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SBZ-Werkstattgespräch mit dem Schornsteinfegerhandwerk

Kooperation statt Konfrontation

Die SBZ wollte es aus erster Hand wissen und hat zu diesem brennenden Thema Spitzenvertreter von SHK- und Schornstein­fegerhandwerk sowie der Heizungsindustrie zum SBZ-Werkstattgespräch eingeladen. Oberschornsteinfeger und Bundesinnungsmeister Hans-Günther Beyerstedt sowie Hauptgeschäftsführer Jens Torsten Arndt vom Zentralinnungsverband des Schornsteinfegerhandwerks, ZV-Vizepräsident Friedrich Budde, Hauptgeschäftsführer Elmar Esser vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima und BDH-Vorstandsmitglied Alfred Gaffal (Wolf Heiztechnik) diskutierten in der Werkstatt der Kölner SHK-Innung. Kritische Fragesteller für die SBZ waren Branchen­experte Michael von Bock und Polach und Chefredakteur Dirk Schlattmann.

SBZ: Niemand ist von den Auswirkungen des neuen Schornsteinfegergesetzes so betroffen wie das Schornsteinfegerhandwerk selbst. Manchmal gewinnt man den Eindruck, das Handwerk wurde davon überrollt.

Beyerstedt: Dieser Prozess, der zum neuen Schornsteinfegergesetz führte, ist im Rahmen „Europäische Vertragsverletzungsverfahren“ bereits seit 2003 im Gange. Herr von Bock ist vonseiten des ZVSHK eingebunden gewesen und hat die Interessen des SHK-Handwerks vehement verteidigt. Wir haben erfahren müssen, wie schwierig es ist, wenn man aus einem gesicherten Bereich in ein Gebiet kommt, wo Wettbewerb herrscht. Wir müssen auf der einen Seite weiterhin die Neutralität und den hoheitlichen Bereich abdecken und neuerdings auf der anderen Seite auch den wirtschaftlichen Aspekt im Auge haben. Es ist Wille des Gesetzgebers, dass in dieser Übergangszeit bis 2013 noch die alte Regelung besteht und es für den europäischen Mitarbeiter oder dem Betrieb die Möglichkeit gibt, schon vorab tätig zu werden.

SBZ: Im Kreis Ihrer Kollegen, Herr Beyerstedt, gibt es ganz konträre Meinungen und unterschiedliche Auffassungen nicht nur zu diesem Punkt. Können Sie als Meinungsführer und Interessenorganisation die Entwicklungen und Auffassungen Ihrer Mitglieder noch unter einen Hut bringen?

Beyerstedt: Ihre Frage ist berechtigt. Wir haben völlig unterschiedliche Interessengruppen, die wir versuchen zu bündeln. Es ist in einer solchen Situation völlig normal, dass bei 8000 Betrieben und 52 Innungen in 16 Ländern unterschiedliche Gedankengänge da sind, die man in eine Richtung bringen muss. Wir haben versucht, diese Strömungen zu binden und einen klaren Konsens gefunden, wo der Weg hingeht. Mittlerweile haben die meisten Kollegen, die meinten, in ihren Randgruppen irgendwelche Tätigkeiten zu machen, erkannt, dass das so nicht funktioniert und dass der Verband eine klare Ausrichtung braucht.

SBZ: Der öffentlich beauftragte Aufgabenkreis für den Schornsteinfeger wurde durch das Gesetz zurückgeführt und für andere Berufe geöffnet. Glauben Sie diesen Verlust an Alleinstellung durch andere Tätigkeiten kompensieren zu können? Wenn ja, welche sind diese Tätigkeiten?

Beyerstedt: Der hoheitliche Bereich wird auf die Betriebs- und Brandsicherheit zurückgeführt. Kehrbuchführung, Bauabnahme und die Feuerstättenschau, bzw. die Überprüfung der Feuerungsanlagen bilden den Kern der Aufgaben. Ich gehe davon aus, dass wir ungefähr 40 Prozent des bisherigen Umsatzes in irgendeiner Form auf dem freien Markt erwirtschaften müssen, damit der Betrieb weiter existieren kann.

SBZ: Welche Dienstleistungen sind das?

Arndt: Durch die Liberalisierung des Schornsteinfegergesetzes ist noch überhaupt kein Verlust eingetreten. Das Einzige was passiert ist, ist dass der Bürger in Zukunft für Schornsteinfegertätigkeiten einen Schornsteinfeger frei wählen darf. Eine wesentliche Säule um Verluste aufzufangen, wird auch künftig der vorbeugende Brandschutz, also die Überprüfung von Brandschutzmaßnahmen sein.

SBZ: Wie sieht es mit dem Verkauf und Einbau von Heizungsanlagen aus?

Beyerstedt: Derartige Dinge werden uns in der Öffentlichkeit immer wieder unterstellt. Dies ist und soll alleinige Aufgabe des Heizungsbauerhandwerks bleiben. Wir wollen nicht in den Arbeitsbereich des SHK-Handwerks eindringen, sondern dass sich Schornsteinfeger- und SHK-Handwerk partnerschaftlich auf Augenhöhe begegnen und kooperativ miteinander umgehen. Das Schornsteinfegerhandwerk will marktpartnerschaftlich mit der Industrie und dem SHK-Fachhandwerk zusammenarbeiten. Aus diesem Grund und weil wir keinen Wildwuchs wollen, haben wir auch die Verbändevereinbarung abgeschlossen.

SBZ: Klare Worte Herr Beyerstedt, die wir in der Deutlichkeit so noch nicht wahrgenommen haben. – Herr Budde, der Zentralverband SHK hat ja vor Jahren ein Projekt in Angriff genommen, und zwar geht’s da um die Begutachtung und Überwachung von gebäudetechnischen Anlagen. Das geht in die gleiche Beratungsrichtung wie bei den Schornsteinfegern. Wie ist denn da der Sachstand?

