen. So kann er Kundenbindung und -betreuung betreiben. Installateur Stephan Warmuth aus Mittelfranken in Bayern schlug diesen Weg bereits ein. „Meine Kunden – in erster Linie Landwirte – haben sich sehr darüber gefreut, frühzeitig informiert zu werden. Die meisten wollten dann auch, dass wir die Nachrüstung übernehmen.“
Eigenverbrauch wird zum großen Thema
Gleichzeitig öffnen sich so weitere Türen für den Installateur, dank den neuen Entwicklungen, die sich im Bereich Photovoltaik abzeichnen. „Der Eigenverbrauch wird ein immer interessanterer Aspekt für Besitzer von Photovoltaikanlagen“, sagt Wedepohl. Strom könne in Deutschland inzwischen deutlich günstiger aus der eigenen Solarstromanlage erzeugt als vom Stromversorger bezogen werden. Mit inzwischen erreichten Erzeugungskosten von nur noch 15 bis 18 Cent je kWh werde der Eigenverbrauch von Solarstrom vom eigenen Dach für immer mehr Privathaushalte und Gewerbebetriebe auch wirtschaftlich attraktiv. Zum Vergleich: Die Stromtarife für Endkunden liegen inzwischen bei rund 25 Cent je kWh und dürften weiter steigen. Für 2013 sieht der Branchenverband neue Trends auf die Solartechnik zukommen: „Wir erwarten den verstärkten Einsatz von Batteriespeichern und modernen Energiemanagementsystemen. Solarstrom selbst zu erzeugen und selbst zu nutzen wird immer attraktiver. Der absolute Trend 2013 ist der eigene Stromspeicher, mit dem sich Solarenergie zeitversetzt nutzen und die Abhängigkeit vom Stromversorger weiter reduzieren lässt. Erfreulicher Nebeneffekt für die Energiewende: Dadurch ist weniger Netzausbau erforderlich“, so BSW-Solar-Hauptgeschäftsführer Körnig. Somit können Installateure ihren Kunden völlig neue Produkte aus diesem Bereich anbieten.
Eine weitere Möglichkeit für Installateure entsteht durch die drastisch fallenden Systempreise. Der durchschnittliche Preis für eine schlüsselfertige Photovoltaikanlage betrug im vergangenen Jahr 1760 Euro netto je installiertem kWp. Das entspricht einer Preissenkung von rund 21,08 % gegenüber dem Vorjahr (2230 Euro/kWp netto). Die Ergebnisse beruhen auf Angaben von Anlagenbetreibern aus dem gesamten Bundesgebiet, die an einer Onlinebefragung des Panels Photovoltaikumfrage mitgewirkt haben. Bei einem solch drastischen Preisverfall biete sich dem Installateur natürlich die Gelegenheit während seiner Kundengespräche, noch einige kWp an den Mann zu bringen, so Wedepohl. Die günstigen Systempreise sind für ihn ein gutes Argument für die Vergrößerung der Anlage eines Kunden, falls dieser noch Platz auf dem Dach hat.
Auch die Solarthermie ist auf einem gutem Weg
Während der Markt der Photovoltaik derzeit starke Veränderungen erlebt, geht es bei der Solarthermie ruhiger zu. Auch wenn in letzter Zeit immer wieder zu hören ist, dass die immer billiger werdende Photovoltaik die Solarthermie von den deutschen Dächern vertreiben werde. Der Solarthermie-Experte Werner Koldehoff vom Bundesverband Solarwirtschaft bezweifelt eine solche Entwicklung. „Das hört man immer wieder. Aber ein Ende der Solarthermie sehe ich nicht.“ Natürlich werde sich durch Solarstrom gewonnene Wärme als Konkurrenzprodukt auf dem Markt etablieren, vor allem weil die großen Stromanbieter Stromwärme groß anpreisen und Marketing in diese Richtung betreiben. Signifikante Auswirkungen erwartet er jedoch nicht. Allein schon weil Solarthermietechnik viel effizienter Energie in Wärme umwandelt, als es bei der Gewinnung von Wärme durch Solarstrom der Fall ist. Und schließlich habe die Produktion von Stromwärme einen äußerst unlogischen Aspekt. „Gerade im Winter, wenn Energie knapp wird, wird die meiste Wärme benötigt. Und genau dann soll immer mehr Stromwärme generiert werden. Die logische Folge wäre ein Stromengpass.“ Auch dieser Umstand spreche nicht gerade für die Verdrängung der Solarthermie durch die solare Stromwärme.
