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Stark umworbene Zielgruppe

Realschüler im Fokus

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SBZ: Herr Stather, Sie bilden im Durchschnitt sechs Lehrlinge gleichzeitig aus. Gibt es in Freiburg keinen Fachkräftemangel? Fallen im Breisgau die Lehrlinge wie reife Früchte einfach vom Baum?

Stather: Schön wäre es, nein, auch in Freiburg ist der Wettbewerb um geeignete Nachwuchskräfte groß. Zudem stehen kaufmännische Berufe oder Modeberufe wie der Kfz-Bereich bei vielen Jugendlichen traditionell höher im Kurs als Sanitär Heizung Klima.

SBZ: Offensichtlich gelingt es Ihnen trotzdem, Lehrlinge für Sanitär und Heizung zu akquirieren.

Stather: Ja, wir bilden sogar über den Eigenbedarf hinaus aus. Wir übernehmen nicht ­alle Lehrlinge und wählen gegen Ende der Lehrzeit je nach Eignung und Engagement aus. Bei der Rekrutierung helfen uns sicherlich der gute Ruf und der hohe Bekanntheitsgrad unserer Firma, schließlich gibt es die E. Stather GmbH schon über 100 Jahre. Die Kontakte und die Mundpropaganda unserer Mitarbeiter ergänzen dies.

SBZ: Sprechen Sie auch an Schulen vor?

Stather: Nein, das macht die Innung. Sie informiert an Haupt- und Realschulen über die Perspektiven und Chancen, die die Ausbildung zum SHK-Anlagenmechaniker mit sich bringt. In den Realschulabsolventen sehe ich das Hauptpotenzial unserer künftigen Mitarbeiter. Viele Hauptschüler sind heutzutage aufgrund ihrer Defizite rund um Rechnen, Lesen, Schreiben leider kaum noch ausbildungsfähig. Diese negative Entwicklung trifft uns besonders. Denn unser Beruf ist über die letzten Jahrzehnte hinweg wesentlich anspruchsvoller geworden.

SBZ: Viele Berufe haben sich weiterent­wickelt. Realschüler will wohl fast jeder Berufszweig für sich gewinnen.

Stather: Es sieht so aus, dass der Wettbewerb um geeignete Lehrlinge aufgrund des demografischen Wandels zunehmen wird. Deshalb hat der Zentralverband jetzt die Nachwuchsinitiative „Volles Rohr Zukunft“ ins Leben gerufen. Mit dieser Kampagne wollen wir potenzielle Auszubildende schon in den Schulen erreichen, für unseren Beruf begeistern und unseren Betrieben zuführen.

SBZ: Kann das Handwerk eine Kampagne ­finanzieren, die im allgemeinen Werbesumpf nicht untergeht und auch nachhaltig Wirkung zeigt?

Stather: Das Basiskonzept steht. Da auch die wirtschaftliche Entwicklung in Großhandel, Industrie und Energiewirtschaft davon abhängt, in wie weit ausreichend Fachkräfte für Einbau und Wartung der Produkte bereitstehen, wünschen wir eine finanzielle Beteiligung aller von der Installationsleistung profitierenden Marktpartner. Die Bewältigung des Fachkräftemangels ist schon heute die große Branchenaufgabe und kann nicht auf eine Vertriebsstufe abgewälzt werden.

SBZ: Wo steht das Sparschwein?

Stather: Wir haben beim Zentralverband in St. Augustin einen Fond eingerichtet, in den künftig alle SHK-Wirtschaftskreise einzahlen sollen. Einige Firmen haben bereits ihr Engagement zugesagt. Aber das muss auf breiter Basis geschehen.

SBZ: In vielen Ausbildungsberufen wird besser verdient als im SHK-Handwerk. Die tarifliche Ausbildungsvergütung für Anlagenmechaniker liegt im untersten Segment. Zumindest in Regionen, wo die Industrie viele junge Leute anspricht, ist das ein Argument und hat schon viele Jugendliche davon abgehalten, eine Lehre als Anlagenmechaniker zu beginnen.

Stather: Das ist sicher ein Wettbewerbsfaktor, aber nicht der entscheidende. Selbst wenn wir wollen, können wir das Gehaltsgefüge nicht so einfach umstellen. Stark steigende Bezüge hätten zudem einen Anstieg der Schattenwirtschaft zur Folge, weil eine Erhöhung der Vergütung auch eine Erhöhung der Stundenverrechnungssätze mit sich brächte. Die Höhe der Ausbildungsvergütung ist nur ein Aspekt, der aber nicht ausschlaggebend für die Berufswahl ist. Schließlich haben wir mit dem Einsatz regenerativer Energien, der rationellen Energieverwendung sowie Hygiene, Gesundheit und Wellness spannende Zukunftsthemen zu bieten wie kaum eine andere Branche. Und dies in einem immer positiveren Arbeitsumfeld.

SBZ: Lehrlinge auszubilden ist das eine, was unternehmen Sie, um Ihre qualifizierten Fachkräfte im Betrieb zu halten?

Stather: Zunächst muss das Betriebsklima stimmen. Ich kümmere mich um meine Mitarbeiter. So schaue ich mir beispielsweise regelmäßig die Berichtshefte meiner Lehrlinge an. Der familiäre Charakter im Handwerk und ein fairer, schon fast freundschaftlicher Umgang mit den Mitarbeitern werden künftig noch wichtiger.