Budde: Zunächst einmal freue ich mich über das deutliche Statement von Herrn Beyerstedt. Aufgrund der vielen anderen Aktivitäten sind wir mit dem Projekt der Überwachung haustechnischer Anlagen noch nicht so voran gekommen, wie wir uns das wünschen. Die konkreten Details müssen wir noch entwickeln. Zudem muss man sehen wie das Vorhaben beim Gesetzgeber ankommt und ob er auch bereit ist, diese Dinge in Gesetzestexten für den Verbraucher verbindlich festzuschreiben.

SBZ: Es geht um ein eigenständiges Überprüfungs- oder Sachverständigenwesen auf freiwilliger Basis, eine Art TÜV im haustechnischen Sektor einzurichten. Es geht um Prüfung, Begutachtung, Überwachung von Gebäuden und energietechnischen Anlagen durch einen Sachverständigen, der selbst von der Branche kreiert wird. Herr Gaffal, wie steht denn die Industrie zu einer solchen Initiative?

Gaffal: Wer mich kennt weiß, dass ich für einen Heizungs-TÜV schon lange plädiere aus folgendem Grund: Wir haben in Deutschland mittlerweile die geringste Austauschquote von Heizkesseln pro Million Einwohner. In England wurden letztes Jahr ca. 1,6 Millionen ausgetauscht, in Italien über 990000, in Frankreich 720000 in Deutschland gerade einmal 638000 Wärmeerzeuger. Warum ist das so?

SBZ: Das haben wir uns auch schon gefragt. Beantworten Sie uns die Frage?

Gaffal: In England war Vorgabe, dass alte Anlagen gegen Brennwertrecht ausgetauscht werden müssen, das Ordnungsrecht hat funktioniert. In Italien und in Frankreich funktioniert der Austausch auch besser. Und bei uns in Deutschland kennen Sie ja die Situa­tion selber bestens. Die Industrie hat die modernsten Energiesparsysteme auf den Markt gebracht und damit ist sie in Europa führend. Aber wir bringen die PS einfach nicht auf die Straße. Und das obwohl wir über umfangreiche Förderprogramme verfügen. Leider sind sie viel zu undurchsichtig und für Endverbraucher schwer verständlich. Die Folge: Der Austausch der Altanlagen bleibt auf der Strecke. Auch deshalb bin ich ein großer Verfechter des Heizungs-TÜVs. Beim Fahrzeug haben wir das gut verstanden, da haben wir die Katalysatorentechnik auf den Markt gebracht, die alten Autos bekommen die TÜV-Plakette und wenn die Abgaswerte nicht stimmen, dann wird das Auto außer Betrieb genommen.

SBZ: Ist es denn denkbar, dass man über mehrere Gewerke hinweg, Energiedienstleistungen qualifiziert und anerkennen lässt und diese gemeinsam mit der Energiewirtschaft am Markt unterbringt? Können Sie sich das vorstellen?

Budde: Die Überführung der gesamten Prüftätigkeit in einen Sachverständigen ist ein Ansatz, den der ZV schon lange hat. Wenn der Gesetzgeber jedoch nicht ganz klar sagt, ich schreibe dir das und das vor, wird so etwas vom Markt auch nicht angenommen. Man muss schon sehr viel dafür tun, um diese Dienstleistung auch zu vermarkten. Und auch hier geht es nur in den Regionen, wo entsprechende Fördertöpfe aufgemacht worden sind, um diese Dienstleistung zu subventionieren.

Beyerstedt: Ein Wort zu Herrn Gaffal und den Absatzzahlen: Sie sind erschreckend, das stellen wir auch immer wieder fest. Deshalb wollten die Schornsteinfeger Verschärfungen in den Abgasverlusten reinbringen. Die Industrie selbst hat damals gesagt, nein, wir arbeiten lieber mit Toleranzen, wir schieben die Messwerte hoch. Wenn der gemessene Wert die Anforderungen erfüllt, ist die Anlage dem Gesetz entsprechend o.k. Dies, obwohl wir wissen, dass es energietechnisch Schwachsinn ist, weil eigentlich der Anlagenwirkungsgrad entscheidend ist. Zudem müssen wir feststellen, dass Verbrennungsverbote erteilt werden, und in Neubaugebieten auch schon Mal der Einsatz von Öl, Gas oder Festbrennstoffen verboten wird.

SBZ: Durch diese Heranziehung des feuerungstechnischen Wirkungsgrads von der Emissionsschutzmessung wird nicht die ganze Anlage, sondern nur der Wärmeerzeuger betrachtet. Der Kunde sagt doch, mein Schornsteinfeger hat bescheinigt, dass alles den Vorschriften entspricht. Warum soll ich die Anlage austauschen?

Beyerstedt: Aufgrund der Gesetzeslage muss der Schornsteinfeger so verfahren. Jeder informiert seine Kunden aber heute schon, dass der feuerungstechnische Wirkungsgrad nur ein Parameter ist und nicht allein über die Wirtschaftlichkeit einer Anlage entscheidet.

Arndt: Unsere Bezirksschornsteinfegermeister vor Ort raten dem Kunden nicht, eine alte Anlage drinzulassen. Bei den Energiepreisen wäre der Schornsteinfeger damit doch nicht glaubwürdig.

SBZ: Es wird für alle Beteiligten einfacher, wenn man sich auf eine andere Bemessungsgröße einigt, die dann eine objektive Gesamtbeurteilung der Anlage beinhalten und bei schlechten Anlagen zu einer Modernisierung führt. Herr Gaffal, wie denken Sie darüber?

