Die Innenarchitektin Katrin Ganselmaier-Szondi von der Firma Meirandres aus Rosenheim schaffte eine Zonierung, ohne dem kleinen Dachbad seine Großzügigkeit von 9 m2 zu nehmen. Erschwerend kam hinzu, dass dieses Bad nicht nur Dachschrägen, sondern auch noch eine gebogene Wand aufweist.
Gliederung durch Materialmix
Die Zonierung der Bereiche wird durch unterschiedliche Bodenbeläge optisch hervorgehoben. Der Eingangsbereich mit der freistehenden Wanne am Ende des Raumes erhielt einen dunklen, antiken Eichenboden, der den Stil der Altbauvilla gekonnt aufnimmt.
Dazu wurde ein dunkler, fast schwarzer Fliesenbelag als Kontrast gesetzt. Dieses eher moderne und puristische Material steht in schönem Gegensatz zu dem Eichenboden und verstärkt dessen Wirkung. Betont wird die Gliederung zusätzlich durch ein Podest, das die Bereiche auf zwei unterschiedliche Ebenen bringt und den Wechsel bewusst macht.
Zonierung mittels Waschplatz
Der Podestbereich mit den dunkelgrauen Fliesen wird durch einen mittig im 90°-Winkel zur Wand stehenden Waschtisch geteilt. So entsteht auf der Eingangsseite die Duschzone, auf der anderen Seite der WC-Bereich unter der Dachschräge. Diese Zonierung wäre vom Bewegungsablauf umgekehrt optimaler gewesen, durch die Dachschräge bedingt konnte der Duschbereich aber nur in Eingangsnähe platziert werden.
Das trennende Element Waschtisch ist das Herzstück. Er ist eine Anfertigung vom Tischler und, farblich auf die Fliesen abgestimmt, in Anthrazit seidenmatt lackiert. Er bietet in Schubladen versteckten Stauraum und durch das ovale Aufsatzbecken mit seitlicher Standarmatur kann man den Waschplatz von beiden Seiten bedienen. Um Sichtachsen und Großzügigkeit nicht einzuengen, wurde ein seitlicher Standdrehspiegel gewählt, der rückseitig noch kleine Ablagen für Utensilien in Griffnähe bietet.
Duschen ohne Grenzen
Der Duschbereich ist nur mit einer Glasscheibe zum Eingangsbereich abgeteilt – zum Waschtisch hin ist er komplett offen. Ein Regenteller, ergänzt durch eine Stabhandbrause, lässt keine Wünsche offen. Die Wände sind mit den gleichen großformatigen Fliesen wie der Boden gestaltet und so entsteht ein ruhiges Gesamtbild. Es wird aufgelockert und in Szene gesetzt durch einen Art-Deco-Lüster, der im Eingangsbereich neben der Glasduschabtrennung für ein besonderes Highlight sorgt. Seine rauchgrau verspiegelten Glaselemente tauchen den ganzen Raum in ein besonderes Licht. Wie ein schwebendes Kunstobjekt wirkt er durch seine Größe, da er fast bis zum Boden reicht. Ein Objekt, das wohl ursprünglich für einen wesentlich höheren Raum konzipiert wurde, hier aber gerade durch seine unkonventionelle Verwendung etwas ganz Besonderes zaubert.
Baden unterm Himmel
Die freistehende, ovale Wanne wurde unter dem Dachflächenfenster platziert und lädt zur Entspannung unterm Sternenhimmel ein. Durch ihre Positionierung auf der Eingangsebene mit dem antiken Eichenboden wird dem Ganzen zusätzlich eine wohnliche Atmosphäre eingehaucht – losgelöst vom alltäglichen Badablauf. Es findet zwar keine räumliche Abtrennung statt, aber alleine durch den Farb- und Materialwechsel wird hier eine Trennung suggeriert.
Podest trotz Schräge
Das gestalterische Element der Zonierung mittels Materialwechsel ist eins der äußerst gelungenen Merkmale dieses Bades. Die Ausformulierung als Podest verstärkt die Wirkung noch, ist aber bei extrem niedrigen Dachschrägen gewagt – gehen so doch wertvolle Zentimeter bei der Kopffreiheit verloren. Im Bereich des WC scheint dies hier fragwürdig. Aber vielleicht fallen die Bauherren ja nicht in die Kategorie Standardgröße oder bauliche Gegebenheiten machten das Podest unabdingbar? Die Antwort auf diese offene Frage hätte die Jury gern gekannt, denn dieses Bad begeisterte nicht nur gestalterisch, sondern besonders auch durch die unkonventionelle Art der Zonierung und durch die tolle Ausstrahlung.
Steckbrief
Meirandres Bad-Wärme-Service aus Rosenheim wurde 1920 gegründet. Das Familienunternehmen hat heute 20 Mitarbeiter und einen Schwerpunkt auf die Gestaltung außergewöhnlicher Bäder gelegt.
Als Diplom-Ingenieurin der Innenarchitektur ist Katrin Ganselmaier-Szondi seit sieben Jahren zusammen mit zwei Kollegen für die Badplanungen in dem Traditionsunternehmen zuständig.