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Sicher und sexy

Eins, zwei, drei, barrierefrei!

Inhalt

Ob man es nun, wie die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft Easy Bath­room, oder Komfort- bzw. Generationenbad nennen will, gemeint ist immer dasselbe: ein Badezimmer, dass sich von jedem selbstständig, bequem und sicher nutzen lässt. Und zwar unabhängig von Alter, Gesundheitszustand oder Geschlecht. Bedingt durch den demografischen Wandel wird eine Badgestaltung, die diesem Prinzip der Barrierefreiheit folgt, immer wichtiger. Die Anzahl der Kunden über 50 wächst – und mit ihr die Anforderungen an ein Bad, das den Bedürfnissen bis ins hohe Alter gerecht wird.

Drei Maßnahmen zum Erfolg

Kaum ein anderer Raum bleibt so lange unverändert wie das Bad: 15 bis 20 Jahre alte Sanitärzellen sind keine Seltenheit. Charakteristisch sind geringe Quadratmeterzahlen mit ungünstigem Raumschnitt, Fliesen im Blümchen-Dekor und Duschwannen mit 20 cm hohem Einstieg. Ein gutes Beispiel dafür, wie sehr sich Bedürfnisse im Lauf der Zeit verändern: War so eine Duschwanne früher ideal zum Baden der Kinder geeignet, dient der vorhandene Sockel mit zunehmendem Alter nur noch als Stolperfalle. Ein Manko, dass sich durch den Einbau einer schwellenlosen Dusche relativ einfach beheben lässt. Größere Probleme bereiten dagegen nicht vorhandene Bewegungsflächen. Diese dürfen sich zwar überlagern, sollten aber mindestens 1,20 x 1,20 m, besser 1,50 x 1,50 m vor allen Sanitärobjekten betragen. Besonders beim Umbau im Bestand klaffen Wunsch und Wirklichkeit auseinander. Die räumliche Enge fordert Kompromisse. Hier drei Maßnahmen, die Erfolg versprechen:

1. Badewanne raus, Duschwanne rein: In kleinen Bädern gehören 1,50 m kurze Badewannen zum Standard. Diese lassen sich aufgrund der geringen Abmessung nicht sinnvoll nutzen und bergen bei nachlassender Beweglichkeit zudem ein hohes Unfallrisiko. Die Lösung: Anstelle der Badewanne eine schwellenlose Dusche einbauen.

2. Flexible Duschabtrennungen wählen: Ist der Raum sehr klein, bieten sich Duschvorhänge oder Duschwände an, die sich komplett einfalten und an die Wand klappen lassen. So kann der Duschbereich als Bewegungsfläche mitgenutzt werden.

3. Raum vergrößern: Ist das Bad so klein, dass es sich trotz Überlagerung der Bewegungsflächen nicht sinnvoll nutzen lässt, hilft nur eins: Wände versetzen und dadurch Raum gewinnen. Dabei muss die Funktion der angrenzenden Räume erhalten bleiben.

Im Neubau kann das ganz anders aussehen: Erholung und Wellness im Bad stehen bei Bauherren ganz oben auf der Wunschliste. Die 6 m² große Sanitärzelle von einst weicht einer Wohlfühl-Oase mit bis zu 25 m² Grundfläche, großzügige Bewegungsflächen inklusive.

DIN-Normen als Leitfaden

Wer barrierefreie Bäder plant, sollte schon mal einen Blick in die relevanten DIN-Normen werfen. Bisher gelten DIN 18024 Teil 2 sowie 18025 Teil 1 und 2. Diese sowie der DIN-Entwurf 18030 sollen künftig durch die DIN 18040 ersetzt werden. Die hier festgelegten Planungsgrundlagen für barrierefreies Bauen in öffentlich zugänglichen Gebäuden und Wohnungen müssen im privaten Wohnungsbau nicht zwingend eingehalten werden, dienen aber als wertvolle Orientierungshilfe. Dargestellt sind die für Rollstuhlfahrer notwendigen Bewegungsflächen vor und neben Sanitärobjekten. Darüber hinaus findet man viele weitere Angaben, zum Beispiel zur Einbauhöhe von Lichtschaltern, Haltegriffen und unterfahrbaren Waschbecken. Im barrierefreien Bad tragen diese den Namen Waschtisch übrigens zu Recht: Der Nutzer nimmt Platz und kann sich bequem im Sitzen seiner Körperpflege widmen. Ein Komfort, der mit zunehmendem Alter an Bedeutung gewinnt: Das Bad ist nicht mehr nur Zwischenstopp auf dem Weg zur Arbeit, sondern Aufenthaltsort. Der Nutzer verbringt mehr Zeit im Bad, möchte sich darin wohlfühlen und diesen Ort der Entspannung so lange wie möglich selbstständig nutzen können. Gefragt ist also ein funktionaler Raum mit schickem Ambiente.