Gaffal: Da stimme ich Ihnen zu. Ich bin für klare Vorgaben und klare Ziele, die jeder versteht. Ein Beispiel. Wir diskutieren gerade das Labelling von Heizungsanlagen. Warum nehmen wir dies nicht als Grundlage? Dann könnte das Heizungshandwerk sagen: Wenn du eine Heizungsanlage, die dem Label D entspricht durch einen Wärmeerzeuger mit Label A ersetzt, kannst du aber 30 Prozent Energie sparen. Wir haben momentan den Fokus verloren. Trotz der vielen Förderprogramme hat die Heizungsindustrie bei Solarthermie im letzten Jahr ein Minus von 26 Prozent und in diesem Jahr in den ersten vier Monaten bereits wieder minus 29 Prozent verzeichnet. Der Endkunde wird mit Informationen überschüttet und ist absolut verunsichert. Hier kann uns ein Labelling oder ein Heizungs-TÜV-Siegel weiterhelfen.

SBZ: Wer stellt diese Energieeinsparungs-Kennzahlen fest?

Gaffal: Es wäre das Vernünftigste, wenn das Schornsteinfegerhandwerk die Bewertung einer Heizungsanlage macht.

SBZ: Die Schornsteinfeger werden die Haftung dafür nicht übernehmen können. Und der Anlagenbauer wird sich sagen, Anlagen, die ich gebaut habe, deren Energieeffizienz möchte ich selber feststellen, das lasse ich nicht von Dritten machen. Zudem sollte es sich um eine Gesamtbetrachtung mit anlagentechnischem Wirkungsgrad handeln, oder?

Gaffal: Auch der feuerungstechnische Wirkungsgrad bringt etwas. Der Unterschied zwischen einem Öl-Brennwertkessel und einem alten Heizkessel liegt bei ca. 30 Prozent Wirkungsgrad. Und kombinieren Sie das dann noch mit Solarthermie, dann kommen noch bis zu 15 Prozent Energieeinsparung hinzu. Es geht aber in erster Linie um den Austausch des alten Heizkessels und hier hat der Schornsteinfeger den schnellsten Zugriff.

SBZ: Orientieren sich die Empfehlungen der Schornsteinfeger auch nach der Gebührenordnung?

Beyerstedt: Das Argument spielt überhaupt keine Rolle mehr, weil wir eine ganz andere Verordnungsstruktur haben als früher. Als die Gasbrennwerttechnik aufkam, hat man uns in diese Nische geschoben. Man hat uns vorgeworfen „Ihr blockiert das“. Mittlerweile zeigen wir über IWO-Austauschaktionen unseren Kunden die Vorteile von Brennwerttechnik, schwefelarmes Heizöl und was sonst noch alles möglich ist. Natürlich gibt es immer Einzelne, die nicht in der Spur sind, aber die gibt’s überall.

Budde: Der Markt für Beratungsleistungen wird sich öffnen und von beiden Gewerken angeboten. Der Anlagenbauer wird sich nicht nehmen lassen, seine Anlage ganzheitlich zu bewerten. Und das fängt beim Wärmeerzeuger an und endet beim Heizkörperventil. Wir werden dazu Prüfungsverfahren weiter entwickeln und offen über die Einbindung von Schornsteinfeger- und Elektroseite diskutieren. Wir müssen anfangen die Gräben, die in der letzten Zeit aufgerissen wurden wieder zuzuschütten. Das wird noch eine Weile dauern und es wird auch noch ein paar Blessuren geben, aber SHK- und Schornsteinfegerhandwerk werden künftig wieder gut zusammenarbeiten können. Davon bin ich überzeugt.

SBZ: Das war ein gutes Stichwort. Um die Gräben zuzuschütten trägt ja auch die von Herrn Beyerstedt angesprochene Verbändevereinbarung bei. Wie wirkt sich die Vereinbarung in der Praxis aus? Sehen Sie damit die meisten Diskrepanzen erschlagen?

Beyerstedt: Die Verbändevereinbarung war eine schwere Geburt. Was glauben Sie, was ich für Schläge gekriegt habe, als ich sie unterschriebe habe. „Seid ihr denn verrückt, das könnt ihr doch nicht machen“, haben unsere eigenen Leute gesagt. Wir wollen jedoch versuchen, mit der Vereinbarung den mit der Änderung des Schornsteinfeger­gesetzes einhergehenden Wildwuchs einzudämmen. Wenn ein Kollege einen 50-Stunden-TRGI-Lehrgang macht und denkt, er kann jetzt an einer Gasfeuerstätte eine Wartung machen, dann hat er sich ins Fleisch geschnitten. Das funktioniert nicht.

SBZ: Sind Sie mit dem Erreichten zufrieden oder sehen Sie da noch Nachbesserungs­bedarf?

Beyerstedt: Im Großen und Ganzen sind wir zufrieden. Viele Kollegen sehen jetzt, dass sie eine falsche Vorstellung von vielen Dingen hatten. Und sie erkennen, dass der ZIV-Weg der richtige ist. Es gibt natürlich Multi-Talente, die lassen sich in alles weiterbilden – was aber letztlich nichts bringt.

SBZ: Der Schornsteinfegerverband hatte in den letzten Jahrzehnten eine Ordnungsfunktion in den eigenen Reihen ausgeübt und schwarze Schafe zur Räson gerufen. Können Sie diese Ordnungsfunktion künftig noch ausüben, haben Sie noch diesen gewohnt starken Zug in Ihrer Organisation?

Beyerstedt: Wir haben ein Qualitäts- und Umweltmanagementsystem eingeführt und werden unsere Ordnungsfunktion auch künftig ausüben. Die Organisationsdichte liegt immerhin noch bei über 90 Prozent. Und wir haben mittlerweile auch wieder die Zustimmung von Kollegen, die zwischenzeitlich abgewandert waren und wiedergekommen sind. Natürlich gibt es immer noch ein paar Abweichler, die über unlauteren Wettbewerb Dinge betreiben, die nicht rechtens sind. Dagegen gehen wir mit juristischen Mitteln vor. Übrigens: wir haben bisher alle Prozesse gewonnen.

