Die DIN 1946-6 gibt den verantwortlichen Projektbeteiligten Vorgaben und Berechnungsmethoden an die Hand, um die nutzerunabhängige Gebäudelüftung in die Planung einbeziehen zu können. Vor Einführung dieser Wohnungsüftungsnorm schwebte stets die ungeklärte Frage im Raum, wodurch der Wegfall der natürlichen Infiltration zu ersetzen ist und wer für den nötigen Luftwechsel verantwortlich ist.
Die Energieeinsparverordnung (EnEV) und die DIN 4108 schreiben für neu zu errichtende bzw. umfassend zu sanierende Gebäude eine dauerhaft luftundurchlässige Abdichtung der Gebäudehülle einschließlich der Fugen vor – mit der bekannten Folge, dass ein natürlicher Luftaustausch über Fenster- und Wandfugen nicht mehr gegeben ist. Die notwendigen Maßnahmen zu dieser weitreichenden Konsequenz handelt die EnEV mit einem einzigen Satz ab: „Zu errichtende Gebäude sind so auszuführen, dass der zum Zwecke der Gesundheit und Beheizung erforderliche Mindestluftwechsel sichergestellt ist“ (EnEV 2014, Abschnitt 2, § 6 Nr. 2, Dichtheit, Mindestluftwechsel). Und damit waren Planer und Ausführende lange Zeit auf sich gestellt, da nicht geklärt war,
- wie hoch der erforderliche Mindestluftwechsel sein muss,
- wer für die Einhaltung des Mindestluftwechsels verantwortlich ist und
- woraus sich die Notwendigkeit einer mechanischen Lüftung begründet.
Ansatzweise gab vor der Einführung der DIN 1946-6 die DIN 4108-2 den Hinweis, dass ein ausreichender Luftwechsel dann gewährleistet ist, wenn die Raumluft alle zwei Stunden komplett ausgetauscht wird. Diese Luftwechselrate von 0,5 1/h wird nach DIN 4108 Teil 2 als Mindestluftwechsel vorgegeben, der bei der Planung(!) sicherzustellen ist. Kann der notwendige Luftaustausch nicht sichergestellt werden, stehen Projektbeteiligte und – bei vermieteten Objekten – Gebäudeeigentümer in der Haftung für Schäden infolge mangelnder Feuchteabfuhr.
Planungsprogramm liefert Entscheidungsgrundlagen
Die DIN 1946-6 schreibt bei Neubau oder Sanierung von Wohngebäuden verpflichtend die Erstellung eines Lüftungskonzeptes vor. Die Norm gibt zur Einhaltung des geforderten Luftwechsels klare Berechnungsmethoden vor. Der regelmäßige Luftaustausch und der Erhalt der Raumlufthygiene lässt sich am sichersten durch nutzerunabhängige Lüftungssysteme erreichen. Neben der Raumluftqualität bieten Systeme zur kontrollierten Wohnungslüftung darüber hinaus die Möglichkeit, dabei auch noch die Heizkosten zu reduzieren. Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung tragen damit unabhängig vom geplanten energetischen Standard des Gebäudes zur Reduzierung des Endenergiebedarfs bei. Für Gebäudeeigentümer und Investoren bedeuten Komfortlüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung eine sichere Investition für den Werterhalt der Immobilie.
Im Fall eines konkreten Neubau- oder Sanierungsobjektes stellt sich jedoch zunächst die Frage, ob der Einsatz eines Lüftungssystems notwendig ist – und welche Kosten damit verbunden sind. Für den Planer und Ausführenden ist es deshalb notwendig, auf beide Fragen eine schnelle Antwort parat zu haben. Der Anbieter Heinemann GmbH stellt dazu mit dem Programm Airplan ein Planungswerkzeug bereit. Neben einem lüftungstechnischen Nachweis und einer Volumenstromberechnung mit Strangschema kann damit gleichzeitig ein komplettes Angebot oder Leistungsverzeichnis über das Lüftungssystem erstellt werden.
Lüftungsplanung Schritt für Schritt
Zur Berechnung eines Projekts benötigt der Anwender zunächst einige grundlegende Planungsdaten des Gebäudes. Dazu sollten in jedem Fall Grundrisspläne bereit liegen sowie Raumhöhen und der Standort bekannt sein. Durch den Standort wird bestimmt, ob das Gebäude in einer windstarken oder windschwachen Region steht. Wo bei der Wärmebedarfsberechnung zunächst die am Ort zu erwartende tiefste Außentemperatur zugrunde liegt, ist bei der Auslegung des KWL-Systems ebenfalls der Standort maßgebend.
