SBZ: Herr Reder, neben den bewährten metallenen Werkstoffen wie Stahl, Kupfer und Edelstahl sind mit der TRGI 2008 mittlerweile auch Kunststoffrohre für die Gasinstallation innerhalb von Gebäuden zugelassen. Uponor produziert Mehrschichtverbundrohre für die Gas-Inneninstallation. Wo sehen Sie Vorteile dieser Rohre?
Reder: Das Uponor-Verbundrohrsystem MLC-G für die Indoor-Gasinstallation beruht auf der Verbundrohrtechnologie, die wir als Pionier bereits vor über 25 Jahren entwickelt haben. Das Gasrohr ist korrosionsbeständig, flexibel, formstabil und diffusionsdicht gegenüber Erdgas und Odoriermittel. Mit seinem geringen Gewicht, der geringen Längenausdehnung und dem Fittingprogramm erlaubt das System sowohl eine T-Stück-Verlegung, als auch die Verlegung großer Leitungslängen ohne Verbindungen. Unser Sicherheitskonzept beinhaltet unter anderem die Gewährleistung aus einer Hand, umfassenden Service und die Zertifizierung für Uponor-Presswerkzeuge. Darüber hinaus gibt es eine systemisch sichergestellte Brand- und Manipulationssicherheit.
SBZ: Von welcher Mindestlebensdauer kann der Betreiber einer Gas-Installation aus Kunststoffrohren ausgehen?
Reder: Das System hat eine ausgezeichnete Zeitstandsfestigkeit. Es wurde nach den einschlägigen Normen und Vorschriften entwickelt, getestet und durch unabhängige, externe Prüfinstitute geprüft und zugelassen, selbstverständlich auch vom DVGW. Die normativen Vorgaben zur Produktlebensdauer werden in allen Belangen eingehalten bzw. übertroffen.
SBZ: Wie groß schätzen Sie das Risiko ein, dass Verbindungsstellen bei Kunststoffleitungen mit der Zeit unter normalen Betriebsbedingungen undicht werden?
Reder: Bei fachmännischer Verlegung gibt es hier kein Risiko!
SBZ: Durch die herstellerspezifischen Verarbeitungsrichtlinien bei den Kunststoff-Rohrsystemen wird dem Installateur mehr spezifisches Know-how abverlangt als bisher. Wie stellen Sie sicher, dass er umfassend über gängige Systeme, deren spezifische Eigenschaften und die zugehörigen Installationsvorschriften informiert wird?
Reder: Unabhängig vom Material ist jeder Hersteller eines Rohrsystems schon im Zuge der Vorschriften dazu angehalten, seine Verarbeitungsrichtlinien zu veröffentlichen bzw. dem Installateur vor der Installation zur Verfügung zu stellen. Im Bereich der Gasinstallation in Deutschland beruhen die technischen Installationsvorschriften auf der TRGI 2008 und wurden 1:1 in unsere technischen Handbücher inklusive Verlege- und Verarbeitungsvorschriften übernommen. Alle Informationen sind über unsere Internetseite bzw. in Papierform erhältlich.
SBZ: Ein Blick auf die künftig neu zu installierenden Gas-Innenleitungen: Wie viel Prozent der Anlagen werden Ihrer Schätzung nach im Jahr 2015 aus Kunststoffrohren erstellt?
Reder: Der Trend zu Kunststoffrohren, wie wir ihn bei Gashausanschlussleitungen schon seit vielen Jahren beobachten, hat sich bei der Gasinstallation in Gebäuden leider noch nicht nach unseren Erwartungen entwickelt. Zulassungen für Brandschutzlösungen konnten erst in 2010 von den Herstellern angeboten werden, wodurch sich die Möglichkeit einer Gasinstallation im Mehrfamilienhausbereich erst seit kurzem erschließt.
Wir sehen auch, dass wir noch viel Aufklärungsarbeit leisten müssen, um die Möglichkeiten einer Gasinstallation mit Verbundrohren aufzuzeigen. Daran arbeiten wir stetig, zusammen mit den einzelnen Gasanbietern. Wenn diese Maßnahmen greifen, erwarten wir bei der Gasinstallation mit Verbundrohrsystemen 2015 einen Marktanteil der sich im zweistelligen Prozentbereich bewegt.
SBZ: Herr Werner, bei den Gasinstallationen nehmen metallene Rohrsysteme, speziell Kupfer-Presssysteme mit einem Marktanteil von nahezu 75 %, unbestritten die Führungsposition ein. Die Wieland-Werke produzieren Kupferrohre für die Gasinstallation. Wo sehen Sie Vorteile dieser Rohre?
Werner: Grundsätzlich sprechen wir bei Kupfer von einem nichtbrennbaren Werkstoff. Weitere Vorteile von Sanco-Rohren sind die Formstabilität bei gleichzeitig leichter Verarbeitung und Kompatibilität mit DVGW-geprüften Fittings verschiedener Hersteller.
SBZ: Von welcher Mindestlebensdauer kann der Betreiber einer Gas-Installation aus Kupferrohren ausgehen?
Werner: Diese Frage stellt sich hier nicht: die Dimensionierung von Sanco-Rohren erfolgt auf unbegrenzte Lebensdauer.
SBZ: Wie groß schätzen Sie das Risiko ein, dass Verbindungsstellen bei Kupferleitungen mit der Zeit unter normalen Betriebsbedingungen undicht werden?
Werner: Die TRGI trifft eine Auswahl an zulässigen Verbindungstechniken, die die Sicherheitsanforderungen für Brenngase voll erfüllen. Zu den unlösbaren Verbindungstechniken zählen das Pressen (mit gelbem Dichtelement, geeignet auch für Wicu-Rohre im Ring) und das Hartlöten. Langjährige positive Erfahrungen lassen die Aussage zu, dass sich diese Techniken im Einsatz bewährt haben.
SBZ: Auf der überwiegenden Zahl der Baustellen sieht sich der Installateur bei der Gasinstallation mit dem ihm vertrauten Werkstoff Kupfer konfrontiert. Er kann seine Arbeit also in jeder Hinsicht routiniert und sicher erledigen. Dennoch sind Weiterbildungen unerlässlich. Welche Unterlagen und Schulungsangebote stellen Sie ihm bereit?
Werner: Neben den Fachseminaren am Standort Vöhringen darf ich schon jetzt auf die kommende Neuauflage des Kupferrohr-Kompendiums „Gas/Druckluft“ hinweisen, in der zahlreiche Hinweise und Praxistipps für die Installation von Gas-, Flüssiggas- und Druckluftleitungen gegeben werden. Ein Blick auf http://www.wieland-haustechnik.de eröffnet zahlreiche Fachinformationen.
SBZ: Ein Blick auf die künftig neu zu installierenden Gas-Innenleitungen: Wie viel Prozent der Anlagen werden Ihrer Schätzung nach im Jahr 2015 aus Kupferrohren erstellt?
Werner: Wir gehen davon aus, dass sich der Anteil an Stahlrohren in dieser Anwendung weiter reduziert. Dies bedeutet auch, dass wir für Kupfer eine leichte Steigerung erwarten. Bezugnehmend auf die oben genannten 75% würde ich sagen, dass Kupfer in 2015 einen Anteil von etwa 80 % einnehmen wird.