SBZ: Die Verbändevereinbarung ist nur so gut, wie sie sich am Markt bundeseinheitlich umsetzt. Hat denn der ZDH alles Erforderliche getan, um den Kammern deutlich zu machen, dass die Notwendigkeit der Anerkennung und Durchsetzung der Verbändevereinbarung besteht? Inwieweit ist denn sichergestellt, dass die Gaswirtschaft das auch akzeptiert und nur Qualifikationsnachweise, die über diese Verbändevereinbarung erfolgen, zur Eintragung in das Verzeichnis bringt? Ist das sichergestellt?

Budde: Als Hannoveraner bin ich ein bisschen geprügelt von den Problemen in meiner Kammer. Dort ist die Schornges gegen den Willen der SHK-Berufsorganisation in der Handwerksrolle eingetragen worden. Es gibt viele Fälle, die an allen Verbändevereinbarungen vorbei, solche Dinge regeln. Trotzdem halte ich die Verbändevereinbarung für gut und bin überzeugt, dass sie sich durchsetzten wird. Leider nehmen Kammern für sich das Recht in Anspruch in völliger Unabhängigkeit zu entscheiden, wen sie über den berühmten Paragraphen 7a in die Handwerksrolle eintragen und wen nicht. Dabei lassen sie sich auch bei der Bewertung der fachlichen Qualifikation von keinem in die Suppe spucken. Wir können nur gemeinsam mit dem Schornsteinfegerverband dafür kämpfen, die Verbändevereinbarung als das Regelwerk zu etablieren. Und wenn ein Schornsteinfeger künftig den Weg in das SHK-Handwerk nehmen möchte, der hat hierzu über die Verbändevereinbarung die Möglichkeit. Er kann darf dann als SHK-Handwerker auftreten und agiert nicht mehr nur als Schornsteinfeger.

SBZ: Wenn Schornsteinfeger- und der SHK-Verband sich einig sind und hinter der Verbändevereinbarung stehen, dann dürfte doch die Kammer auch keine Ausflüchte mehr haben. Dann müssten Sie doch auch die Kammer auf die richtige Schiene bringen können.

Beyerstedt: Hannover ist ein besonderer Fall, weil der bisherige Handwerkskammer-Präsident ein SHK-Mann ist und keine einheitliche Linie mit dem SHK-Landesverband gefahren ist. Das fachliche Primat liegt trotzdem bei den Fachverbänden und nicht bei der Kammer, dass muss auch die Kammer Hannover berücksichtigen. Ich weiß, dass Friedrich Budde da aktiv ist. Und auch ich bin mit vielen Dingen, die da rund um die GmbH-Gründungen gelaufen sind nicht einverstanden. Verbands- und berufspolitisch setzen wir uns dafür ein, dass es keinen Wildwuchs im Handwerk mehr gibt. Der Schornsteinfegerverband geht ohne Wenn und Aber den Weg, dass jeder der in dem Bereich Gasinstallation und Gaswartung aktiv werden will, sich entsprechend der Verbändevereinbarung schulen lassen muss.

Und so einfach ist das Wartungsgeschäft auch nicht. Kollegen, die da einsteigen wollen, sage ich: Wenn du damit Geld verdienen willst, musst du erstmal 70000 Euro in die Hand nehmen, dich ausrüsten, ausstatten um erst mal einen Notdienst aufbauen. Wie willst du das als Einzelkünstler überhaupt schaffen?

SBZ: Herr Budde hat einige Sachen ausgeführt, die zum Widerspruch reizen. Ich glaube schon, dass die Handwerksordnung sehr deutlich macht, dass die fachliche Interessenvertretung der Gewerke bei den Fachverbänden liegt. Zudem handelt es sich bei Gasanlagen um Gefahrentatbestände. Da kann man nicht Belieben einen Lehrgang von mal 50 Stunden, mal 60 oder 100 Stunden für eine Eintragung voraussetzen. Hier müssen die Fachorganisationen klare Maßstäbe setzen. Und der ZVSHK als Vertragspartner der deutschen Gaswirtschaft muss dies in diesem Kreis durchzusetzen, oder?

Esser: Schornsteinfegerverband und ZVSHK haben zum Ausdruck gebracht, dass in der fachlichen Frage die Fachverbände sagen, wo es langgeht. Das war ein ganz wichtiges Signal von beiden Verbänden gegenüber dem ZDH und gegenüber den Kammern. Leider gibt es keine Weisungsbefugnis des ZDH den Kammern gegenüber. Und da liegt der Hase im Pfeffer. Wir können nur gemeinsam mit den Schornsteinfegern versuchen, Druck aufzubauen und ein entsprechendes Schulungsangebot aufzustellen. Wir dürfen die Initiative nicht den Kammern überlassen.

SBZ: Das Bundeswirtschaftsministerium hat großes Interesse, dass die Gesetzes­novelle zum Schornsteinfegergesetz möglichst reibungslos umgesetzt wird. Wenn es in der Umsetzung Probleme gibt, ist das Bundeswirtschaftsministerium der richtige Ansprechpartner um über die Gewerberechtsreferenten bei den Kammern klarzustellen, dass eine solche Verbändevereinbarung in den Ländern umgesetzt wird. Ist das eine Möglichkeit, Druck auf die Kammern auszuüben ?“

Esser: Wir sollten uns schon ans eigene Portepee fassen und das so regeln und nicht Ministerium oder Gesetzgeber bemühen. Wenn überhaupt, kann es nur über die zuständigen Referenten in den Länderministerien gehen, die gegenüber den Kammern noch mal auftreten und auf die Einhaltung der Verbändevereinbarung drängen. Wenn wir es selbst schaffen, eine lückenlose Umsetzung der Verbändevereinbarung zu realisieren, dann ist das sicherlich der bessere Weg.

SBZ: Und wie reagiert die Gaswirtschaft bei Eintragungswünschen von Schornstein­fegern ins Installateurverzeichnis?