Bei Bedarf nachrüsten

Barrierefreiheit im Bad scheitert nicht selten schon an der Eingangstür: Diese sollte 80, besser 90 cm breit sein, damit das Bad auch mit einem Rollstuhl oder Rollator aufgesucht werden kann. Neben den nötigen Bewegungsflächen gibt es fünf weitere Komponenten, die in keinem barrierefreien Bad fehlen sollten:

  • eine geeignete Vorwand-Installation
  • ein unterfahrbarer Waschtisch mit Flachaufputz- oder Unterputzsiphon
  • eine schwellenlose Dusche mit Sitzgelegenheit
  • ein WC in komfortabler Sitzhöhe
  • ein rutschhemmender Bodenbelag.

Das Vorurteil, barrierefreie Bäder seien hässlich und würden an Krankenhaus erinnern, sitzt tief und kommt nicht von ungefähr: Jahrzehntelang gab es keine Alternative zu monströsen Haltegriffen in OP-Grün und Urin-Gelb. Obwohl der Markt heute anderes zu bieten hat, lehnen die meisten Kunden eine Ausstattung mit Haltegriffen immer noch ab, sofern diese nicht zwingend erforderlich sind. Eine Möglichkeit, dem Wunsch des Kunden zu entsprechen, aber die Optio­nen offenzuhalten, ist der Einbau von Vorwand-Installationen. Im Angebot sind mittlerweile zahlreiche Elemente für Waschtisch und WC, die seitlich Montageplatten zur Aufnahme von Haltegriffen aufweisen. Ist die Wand fertig, ist nichts zu sehen. Doch bei Bedarf lassen sich die Griffe bequem nachrüsten. Weitsicht lohnt sich auch bei der Planung von Strom- und Wasserleitungen. Zum Beispiel dann, wenn sich der Kunde nachträglich für den Einbau eines Dusch-WCs entscheidet. Dieses bietet Menschen mit körperlichen Einschränkungen erhebliche Vorteile: Statt sich mühevoll verrenken zu müssen, genügt der Knopfdruck auf eine benutzerfreundliche Fernbedienung. Unabhängig vom Modell sollte das WC so eingebaut werden, dass man sich bequem hinsetzen und aufstehen kann. In der DIN wird eine Sitzhöhe von 48 cm empfohlen. Was zählt, sind aber allein die Bedürfnisse des Kunden. Im Privatbad ist er das Maß aller Dinge. Er allein entscheidet, wie viel Design, Komfort und Sicherheit er haben möchte. Zwingende Voraussetzung: eine kompetente, stilsichere und bedarfsgerechte Beratung. Es gilt, sensibel auf den Kunden einzugehen. Hat er zum Beispiel sein Leben lang ausgiebige Wannenbäder genossen, wird er auch im Alter nicht darauf verzichten wollen. Es geht also nicht darum, ihn von den Vorzügen einer schwellenlosen Dusche zu überzeugen, sondern darum, ihm einen bequemen und sicheren Einstieg in die Wanne zu ermöglichen. Ob mittels gemauerter Stufe, Podest mit Griff-Reling oder Wannenlifter – es gibt viele Möglichkeiten. Gefragt sind Lösungen, die den Bewohner nicht stigmatisieren, sondern sich ganz selbstverständlich in den Raum einfügen. Kreativität ist dabei nicht nur erlaubt, sondern erwünscht. So muss die Sitzgelegenheit in der Dusche zum Beispiel nicht zwangsweise ein Klappsitz sein. Auch eine beflieste Ruhebank bietet beim Duschen den nötigen Komfort. Wichtig ist ein stimmiges Gesamtbild.

