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Praxisgerechter Arbeitsschutz

Ohne Mehrkosten besser schützen

SBZ: Arbeitsschutzmaßnahmen werden häufig als bürokratische Übel gesehen. Bei der Firma Kreuz sieht das offensichtlich ganz anders aus. Wie kommt das?

Kreuz: Bis vor etwa vier Jahren haben wir uns mit dem Thema Arbeitsschutz genauso schwer getan wie die meisten Betriebe. Obwohl wir unsere Mitarbeiter schon immer aufgefordert hatten, die Arbeitsschutzmaßnahmen zu beachten, mussten wir auf den Baustellen feststellen, dass die Vorgaben oft nicht eingehalten wurden. Eigentlich notwendige Gerüste wurden nicht aufgebaut und die persönliche Arbeitsschutzausrüstung wurde einfach nicht benutzt.

SBZ: Und wie haben Sie auf diese Situation reagiert?

Kreuz: Weil die Einsicht bei vielen Monteuren fehlte, mussten wir uns die unterschiedlichsten Ausflüchte anhören. So konnte es nicht weitergehen, aber über die Frage, wie wir das ändern konnten, haben wir lange nachgedacht. Als ich dann vom NOAH-Projekt, also dem nutzenoptimierten und kostenreduzierten Arbeits- und Gesundheitsschutz im Handwerk gehört habe, kam die Idee, das Thema Arbeitsschutz in unserem Betrieb ganzheitlich anzugehen und die Optimierung im Rahmen des Projektes anzugehen.

SBZ: Hört sich nach viel Bürokratie an.

Kreuz: Das täuscht. Wir sind das Thema ganzheitlich angegangen und haben nach und nach auch eine hohe Akzeptanz bei unseren Mitarbeitern erzielt. Die Einführung von Formblättern und die Benennung von Auftragsverantwortlichen für jede Baustelle waren wesentliche Faktoren für den Erfolg dieses Prozesses.

SBZ: Mit dem NOAH-Projektes erhielten Sie Unterstützung durch das Institut Dr. Albert Ritter, das Unternehmen bei der Einführung eines Arbeitsschutzmanagements berät. Haben Sie von dort ein fertiges Konzept bekommen?

Kreuz: Nein, da jede Handwerksbranche ­andere Bedürfnisse und Anforderungen hat, mussten wir unser Konzept individuell er­arbeiten. Ohne die professionelle Hilfe von Herrn Dr. Ritter hätten wir das aber nicht in der Form hinbekommen. Ich kann jedem Handwerksunternehmer nur raten, derartige professionelle Hilfe in Anspruch zu ­nehmen.

SBZ: Lässt sich Ihr Konzept auf andere SHK-Handwerksbetriebe übertragen? Was sollten Interessenten dabei beachten?

Kreuz: Natürlich kann man das nicht eins zu eins auf andere SHK-Handwerksbetriebe übertragen, aber wir haben auch viel Grundlagenarbeit geleistet und das Grundkonzept ist sicher eine gute Basis, auf die Kollegen aufbauen können, wenn sie wollen.

SBZ: Haben Ihre umfangreichen Arbeitsschutzmaßnahmen die Kosten für den Arbeitsschutz in die Höhe getrieben?

Kreuz: Nein, unterm Strich gesehen sind die Aufwendungen auch nicht höher als früher, nur unser Arbeitsschutz ist besser und effektiver. Um viele Dinge wie die sicherheitstechnische Überprüfung von Werkzeugen und Arbeitsgeräten kommen wir Betriebe künftig sowieso nicht mehr herum. Ich glaube gar, dass der Aufwand geringer geworden ist, da wir alles strukturiert und geregelt haben. Und der Krankenstand hat sich auch auf ein Minimum reduziert.

SBZ: Aber allein schon die sechs Mitarbeiterbesprechungen im Jahr bedeuten einen nicht unerheblichen Zeitaufwand.

Kreuz: Dafür kommen die Mitarbeiter morgens eine halbe Stunde früher und bringen die Zeit als ihren Anteil für verbesserten Arbeitsschutz ein. Schließlich geht es auch um ihre Gesundheit. Sie sind mittlerweile voll dabei und betrachten unsere Anstrengungen um verbesserten Arbeitsschutz als persönliche Wertschätzung.

SBZ: Sie weisen baustellenbezogene Kosten für den Arbeitsschutz in den Angeboten aus. Sind Sie dann überhaupt noch wettbewerbsfähig? Wie argumentieren Sie, wenn der Kunde die Kosten beispielsweise für eine zusätzliche Gerüststellung nicht zahlen will?

Kreuz: Mit sachlichen Argumenten. Jeder von uns will abends wider so gesund nachhause gehen dürfen, wie er früh zur Arbeit gekommen ist. Oft sieht der Kunde ja nur sein kleines Projekt, wo man seiner Ansicht nach dann schon mal ohne Arbeitsschutz auskommen kann. Und genau auch da geht es eben so nicht. Wenn wir den Sohn oder die Tochter des Kunden bei uns in der Ausbildung hätten, möchte der Kunde ja auch, dass wir Verantwortung übernehmen und Sorge tragen. Auch für seine Gesundheit und sein persönliches Wohlergehen. Und was für einen einzelnen Mitarbeiter gilt, gilt bei uns für alle.

SBZ: Haben Sie noch einen Tipp für Kollegen, die den Arbeitsschutz in ihrem Betrieb verbessern wollen? Wie können sie das möglichst effektiv angehen?

Kreuz: Zu allererst sollten sie mit ihren Mitarbeitern eine Übersicht erstellen, wo der Schuh am meisten drückt. Was ist sofort zu thematisieren, was wäre wünschenswert? Die Mitarbeiter sollte man von Anfang an mit in die Gespräche einbeziehen und einen gemeinsamen Arbeitsplan erstellen.

Es gilt zu überlegen, was sich in den Köpfen, in der Werkstatt, in den Fahrzeugen und auf der Baustelle ändern muss. Dann ­einen Masterplan erstellen, in dem die zu er­arbeitenden Bereiche gelistet werden. Wir hatten uns auch schon überlegt, dass dies ein tolles Thema für eine Diplomarbeit wäre. Die Grundstruktur haben wir im Rahmen des Projektes bereits erarbeitet. Dies müsste nun in eine Form gegossen werden, welche die Handwerkskollegen für sich in ­ihren Betrieben übernehmen können. Vielleicht nimmt sich ja auch unsere Berufsorganisation des Themas an. Die hier erstellte Grundlagenarbeit stelle ich dafür gern kostenlos zur Verfügung. Das wäre sicher für ­viele Kollegen eine enorme Hilfe. Sehen Sie den Arbeitsschutz nicht als notwendiges Übel, sondern als Chance und Wertschätzung Ihrer Mitarbeiter.

SBZ: Ich sehe, das Thema Arbeitsschutz ist bedeutender, spannender und nutzbringender, als ich dachte. Vielen Dank für die Tipps und das Gespräch.