Esser: Wir haben immer wieder den Fall, dass der eine oder andere auf Landesebene versucht auszuscheren. Bis dato haben wir es immer wieder geschafft, alle einzufangen. Man sieht also, nicht allein mit der Unterschrift unter eine Verbändevereinbarung ist die Welt in Ordnung. Wir haben gemeinsam mit dem Schornsteinfegerhandwerk ein geordnetes Verfahren entwickelt, wie der Zugang zum Markt sich in diesen Bereichen gestalten soll. Wir und das Schornsteinfegerhandwerk sollten hier mit einer Stimme sprechen.

SBZ: Oft scheitert es an Details. Haben Sie sich mittlerweile auf eine Stundenzahl beim TRGI-Kurs geeinigt?

Esser: Es geht nur noch um die Frage, ob der 100-Stunden-TRGI-Kurs schon mit der Eintragung in die Handwerksrolle nachgewiesen werden muss oder erst danach? Wir sagen ganz klar – und so ist das auch in der Verbändevereinbarung verankert – er muss die 100 Stunden TRGI gemacht haben und dann kann er den Antrag stellen bei der Handwerkskammer. Da haben wir noch einen Dissens mit dem ZIV, aber ich glaube in dem Punkt werden wir uns einig werden.

SBZ: Herr Beyerstedt, gibt es da noch Differenzen?

Beyerstedt: Es wurden Gespräche mit dem DVGW und mit BGW geführt, bei denen es in den einzelnen Bereichen unterschiedliche Auffassungen gab. Auch das Thema werden wir verbändemäßig hinkriegen und zu einem gemeinsamen Standpunkt führen. Das sehe ich genauso wie Herr Esser.

SBZ: Ein weiteres heißes Eisen ist die Nutzung der sogenannten Betreiberdaten, die vom Bezirksschornsteinfeger im hoheitlichen Auftrag erhoben werden. Erfasst und statistisch ausgewertet werden alle Anlagendaten. Diese Daten dürfen laut Gesetzgeber privatwirtschaftlich nicht genutzt werden. Es ist aber Fakt, dass dies teilweise geschieht oder die Daten gegen Provision weitergegeben werden. Was tun Sie um diesen Konflikt zu lösen?

Arndt: Die Verbraucher sind durch die Bestimmungen im Schornsteinfegergesetz und auch durch die Datenschutzgesetze ausreichend geschützt. Wir als Verband würden uns wünschen, dass es eine Regelung gäbe, die ausgewogener und näher an der Realität ist. Es gibt schon Gerichtsurteile aus Rheinland-Pfalz, die diese Bestimmung als lebensfremd tituliert haben.

SBZ: Es gibt nun mal Datenschutz in Deutschland und der ist gesetzlich verankert. Und das Schornsteinfegergesetz sagt lapidar, dass ich Daten, die ich im Rahmen des hoheitlichen Auftrags erhoben habe, privatwirtschaftlich nicht nutzen darf. Wie soll das in der Praxis funktionieren? Muss der Schornsteinfeger die Rechte seines Gehirns ausschalten, wenn die Linke eine Information erhält? Wie gehen Sie mit dieser Schwachstelle des Gesetzes um?

Beyerstedt: Sie haben die komplexe Problematik sehr gut beschrieben und in der Praxis ist das wirklich nicht einfach. Der ZIV hält sich strickt an die Buchstaben des Schornsteinfegergesetzes. Wenn uns Dinge wie Provisionszahlungen oder eine anderweitig widerrechtliche Nutzung der Daten bekannt werden, versuchen wir diese aufzuklären und abzustellen.

Arndt: Der Schornsteinfeger darf die Kehrbuchdaten nur zur Erfüllung seiner gesetz­lichen Aufgaben nutzen. Dies gilt aber nicht für Daten, die er aufgrund von privatwirtschaftlichen Kontakten erlangt hat. Er ist dazu gezwungen auch seine „privatwirtschaft­lichen Kontakte“ mit dem Kunden zu dokumentieren. Da werden an unsere Betriebe sehr hohe Forderungen gestellt.

SBZ: Das ist doch absolut praxis- und realitätsfremd!

Budde: Der Datenschutz ist die größte Hürde für eine partnerschaftliche Zusammen­arbeit, bei der Reibereien zwischen unseren beiden Gewerke stattfinden. Man kann aus einem neutralen Schornsteinfeger keinen privatwirtschaftlich denkenden Unternehmer machen, ohne dass es Reibungsverluste gibt. Das hat der Gesetzgeber billigend in Kauf genommen. Aber die Diskussion ist zu rückwärts gewandt, weil wir immer wieder diese alten Gräben aufreißen. Das tun unsere Kollegen aus Niedersachsen jeden Tag, indem sie sich beschweren, wenn Schornsteinfeger nicht gesetzeskonform agieren. Zwei, drei Hinweise laufen jeden Tag bei uns im Verband ein, das wird in anderen Regionen nicht anders sein. An der Basis stellen wir immer wieder fest, dass der Gesetzgeber ein schlechtes Gesetz verabschiedet hat. Doch wir müssen damit leben und gemeinsam mit dem Schornsteinfegerhandwerk das Beste daraus machen.

SBZ: In den letzten Jahren war zumindest auf Verbandsebene zwischen Schornsteinfeger und SHK-Handwerk nicht viel von Gemeinsamkeit zu spüren?

Budde: Wir haben für die Interessen unserer SHK-Betriebe gekämpft und der ZIV für die Interessen der Schornsteinfeger. Der Gesetzgeber hat mit seiner Initiative gut zusammenarbeitende Gewerke gegeneinander aufgebracht. Doch nun sind die Würfel gefallen und die Kämpfe beendet.

Beyerstedt: Dem kann ich nur zustimmen, gemeinschaftlich kooperativ statt Konfrontation, das ist auch mein Wunsch, da haben wir alle etwas davon. Letztlich sind wir die Macht im Feuerungsanlagenbereich, die Milliarden an Umsätzen generieren kann. Aber das funktioniert nur gemeinsam.