Details bringen mehr Funktionen

Im barrierefreien Bad kommt es neben der guten Gestaltung auf die funktionalen Details an. Wer einen Waschtisch im Sitzen nutzt, braucht zum Beispiel auch einen Spiegel, der dafür ausgelegt ist. Außerdem müssen Ab­lagen, Schränke und Utensilien so angeordnet sein, dass sie im Greifradius des Nutzers liegen. Die Armatur sollte leicht zu bedienen und mit Verbrühschutz ausgestattet sein. Berührungslose Sensorarmaturen sind im Privatbad noch selten, lassen sich aber besonders leicht handhaben. Höhenverstellbare Duschkopfhalter sind dagegen ein Muss. Besonders geeignet sind Modelle, die sich einhändig und ohne Kraftaufwand verstellen ­lassen, zum Beispiel hydraulisch. Werden ­Sanitärobjekte sowohl im Sitzen als auch im Stehen genutzt, ist das Thema Höhenverstellbarkeit eine Überlegung wert. Manchmal genügt aber schon eine Kleinigkeit, um dem Nutzer den Alltag zu erleichtern und ein ­wenig Komfort in sein Bad zu bringen. Empfehlen Sie Ihrem Kunden intelligente Details, wie eine Bürstengarnitur mit langem Stiel, damit er sich beim Putzen nicht so tief bücken muss. Er wird es Ihnen danken!

Zur Sache

Wie ein saftiges Steak…

Wer nicht laufen kann, muss zwangsweise auch blind sein. Zu diesem Schluss könnte man zumindest kommen, wenn man sich die rollstuhlgerechten Bäder der letzten zwanzig Jahre anschaut. Von Gestaltung keine Spur! Steril, kalt, Krankenhaus-Look. Dieses Bild hat sich ins Gedächtnis eingebrannt: Rollstuhlgerecht = hässlich. An dieser Stelle verrate ich Ihnen ein Geheimnis: Rollstuhlfahrer sind Individuen wie Sie und ich. Der eine mag es modern, der andere klassisch, der Dritte hat einen Hang zum Kitsch. Sicher, die Funktionalität im barrierefreien Bad spielt eine entscheidende Rolle, aber der Kunde hat nicht nur körperliche, sondern auch visuelle Bedürfnisse!

Es ist schlicht und einfach eine Frechheit, einem in der Mobilität eingeschränkten Menschen seinen Sinn für Ästhetik abzusprechen! Das Auge isst immer mit. Oder was würden Sie davon halten, wenn man Ihnen Ihr saftiges Steak durch den Fleischwolf dreht, die Rosmarinkartoffeln als Püree daneben packt, den Salat gleich unterhebt und Ihnen auf Ihre Entrüstung hin antwortet: „Wieso regen Sie sich auf? Ist doch alles drin, was Sie brauchen!“ Selbst beim Essen ist niemand dazu bereit, auf eine ansprechende Optik zu verzichten! Wa­rum sollte das beim barrierefreien Bad anders sein?

SBZ Checklisten

Toilette

Ist die Einbauhöhe so gewählt, dass man sich komfortabel hinsetzen und aufstehen kann?

Ist genügend Bewegungsfläche vor und ­neben dem WC vorhanden?

Wo wird die Spülung ausgelöst? Ist sie ­bequem zu erreichen?

Ist der WC-Papierhalter gut erreichbar?

Sind Haltegriffe notwendig?

Wird eine Rückenstütze benötigt?

Ist Höhenverstellbarkeit gefordert?

Ist bei mangelnder Beweglichkeit des Nutzers der Einbau eines Dusch-WCs sinnvoll?

Muss ein Platz zum Abstellen von Gehhilfen vorgesehen werden?

Waschtisch

Muss der Waschtisch unterfahrbar und somit rollstuhltauglich sein?

Sind Haltegriffe notwendig?

Sind genügend Ablagemöglichkeiten im Greif-Bereich vorhanden?

