Zunächst stellt sich die Frage, inwieweit die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) das Handlungsfeld des SHK-Fachunternehmers durch geltende Normen und Regelwerke berührt. Hier sind im Wesentlichen die DIN 1988, DIN EN 806, VDI 6023, DVGW W 551 und W 553 sowie DIN EN 1717 zu nennen. Trinkwasser kann in der Trinkwasserinstallation nachteilig beeinflusst werden, sodass die geforderte Qualität für den menschlichen Gebrauch nicht mehr gegeben ist. Kalk, Rost und Schmutz sind fast immer die Ursache für Schäden an der Trinkwasserinstallation. Von unangenehmen Nebenerscheinungen, wie Beeinträchtigung des Geschmacks und erhöhtem Energieverbrauch durch Verkalkung, ganz zu schweigen. Um Schutz vor teuren Schäden, lästigen Reparaturen und Instandhaltungsarbeiten, erhöhten Energiekosten oder gefährlicher Verkeimung zu haben, bietet die Industrie eine breite Palette an Produkten und Verfahren an (Bild 1).
Schwachstellenanalyse durchführen
Daraus ergibt sich die Frage, was der SHK-Fachhandwerker innerhalb seines Handlungsfeldes konkret tun kann, um nachteilige Auswirkungen auf die Trinkwasserqualität so weit wie möglich einzudämmen. Die Antwort: Genau das, was seinen Aufgaben und Kompetenzen als Sanitär-Fachunternehmen entspricht. Konkret kann empfohlen werden, das ohnehin vorhandene Umsatzpotenzial der Serviceleistungen für Wartung und Instandhaltung auszuschöpfen. Zum Beispiel dadurch, indem SHK-Fachbetriebe bestehende Wartungsverträge für die bei den Heizungsanlagen ihrer Kunden regelmäßig fälligen Wartungstermine auf die Trinkwasserinstallation und auf die eingebauten Produkte zur Wasserbehandlung erweitern. Eine Aufstellung der in der Trinkwasserinstallation wartungsrelevanten Armaturen und Geräte einschließlich der durchzuführenden Maßnahmen enthält die aktuelle Fassung der DIN EN 806 und der deutschen Restnormen der DIN 1988. Somit gibt es, noch lange bevor es an die Überwachung der Trinkwasserqualität erforderlichen Maßnahmen wie u. a. der Nachrüstung von Probenahmestellen geht, ein umfassendes Betätigungsfeld:
- <b>Sichtprüfung der Trinkwasserinstallation:</b> Filter, Systemtrenner, Enthärtungsanlagen, Dosiergeräte, Entnahmearmaturen, Sicherheitsarmaturen.
- <b>Zustand der Rohrleitungen:</b> Sind in den Rohrleitungen Inkrustationen vorhanden oder lassen farbliche Änderungen des Trinkwassers auf einen dringenden Sanierungsbedarf schließen? Bestehen bei älteren Bestandsanlagen Bypassleitungen wie Umgehungsstrecken für Filter?
- <b>Trinkwasserfilter:</b> Ist ein Filter vorhanden – und wenn ja, in welchem Zustand? Wann wurde zuletzt der Filtereinsatz gewechselt? Wann wurde ein Rückspülfilter zuletzt gespült? Ist die Umrüstung eines Rückspülfilters auf einen Automatikfilter sinnvoll (Bild 2)?
- <b>Trinkwassererwärmungsanlage:</b> Prüfen, ob die Anlage nach den Vorgaben von DVGW W 551 betrieben wird. Die Warmwasser-Zirkulation ist korrekt einreguliert, wenn die Temperaturdifferenz am Wiedereintritt der Zirkulation am Speicher nicht mehr als 5 K (5 °C) beträgt. Die Speichertemperatur ist auf 60 °C zu halten. Im Interesse der Hygiene ist dann zur Vermeidung von Kalkablagerungen besser eine Enthärtungsanlage einzusetzen als die Warmwassertemperatur zu reduzieren.