Koldehoff geht davon aus, dass 2013 in Deutschland rund 5 bis 8 % mehr solarthermische Anlagen als im Vorjahr installiert werden. Dafür sprechen auch die jüngsten Meldungen aus dem deutschen Solarthermiemarkt. Rund 20 % der neu gebauten Wohngebäude nutzen bereits eine Sonnenheizung, meldete der BSW-Solar zum Jahreswechsel. „Jeder Fünfte heizt nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts bereits mit der Sonne im Neubau. Und ein Drittel der neuen Büroimmobilien nutzen eine Solarwärme-Anlage zur Heizungsunterstützung. Kein Wunder, dass die Solarwärme längst zum Standard im Neubau gehört: Die Sonnenwärme lässt die Heizkosten schmelzen und schont die Umwelt“, sagt Carsten Körnig. Damit würden Immobilienbesitzer zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Denn dank der Solarwärme machen sich künftige Eigenheim-Besitzer unabhängiger von steigenden Heizkosten und erfüllen die Vorgaben der Energie-Einspar-Verordnung. Dort ist der zulässige Energiebedarf von neuen Gebäuden festgeschrieben. Mit einer Sonnenheizung sind diese Grenzwerte leicht zu erreichen. „Je mehr Solarwärme genutzt wird, desto größer ist die Einsparung. Eine Sonnenheizung kann in Kombination mit einem modernen Heizkessel gegenüber einer alten Öl- oder Gasheizung die Heizkosten um die Hälfte senken“, so Körnig weiter. Außerdem würden sich Hauseigentümer mit einer Sonnenheizung unabhängiger von knapper werdenden Ressourcen und fossiler Energieerzeugung machen.
Kombilösung auch im Altbau immer beliebter
Heute heizen noch 87 % der Deutschen im Wohnungsbestand mit veralteter Technik. Weil sich ein Solarwärme-System optimal mit anderen Heizsystemen kombinieren lässt, erfreut sich die Sonnenheizung auch hier immer größerer Beliebtheit. Diese Entwicklung sieht auch Koldehoff. „Aufgrund der steigenden Energiepreise werden Kombilösungen immer attraktiver, da sie kostengünstig sind. Eine Solarthermieanlage lässt sich gut mit einer Pelletheizung oder einer Wärmepumpe kombinieren.“ Dabei sei darauf zu achten, dass der solarthermische Teil eines solchen Kombisystems nicht zu klein ausfällt.
Klarheit herrscht endlich bei den finanziellen Rahmenbedingungen für eine Heizungsmodernisierung: Seit Sommer letzten Jahres wird der Kauf einer Sonnenheizung stärker bezuschusst. Mindestens 1500 Euro gibt der Staat dazu. Nach einem Jahr Tauziehen von Bund und Ländern ist die steuerliche Abschreibung von energetischen Sanierungsmaßnahmen im Dezember endgültig gescheitert. „Eine wirklich vertane Chance für den Klimaschutz, den schnelleren Ausbau der Solarwärme und die regionale Wertschöpfung. Doch das Handwerk und die Kunden haben nun endlich Klarheit: Die Zuschüsse vom Staat sind hochattraktiv und das Warten auf eine noch bessere Förderung macht keinen Sinn mehr“, betont Körnig.
Gefördert werden bei Ein- und Zweifamilienhäusern Kombi-Anlagen, die Wasser erwärmen und zur Raumheizung beitragen. Der Antrag kann noch bis zu sechs Monate nach Inbetriebnahme der Sonnenheizung beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle eingereicht werden. Eine Solarthermieanlage wird mit mindestens 1500 Euro bezuschusst. Wer mehr sparen möchte, dem rät der BSW-Solar zur Umrüstung der gesamten Heizungsanlage. Wer gleichzeitig zur Solarheizung einen neuen Kessel installiert, wird mit weiteren 500 Euro belohnt. Der Umstieg auf die umweltfreundliche Heizung rechne sich: Eine Sonnenheizung spare mit einem Gas-Brennwertkessel beispielsweise jährlich etwa 500 bis 700 Euro Heizkosten ein. Einen Bonus von 500 Euro erhält auch, wer eine Solarwärmeanlage mit einer Pelletheizung oder Wärmepumpe kombiniert. Die laufenden Heizkosten würden dann sogar noch stärker sinken. Außerdem bezuschusst der Staat auch diese Anschaffungskosten. Ende 2012 waren bereits rund 1,8 Millionen Solarwärme-Anlagen in Deutschland in Betrieb.
Trotz des zu erwartenden Rückgangs der Zubauzahlen für 2013 bei der Photovoltaik sollte es in diesem Jahr genügend für Installateure zu tun geben. Stichworte Nachrüstung und Eigenverbrauch. Vor allem seit bekannt ist, dass die Regierung mit einem millionenschweren Subventionsprogramm Solarstromspeicher fördern will – auch wenn der geplante Start hierfür im April erst einmal verschoben wurde. Und auch im Bereich Solarthermie, wo Kombisysteme immer beliebter werden, gibt es Arbeit. Eigeninitiative ist gefragt, und daran scheint es deutschen Installateuren nicht zu mangeln, wie eine aktuelle Umfrage des Marktforschers Apel + Hoyer belegt. Demnach wollen Installateure aktiv in die Maßnahmen der Hersteller und Großhandelspartner zur Kundengewinnung im Bereich Photovoltaik eingebunden werden und sind auch bereit, sich finanziell zu beteiligen.
Autor
Markus Grunwald ist Redakteur beim EuPD Europressedienst, 53111 Bonn, Telefon (02 28) 3 69 44-75, m.grunwald@europressedienst.com, https://www.europressedienst.com/