Gaffal: Die letzten Jahre gab es leider wenig Gemeinsamkeit. Und wenn wir das nicht zustande bringen, dann werden wir die Klimaschutzziele bis zum Jahr 2020 nicht erreichen. Wenn die Gewerke und die Industrie nicht an einem Strang ziehen und der Politik gegenüber eine Meinung vertreten, haben wir ein Riesenproblem. Hier müssen wir ansetzen. Wir stellen Heizsysteme zur Verfügung, der Installateur hat alle Möglichkeiten das Potenzial zu heben. Was mir fehlt, ist der Schulterschluss, um zum Ziel zu kommen.

SBZ: Die Plattform für diesen Schulterschluss hat es mit der Vereinigung Deutsche Zentralheizungswirtschaft gegeben. Sie reden jetzt von Schulterschluss und Gemeinsamkeit und die deutsche Heizungs­industrie, in deren Vorstand Sie sind, kündigt ihre Mitgliedschaft in der VDZ auf. Da passt etwas nicht zusammen!

Gaffal: Wenn der Schulterschluss funktioniert hätte, wären wir nicht bei diesen – im Vergleich zu England und Frankreich – schlechten Absatzzahlen. Wir stehen am Ende der Skala und nicht vorne. Und das obwohl alle sagen, wir sind der Klimaschutz-Weltmeister. Es hat nicht funktioniert – also muss es zum Funktionieren gebracht werden.

SBZ: Liegt es auch daran, dass man zu sehr auf Förderprogramme gesetzt hat und nicht auf ordnungsrechtliche Rahmenbedingungen, zu denen sich alle Beteiligten bekennen? Die Fokussierung auf die Fördertöpfe hat uns in die jetzige Stopp-and-Go-Entwicklung gebracht.

Gaffal: Nein, dass allein war es nicht. Die Absatzzahlen waren ja trotz der guten Förderprogramme unbefriedigend. Wir brauchen ein Ordnungsrecht, das ganz klar sagt, Altanlagen sind bei zu bestimmenden Wirkungsgraden zu erneuern. Andere Länder wie beispielsweise England machen es uns ja vor – dort wurden „gesetzlich verordnet“ im letzten Jahr 1,6 Millionen Heizkessel ausgetauscht.

SBZ: Fakt ist ja, dass der BDH mit seinem Austritt aus der VDZ diese gemeinsame Plattform verlassen hat und eine neue Plattform gibt es nicht. Ist das die einzige Erkenntnis Ihrer Analyse, dass die Zusammenarbeit nicht richtig geklappt hat?

Gaffal: Nein, da gibt es noch viele Dinge, aber die Ursachen sind vielfältig. Tatsache ist, das Ergebnis der VDZ-Arbeit war nicht zufriedenstellend.

SBZ: Und was wäre die gemeinsame Plattform, solche Forderungen im Namen der gesamten Branche zu entwickeln?

Gaffal: Das kann ich spontan nicht beantworten. Ich kann nur eins sagen: Wenn wir uns nicht klare Ziele geben, werden wir die Zukunft nicht gestalten und auch die Klimaschutz-Ziele nicht erreichen.

SBZ: Wir haben eben gemeinsam festgestellt, dass die BIMSchV kein ausschlaggebender Parameter für die Heizungssanierung mehr ist. Müssen wir uns nicht auf neue Kenngrößen verständigen, um diese am Markt umzusetzen?

Gaffal: Unsere Aufgabe ist gemeinsam die Aufklärung der Endverbraucher vorzunehmen. Wir Hersteller geben dem Heizungshandwerk gute Unterlagen an die Hand und der Heizungsbauer ist durch viele Schulungen soweit aufgeklärt, dass er das rüberbringen kann. Das Schornsteinfeger-Handwerk sollte den Endkunden darauf hinweisen, wann die Heizungsanlage raus muss. Abgastemperaturen von 240 Grad sind doch ganz einfache Parameter, die jeder versteht. Und wenn wir da mit einer Zunge sprechen, dann funktioniert das. Im Übrigen glaube ich, dass man nicht davon ausgehen kann, dass es künftig immer Förderprogramme geben wird.

Esser: Davon gehen wir auch aus. Ich glaube, dass die Zeiten dieser mehr oder weniger üppig und regelmäßig sprudelnden Quellen, Unterstützung fiskalischer Art durch Bund oder Länder wohl vorbei sind und dass wir einen neuen Weg beschreiten müssen. Da sich die Heizungsindustrie in toto aus unserer Plattform VDZ zurückgezogen hat, fehlt uns ein ganz wichtiger Player, um marktaktive Dinge gemeinsam zu entwickeln. Hier ganz ausdrücklich der Appell an die Heizungs­industrie: Es ist für alle Bereiche schädlich, ­eine gemeinsame Dachorganisation zu verlassen, ohne dass es etwas Adäquates gibt.

SBZ: Wie sieht das das Schornsteinfegerhandwerk?

Beyerstedt: Ja, das sehe ich auch so. Ich würde unterschreiben, was Herr Esser sagt. Ich glaube, wenn wir als Verbände ein Signal setzen, das wir nach außen dokumentieren, dass Gemeinsamkeit vorhanden ist. Das kann bei ganz vielen Dingen, von der Verbändevereinbarung angefangen über Effizienzfonds hilfreich sein. Und da muss auch die Industrie mit dabei sein – diese Grabenkämpfe müssen endlich aufhören. So etwas darf nicht an den Befindlichkeiten einzelner Personen scheitern.

SBZ: Herr Gaffal, ein paar Worte dazu, oder wollen Sie lieber nichts sagen?

Gaffal: Jeder kennt meine Meinung, dass wir nur mit Gemeinsamkeit nach vorne kommen. Wenn der VDZ so funktioniert hätte, wie er hätte funktionieren sollen, dann wäre die Industrie nicht rausgegangen. Mehr kann ich nicht sagen. Das muss zwischen den Verbänden, zwischen BDH, ZVSHK und DG-Haustechnik geklärt werden. Ich wiederhole mich, das Schornsteinfeger-Handwerk, das Heizungs-Handwerk und die Industrie sind gut damit beraten, wenn sie in der Zukunft den Schulterschluss suchen, um die Probleme gemeinsam zu lösen und um die Klima-Schutzziele zu erreichen, die für uns ein enormes Potenzial an Arbeit und Auftragsvolumen bieten.