Umsatzpotenzial ausschöpfen
Durch die Schwachstellenanalyse hat der Fachhandwerker die Möglichkeit, seinem Kunden ein konkretes Angebot über die Durchführung von Maßnahmen zu unterbreiten, die zur Erhaltung der Trinkwasserqualität beitragen. Dieser erste Blick auf den Zustand und die Ausführung von Maßnahmen kann zwar keine genaue Gefährdungsanalyse ersetzen, ist aber ein erster vorbereitender Schritt, um potenzielle Schwachstellen zu eliminieren – und gleichzeitig konkrete Aufträge zu generieren. Einige Beispiele hierzu:
- Austausch der Filtereinsätze oder Umrüstung eines Rückspülfilters auf einen Automatikfilter.
- Spülen der Rohrleitungen mit einem Spülkompressor als vorbereitende Maßnahme für eine Sanierungs-Desinfektion. Gegebenenfalls kann es sogar sinnvoll sein, vor Desinfektionsmaßnahmen Wasserbehandlungsgeräte zum Korrosionsschutz oder Kalkschutz einzusetzen (Bild 3).
- Verfahrensmaßnahmen zum Kalkschutz: Die Verhinderung von Steinbildung durch Enthärtung oder Kalkstabilisierung ist ebenfalls ein wesentlicher Bestandteil, um eine einwandfreie Trinkwasserqualität gewährleisten zu können. Auch sind in vielen bestehenden Sanitäranlagen Enthärtungs- und Dosieranlagen in Betrieb, die veraltet sind und oftmals wegen unterlassener Wartung ihre Funktion nicht mehr erfüllen können. Diese müssen instandgesetzt oder durch neue Geräte ausgetauscht werden (Bild 4).
- Automatisierung der Heizwassernachfüllung mit einer automatischen Füllarmatur anstelle der inzwischen unzulässigen Schlauchverbindung (Bild 5).
Auch bei der Einhaltung aller anerkannten Regeln der Technik kann es notwendig sein, eine Desinfektion des Trinkwassers durchzuführen. Chlordioxid (ClO2) hat sich in der Praxis als Desinfektionsstoff bewährt, weil bei der Anwendung keine Geruchsbildung auftritt und diese Chemikalie zudem materialverträglich ist. Zur Trinkwasser-Desinfektion werden meist Dosieranlagen und UV-Desinfektionsgeräte eingesetzt. Die Installation und die Wartung von Desinfektionsanlagen sind ein bedeutendes Betätigungsfeld für das Sanitär-Fachhandwerk (Bild 6). In größeren Objekten kann es sinnvoll sein, gemeinsam mit einem TGA-Fachplaner den Bestand auf erforderliche Maßnahmen hin zu prüfen. Zusammen mit dem Fachplaner oder Sachverständigen können Maßnahmen, wie die nachträgliche Installation von Probenahmestellen festgelegt werden, deren fachgerechte Installation in den Aufgabenbereich des SHK-Handwerks fällt.
Fazit
Es gibt zahlreiche Gefahrenstellen in der Hauswasser- bzw. Trinkwasserinstallation. Deshalb ist es notwendig, zum Schutz des Leitungssystems als Basis einen Wasserfilter einzubauen. Aggressive Wässer können Korrosionen verursachen, die teure Folgeschäden nach sich ziehen. Deshalb sollte das Wasser – je nach seiner natürlichen Zusammensetzung und der geplanten Verwendung zur Kalkverhinderung und zum Korrosionsschutz – aufbereitet werden. Desinfektionsmaßnahmen können trotz Einhaltung der Regeln der Technik notwendig sein. Sowohl UV als auch chemische Verfahren stehen zur Verfügung. Wichtig ist, die § 11-Liste zu beachten.
Extras
Auf unserer Homepage können Sie eine Checkliste als PDF-Datei zur Einschätzung des Legionellenrisikos bei wasserführenden Anlagen herunterladen.
Autor
Dr. Heinz Rötlich ist bei Grünbeck Wasseraufbereitung für den Geschäftsbereich Hygiene / Gesundheitswirtschaft zuständig und Schulungsleiter.
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