Der zweite Schritt nach dem Anlegen der Projektdaten ist die Erfassung der Gebäudedaten. Auf einer übersichtlich und mit selbsterklärenden grafischen Symbolen dargestellten Programmoberfläche fragt das Planungsprogramm die Angaben zum Gebäude ab:
- Gesamtfläche der Nutzungseinheit (NE),
- Auswahl des Gebäudetyps (Einfamilienhaus oder Mehrfamilienhaus),
- Anzahl der Personen je NE und Luftmenge je Person,
- Gebäudelage (windschwache oder windstarke Lage, Auswahl nach Windgebieten durch Anklicken eines Ortes auf der Landkarte),
- Art des Wärmeschutz-Standards (Neubau oder Bestandsgebäude mit hohem oder niedrigem Wärmeschutz),
- Eingabe von Mess- oder Vorgabewerten für die Gebäude-Luftdichtheit (n50-Wert und Druckexponent),
- Berücksichtigung erhöhter Anforderungen an Raumluftqualität, Schallschutz oder Energieeffizienz (Auswahl jeweils durch Anklicken einer Checkbox),
- Berücksichtigung von fensterlosen Räumen (Auslegung nach DIN 18017-3) sowie raumluftabhängigen Feuerstätten.
Bei Rot auf Lüftungsplanung schalten
Bereits im Programmteil „Gebäudedaten“ entscheidet sich, ob für den Lüftungsbedarf zum Feuchteschutz die natürliche Infiltration ausreicht oder ob eine lüftungstechnische Maßnahme erforderlich ist. Damit liegt bereits das Ergebnis für das Lüftungskonzept nach DIN 1946-6 vor. Eine rote Ampel im unteren Bildschirmbereich signalisiert die Notwendigkeit eines Lüftungssystems zum Feuchteschutz.
Im nächsten Planungsschritt geht es an die Erfassung der einzelnen Räume, die wahlweise grafisch anhand von Grundrissplänen oder manuell erfolgen kann. Die Räume werden je Geschoss mit ihren Flächenmaßen und Raumhöhen in einer tabellarischen Übersicht zusammengestellt. Jedem Raum wird dabei die jeweilige Luftart (Zuluft, Abluft, Überströmraum) zugewiesen. Zum Abschluss des Projekts erfährt der Anwender mit einem Klick auf die Registerkarte „Ergebnisse“ die jeweiligen Luftvolumenströme für die vier Lüftungsstufen nach DIN 1946-6 (Lüftung zum Feuchteschutz, reduzierte Lüftung, Nennlüftung, Intensivlüftung).
Stücklisten und Leitungslängen werden gleich mitgeliefert
Ausgehend von den Berechnungsergebnissen führt das Planungsprogramm weiter zur Auslegung. Für die spätere Stücklistenerstellung werden hierbei auch die Rohrquerschnitte der Lüftungsrohre festgelegt (Durchmesser 75 rund/oval oder 63 mm).
Im letzten Planungsschritt berechnet das Programm die Zuluft- und Abluftvolumenströme für die einzelnen Räume und bestimmt die Anzahl und Art der Lüftungsventile je Raum. Mit diesem Planungsergebnis lässt sich abschließend über einen integrierten Geräteassistent das passende Lüftungsgerät auswählen und eine komplette Stückliste aller benötigten Komponenten erstellen.
Bei ähnlichen Objekten und Gebäudedaten bietet das Programm die Möglichkeit, ein vorhandenes Projekt zu kopieren und nur die Planungsdaten entsprechend zu ändern. Eine praktische Suchfunktion vereinfacht dabei das Auffinden vorhandener Projekte. Für das fertig berechnete Projekt stehen verschiedene Ausgabedokumente und Dateiformate zur Auswahl. So sind zum Beispiel Lüftungskonzept, Angebote, Strangschema, Volumenströme in den Dateiformaten PDF, Word, Excel oder GAEB verfügbar.
Das Planungsprogramm Airplan steht auf der Website von Heinemann zum kostenlosen Download für Fachhandwerker zur Verfügung und kann nach erfolgter Registrierung genutzt werden.
Autor
Alexander Wolf ist Technischer Mitarbeiter und Experte für das Planungstool Airplan bei Heinemann, 86911 Dießen, Telefon (0 88 07) 94 66-69, alexander.wolf@heinemann-gmbh.de, http://www.heinemann-gmbh.de