Mit dem neu eröffneten Zentrum für Forschung + Entwicklung wird die Position des zweitgrößten Standorts der Systemair-Gruppe als Kompetenzzentrum für Entrauchungs- und Axialventilatoren ausgebaut, so Unternehmensgründer und CEO Gerald Engström: „Die Investition ist ein Bekenntnis zu dem bemerkenswerten Fachwissen, das hier in den vergangenen knapp 20 Jahren rund um die häufig sicherheitsrelevanten Produkte aufgebaut worden ist.“ Vor allem die am Standort nach Kundenspezifikation gefertigten, teils mannshohen Axialventilatoren werden häufig in Straßen- und Bahn-Tunnel oder in hoch frequentierten Objekten wie Flughäfen installiert, um dort belastete Luft ins Freie zu befördern. Neben dem ausgewogenen Zusammenspiel von Frisch- und Abluft sowie der entsprechenden Beeinflussung der Druckverhältnisse sind auch Fragen des Funktionserhalts der Ventilatoren im Brandfall von entscheidender Bedeutung.
Die anspruchsvollen, auftragsbezogenen Anforderungsprofile zusammenzuführen, ist die Kernkompetenz der Mitarbeiter um Kurt Maurer, Geschäftsführer der Systemair GmbH in Boxberg-Windischbuch: „Insbesondere die neu aufgebauten Kammer- und Rohrprüfstände sind daher für uns von größter Bedeutung. Denn andernorts müssen viele Berechnungen zum Strömungsverhalten am Modell oder an kleineren Anlagen verifiziert werden. Wir können den Kunden jetzt ihre Axialventilatoren bei der Abnahme unter Realbedingungen vorführen – mit einer Luftleistung bis 130000 m3/h in den Kammerprüfständen und 600000 m3/h in den Rohrprüfständen selbst bei sehr großen Anlagen. Das ist immer dann ein besonders überzeugendes Argument, wenn es um sicherheitsrelevante Einbauten geht.“
Prüfungen nach ISO- und nach AMCA-Standard
Aufgrund der Größe und Leistungsstärke der Prüfanlagen sowie aus ökologischen Gründen wurde das neue F+E Zentrum in einen „warmen“ und einen „kalten“ Prüfbereich unterteilt: Der warme Prüfraum beherbergt auf rund 540 m2 Fläche zwei saugseitige Kammerprüfstände unter anderem für Volumenstrom-Prüfungen bei definierten Druckverlusten nach dem ISO 5801- bzw. nach dem US-amerikanischen AMCA 210-Standard. Weiterhin können hier aufgenommene Leistungs- und Stromwerte sowie statistische, dynamische und Total-Drücke von Ventilatoren bis 1250 mm Durchmesser ermittelt werden.
Für noch größere Axialventilatoren – bis 1600 bzw. 2240 mm Durchmesser und für maximale Volumenströme bis 360000 bzw. 600000 m³/h – stehen künftig zwei neue Rohrprüfstände im kalten Prüfraum zur Verfügung. Die 890 m2 große, unbeheizte Halle ist teiloffen und so lang, dass bis zu 17 m lange Prüfstrecken aufgebaut werden können. Für den Energiebedarf der Prüfstände ist ein zusätzlicher Hochleistungsgenerator mit 650 kVA Leistung zum Abfangen der temporären Spitzenlasten installiert.
Firmengruppe bildet komplette Wertschöpfungskette ab
Im Rahmen der offiziellen Eröffnung des neuen F+E-Zentrums vor rund 150 geladenen Gästen Ende September unterstrich Geschäftsführer Kurt Maurer daher auch den hohen Stellenwert, den die europaweit fast einzigartige Leistungsgröße der Prüfstände für Systemair und die Kunden des Unternehmens hat: „Als einer der wenigen Anbieter am Markt können wir jetzt die komplette Wertschöpfungskette von Forschung und Entwicklung über Design und Simulationsprogramme bis hin zur kompletten Fertigung und der finalen Prüfung unter Realbedingungen aus einer Hand anbieten. Das bedeutet einen weiteren Qualitätssprung, der unsere Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt stärken wird.“ Darüber hinaus können die Mitarbeiter auf Spezialisten innerhalb der Unternehmensgruppe zurückgreifen: Speziell für Zertifizierungs- oder Zulassungsfragen gibt es auf verschiedenen Kontinenten Fachleute, die ihren Kollegen in Deutschland bei Bedarf zur Seite stehen. In Kombination mit der einheitlichen IT-Systematik, der Plattform-Strategie und einer ebenfalls weltweit einheitlichen Distributionsstruktur lassen sich umfangreiche Synergieeffekte aktivieren, wie Kurt Maurer ausführt.
Die positive Einschätzung bestätigte auch der „Lüfter-Papst“ Gerhard Sturm, Gründer von EBM-Papst aus Mulfingen. Als Vertreter des zweitgrößten Gesellschafters der Systemair-Gruppe würdigte er die Innovationskraft des Unternehmens wie auch die Geschwindigkeit, mit der CEO Gerald Engström die Expansion von Systemair vorantreibt: „Mittelständische Unternehmen können sich nur dann gesund und stabil entwickeln, wenn sie in ihrem Marktsegment die Technologieführerschaft innehaben. Mit der Investition in den Standort Boxberg-Windischbuch hat Systemair wieder einen großen Schritt getan, diese Position weiter zu festigen.“
Unternehmensgruppe auf Expansionskurs
Systemair hat mit 530 Millionen Euro Umsatz und 4100 Mitarbeitern in den vergangenen Monaten durch eine ganze Reihe von strategischen Akquisitionen für Aufsehen gesorgt: Ende vergangenen Jahres wurde das türkische Unternehmen HSK übernommen, ein Hersteller von Klimakastengeräten mit hoher Fertigungstiefe. Seit Anfang März gehört mit Holland Heating, einer der führenden Lüftungsgerätehersteller der Niederlande, zur Gruppe. Wenige Wochen später gab Systemair dann auch noch den Zukauf des deutschen Unternehmens Menerga, einem Anbieter von RLT-Geräten für Schwimmhallen, bekannt. Flankiert wird das Expansionsstreben durch Investitionen in die bestehenden Standorte, wie aktuell in Boxberg-Windischbuch. Seit fast zwei Jahrzehnten entwickeln und fertigen dort heute rund 250 Mitarbeiter vor allem Standardprodukte wie Dach- und Thermoventilatoren sowie Axial-, Jet- und Tunnelventilatoren. Darüber hinaus ist Boxberg-Windischbuch das zentrale Distributionszentrum für Mittel- und Südeuropa.