Muss ein Platz zum Abstellen von Gehhilfen vorgesehen werden?

Lässt sich der Spiegel auch im Sitzen nutzen?

Wird eine Armatur mit langem Hebel ­benötigt?

Wird eine Sensorarmatur benötigt?

Wird eine herausziehbare Schlauch­brause benötigt?

Muss ein Verbrühschutz vorgesehen werden?

Duschen

Ist ein DIN-gerechter Duschplatz mit den Abmessungen 1,50 x 1,50 m erforderlich?

Sind Haltegriffe notwendig?

Wird ein Duschsitz benötigt?

Sind Ablagemöglichkeiten im Greif­radius vorhanden?

Ist ein rutschsicherer Bodenbelag nötig?

Ist die Höhenverstellbarkeit des Duschkopfes gegeben?

Ist eine zusätzliche Kopfbrause nötig?

Ist eine Thermostat-Armatur mit Ver­brühschutz vorzusehen?

Benötigt der Nutzer Hilfe beim Duschen?

Ist ein Spritzschutz nötig?

Kann eine Duschabtrennung eingebaut werden?

Badewanne

Ist vor der Wanne genügend Platz ­vorhanden, dass ein bequemes Um­setzen möglich ist?

Entspricht die Einbauhöhe den ­Anforderungen des Nutzers?

Ist eine Einstieghilfe wie zum Beispiel ein Wannenlifter nötig?

Sind der Zugang und die Badewanne selbst rutschsicher?

Sind Haltegriffe nötig?

Lässt sich die Wannenarmatur leicht ­bedienen?

Braucht die Wannenarmatur einen Verbrühschutz?

Muss ein Platz zum Abstellen von Gehhilfen vorgesehen werden?

SBZ Tipp

Komponenten, die in keinem barrierefreien Bad fehlen sollten sind ...

Vorschriften

Zu beachtende Normen und Entwürfe

DIN 18024 Barrierefreies Bauen Teil 2: Öffentlich zugängige ­Gebäude und Arbeitsstätten

DIN 18025 Barrierefreies Bauen Teil 1: Barrierefreie Wohnungen, Wohnungen für Rollstuhlbenutzer Teil 2: Barrierefreie ­Wohnungen

DIN-Entwurf 18030 Barriere­freies Bauen, Planungsgrundlagen

DIN-Entwurf 18040, Barrierefreies Bauen, Teil 1: Öffentlich ­zugängliche Gebäude Teil 2: Wohnungen

Die Unterlagen können über http://www.beuth.de bezogen werden.

Extras

Internet-Portal: Spezielle Produkte rund um das Thema „Barrierefreies Bad und WC“ finden Sie im Online-Portal https://www.shk-barrierefrei.de/. Detaillierte Artikelbeschreibungen und Bilder ermöglichen eine schnelle Übersicht über Dusch-, Waschtisch- und WC-Lösungen bis hin zu Armaturen und Badmöbeln.

Produktkatalog: ZVSHK und der Gentner Verlag haben einen über 200 Seiten starken Produktkatalog „Barrierefreies Bad und WC – Komfort für Generationen“ herausgegeben. Sie können ihn unter info@zentralverband-shk.de , Telefon (0 22 41) 92 99-0 anfordern. Für Verbands­mitglieder sind die ersten zwei Exemplare kostenlos.

Planungsleitfaden: ZVSHK und der Gentner Verlag haben einen Planungsleitfaden „Barrierefreies Bad und WC – Komfort für Generationen“ herausgegeben. Sie können ihn zum Preis von 29 Euro (Nichtmitglieder 66 Euro) unter info@zentralverband-shk.de, Telefon (0 22 41) 92 99-0 anfordern.

Autor

Stefanie Schäfer ist Dipl. Ing. der Innenarchitektur und freiberuflich tätige Fachredakteurin. Sie hat sich auf das Thema barriere­freies Bauen spezialisiert. Sie war Chefredakteurin der Zeitschrift „Barrierefrei“ und hat sich bei verschiedenen Projekten in diesem Bereich engagiert.

­Stefanie Schäfer, Stuttgart, Telefon (07 11) 3 70 91 60, E-Mail: stefanie.petac@gmx.de