SBZ: Stichwort Information, Aufklärung, Beratung der Kunden: Welche Instrumente sollen zum Einsatz kommen und wer soll sie entwickeln?

Arndt: Man sollte zweigleisig fahren. Wir kommen ohne ordnungsrechtliche Instrumente und den Vollzug von Gesetzen durch den Schornsteinfeger nicht aus. Wir müssen von der Politik fordern, dass ein Teil durch ordnungsrechtliche Maßnahmen durchgeführt wird und ein Teil durch freiwillige Maßnahmen wie der Heizungs-Check, dann bekommen wir auch mehr Anlagen verkauft und tragen unseren Teil zur CO2-Einsparung bei.

Gaffal: Es gibt ja noch KfW-Programme und regionale Förderprogramme, die ungeheuer undurchsichtig sind. Keiner versteht sie mehr, keiner findet sie, man braucht ja einen Leitfaden dafür. Wenn man wieder auf die Einfachheit zurückkommt, dass das jeder versteht, dann könnte man mit weniger Mitteln wesentlich mehr erreichen. Auch dort muss viel mehr Transparenz her.

SBZ: Vonseiten der Energielieferanten gibt es die Forderung, dass man keine Technologien fördert, sondern Energieeinspar­potenziale.

Gaffal: Da sind wir uns alle einig.

Beyerstedt: Sicher ist die Umstellung auf die Förderung von Energiepotenzialen wünschenswert, aber die Probleme beginnen bereits auf der politischen Ebene. Das Bundeswirtschaftsministerium, das Bundesumweltministerium, das Bauministerium – jedes Ministerium hat seine eigenen Vorstellungen und keiner redet miteinander und jeder macht dann etwas. Es ist nicht einfach, diese Stellen von der Notwendigkeit künftig nicht Technologien, sondern Energieeinsparpotenziale zu fördern, zu überzeugen. Ich würde mich freuen, wenn wir diesen ersten Schritt, den wir im Rahmen des SBZ-Werkstatt­gespräches hier gemacht haben, weiterentwickeln.

SBZ: Wie stellen Sie sich künftig die Zusammenarbeit Schornsteinfeger- und SHK-Handwerk bzw. ihren Organisationen vor?

Budde: Es wurden viele Gräben ausgehoben, viele Kanonen in Stellung gebracht und auch viel hin- und hergeschossen. Das muss jetzt vorbei sein. Die Gräben müssen nun verfüllt werden, es bedarf eines Umdenkungsprozesses. Insbesondere auch bei Kollegen, die durch handwerkliche Dienstleistungen durch Schornges und Co. unmittelbar betroffen sind. Von den Verbänden der Schornstein­fegerseite habe ich hier heute klare Bekenntnisse zu einer verbesserten Zusammenarbeit und der Verfolgung von nicht gesetzeskonformen Aktivitäten in den eigenen Reihen gehört. Die SHK-Seite möchte die Zusammenarbeit intensivieren und optimieren. Wir müssen unsere Handwerkskollegen vor Ort einbeziehen und sie davon überzeugen, dass die Zukunft – trotz aktueller Probleme – in der Zusammenarbeit liegt. Dass darin eine große Chance liegt, man muss sie dann nur ergreifen. Wir sind guter Dinge, dass es wieder zu einem guten Miteinander kommt, die es, solange der Schornsteinfeger der Mann mit der hoheitlichen Aufgabe pur war, gegeben hat.

SBZ: Welchen Tipp möchten Sie Ihren Betrieben im Bezug auf den Umgang mit den Kollegen aus dem SHK-Bereich geben? Wie stellen Sie sich in Zukunft die Zusammenarbeit vor?

Beyerstedt: Dass wir offen und ehrlich mit den Problemen umgehen, dass wir die Dinge an einen runden Tisch besprechen. Das SHK-Handwerk muss keine Angst vor einem Verdrängungswettbewerb haben.

Arndt: Unsere Mitgliedsbetriebe können nur davon profitieren, wenn wir bei den Themen Energie, Klimaschutz und Nachhaltigkeit zusammenarbeiten. Ich habe den Eindruck, dass an der Basis die Zusammenarbeit besser läuft als auf Verbandsebene. Mit einem Tipp an die Betriebe möchte ich mich zurückhalten. Vielleicht sollten wir erstmal auf Verbandsebene ein Vorbild schaffen.

SBZ: Und hier die Sonntagsfrage: Wo sehen Sie das Schornsteinfegerhandwerk in zehn Jahren?

Beyerstedt: Ich sag’s ganz einfach: Ganz vorne (und lacht). Wir sehen in der Anlagenüberprüfung weiter unser Hauptbetätigungsfeld. Zudem wollen wir neben unseren Reinigungstätigkeiten im Dienstleistungsbereich rund um die Kundenberatung, beispielsweise im Bereich Brandschutz und die Baukoordination stärker aktiv werden.

SBZ: Und wo steht das SHK-Handwerk in zehn Jahren?

Budde: Wir haben uns vom Pöttelöter weiterentwickelt und sind aus den einfachen handwerklichen Betrieben der Blechverarbeitung heute oft multifunktionale Betriebe geworden, die ein Riesenspektrum der Gebäudetechnik abdecken. Die Organisation wird daran arbeiten, die Mitgliedsbetriebe weiterzubilden und ihnen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sie auch morgen wirtschaftlich erfolgreich sein können.

SBZ: Was würden Sie sich wünschen, wenn Sie drei Wünsche frei hätten?

Beyerstedt: Dass der Beginn, das Pflänzchen das heute gepflanzt wurde, nicht zerstört wird. Dass es gut begossen wird, dass es gegenseitig befruchtend ist und dass wir uns nicht durch irgendwelche Emotionen von der Linie abbringen lassen. Dass wir Verbände gemeinsam die Dinge offen und ehrlich ansprechen und wenn es brennt, miteinander eine Lösung suchen und finden. An die Industrie haben wir den Wunsch, dass man auch seitens des Handwerks besser eingebunden wird. Da gibt es Optimierungsbedarf.

Von den SHK-Handwerksunternehmern vor Ort wünsche ich mir, dass mehr gemeinsam und kooperativ miteinander gearbeitet wird. Der Markt ist groß genug. Niemand muss eine Verdrängung fürchten. Und wenn ich auf Landesebene in Hannover aktiv wäre, hätte ich mit Budde überhaupt kein Problem, wir würden superkooperativ zusammenarbeiten. Aber ich bin ja leider nicht in Hannover.

Budde: Schade drum… – Mir würde es schon genügen, wenn man diese drei Wünsche auf einen konzentriert: Mehr Offenheit, mehr Ehrlichkeit im Umgang, die uns teilweise verloren gegangen sind, das würde mir schon genügen. Dies kann man herunterbrechen von der Bundesorganisation über die Landesorganisation bis hin an die Basis in die Innungen sowohl die SHK-Innungen als auch Innungen der Schornsteinfeger.

SBZ: Und nun noch drei Wünsche seitens der Industrie?

Gaffal: Wir brauchen ein gemeinsames Sprachrohr aller Beteiligten. Dinge, die nicht gut laufen, die kann man nur ändern, wenn man dabei ist. Ich kann nichts ändern, wenn ich draußen stehe. Wir sollten daran arbeiten, dass die Heizungsindustrie wieder den Weg zurück in das gemeinsame Sprachrohr findet. Wir müssen gegenüber der Politik mit einer Zunge sprechen. Wir müssen gemeinsam die Zukunft gestalten und unsere PS auf die Straße bringen. Die Partnerschaft zum Installateur und Handel ist für uns, für Wolf, von entscheidender Bedeutung, auch für die Zukunft – das werden wir forcieren.

SBZ: Vielen Dank für diese offene und faire Gesprächsrunde. Herr Budde hat’s auf den Punkt gebracht, die Kämpfe sind beendet, die Gräben müssen zugefüllt werden. Jetzt liegt es an Ihnen, Herr Beyerstedt und Herr Budde, ihre Kollegen, insbesondere wenn die Fronten vor Ort verhärtet sind, von der kooperativen Linie zu überzeugen. Auftakt zu dem neuen, alten Miteinander bildete diese Runde. Auch Herrn Gaffals Bestreben nach einer gemeinsamen Plattform der Heizungsbranche, haben wir positiv zur Kenntnis genommen. Nun gilt es an den konstruktiven Ansätzen dieser Gesprächsrunde weiterzuarbeiten. Vielen Dank für das offene Gespräch.

Hintergrund

SBZ setzt mit Werkstattgesprächen Akzente

Ob im Literaturbetrieb, am Theater oder der Malerei, überall finden sogenannte Werkstattgespräche statt, mit denen die kulturelle Szene ihre Grundbotschaften in die Öffentlichkeit trägt. Nur dort, wo sich die echten Werkstätten befinden – im Handwerk selbst, hat man von dieser Kommunikationsform bislang keinen Gebrauch gemacht. Das hat die SBZ zum Anlass genommen, ­eine Reihe von Werkstattgesprächen aufzulegen, mit denen Grundanliegen des SHK-Handwerks und seiner Schwestergewerke ebenso konstruktiv wie auch kontrovers in die öffentliche Fachdiskussion getragen werden. Mit der Verpflichtung zu Fairness und Partnerschaft gibt die SBZ die Richtung vor. Weg von den alten Grabenkämpfen zur beruflichen Abgrenzung, mit denen die Handwerksordnung als Wettbewerbsordnung missbraucht wurde. Das Unverständnis von Politik, Verwaltung und Gerichten über diese Gartenzaunsichtweise hat dem Handwerk schwer geschadet. Wettbewerb wird es zwischen Unternehmen im gleichen Wirtschaftskreis immer geben. Die Frage ist nur, wie wird dieser Wettbewerb ausgetragen?

Hier bietet die SBZ einen konstruktiven Ansatz. Anstatt die Gewerke gegeneinander in Position zu bringen, versuchen die wichtigsten Meinungsbildner und Entscheidungsträger, im Dialog konstruktiv vorauszudenken und die Kooperationsbereitschaft der Gewerke zu fördern.

KOMMENTAR

Dem guten Willen nun ­Taten folgen lassen

Nach den in den letzten Jahren geführten verbandlichen Scharmützeln zwischen Schornsteinfegern und SHK-Handwerk hatten wir beim SBZ-Werkstattgespräch eigentlich mehr Konfrontation erwartet. Doch auf Verbandsebene ist man sich mittlerweile einig: Koopera­tion statt Konfrontation ist der erklärte Wille der Spitzenvertreter. Auch dann wenn es in einigen Regionen vor Ort noch richtig scheppert und die Verbändevereinbarung mit Füßen getreten wird. Gemeinsam wollen beide Berufsorganisationen in solchen Fällen die Kuh vom Eis bringen. Spätestens dann gilt es, die im Werkstattgespräch formulierten und sicherlich gut gemeinten Absichten in die Tat umzusetzen.

Und wie sehen Sie als Handwerksunternehmer oder Schornsteinfeger das Ergebnis des SBZ-Werkstattgesprächs? Wie sieht die Entwicklung bei Ihnen vor Ort aus? Bitte senden Sie Ihre Kommentare und Meinungen möglichst per Mail an leserforum@sbz-online.de.

Schildern Sie uns, wie die Zusammen­arbeit bei Ihnen in der Praxis funktioniert. Oder haben Sie Ideen und Vorschläge für ein besseres Miteinander? Auf Ihre Zuschrift freut sich

Ihr Dirk Schlattmann
Handwerksmeister und SBZ-Chefredakteur