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Verbraucher reagieren heute sehr sensibel

Unstete Förderpolitik schadet allen

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SBZ: Wie sehen Sie den aktuellen Stand und die weitere Entwicklung im Markt für die Brennwerttechnik?

Groos: Nach den aktuellen Zahlen vom BDH hat die Brennwerttechnik derzeit in Deutschland einen Anteil von 65 % bei allen neu ins­tallierten Feuerungsanlagen. Weiter sind nur England und die Niederlande – in England gibt es gesetzliche Auflagen und in den Niederlanden ist der Markt einfach ein paar Jahre weiter entwickelt. In beiden Ländern wird im Prinzip zu 100 % Brennwerttechnik eingebaut und wir sind auf dem Weg dorthin.

SBZ: Wieviel Heizwert verkauft Vaillant denn überhaupt noch?

Groos: Wir haben im Jahr 2009 unsere Öl-Heizwertkessel aus dem Programm genommen. Für Gasthermen mit Heizwerttechnik sehen wir jedoch noch einen längerfristigen Bedarf vor allem im Geschosswohnungsbau. Hier gibt es einen großen Bestand und in der Regel wird die Heiztechnologie erst dann gewechselt, wenn eine Generalsanierung des Gebäudes ansteht. Ein Markt für den Austausch 1:1, den wir natürlich bedienen werden, bleibt also weiterhin bestehen.

SBZ: Jenseits der Brennwerttechnik werden weitere Effizienzsteigerungen aus Gründen des Umweltschutzes, der Ressourcenschonung und einer möglichst geringen Abhängigkeit von Energieimporten angestrebt. Werden die regenerativen Techniken die Brennwerttechnik irgendwann verdrängen?

Groos: In absehbarer Zeit wird dies nicht ­geschehen, denn Effizienz gehört neben anderen Technologien zu unseren künftigen Energiequellen, die wir mit Nachdruck erschließen müssen. Brennwerttechnik bleibt deshalb ein zentraler Baustein der Gebäudetechnik.

Die staatlichen Förderinstrumente haben natürlich sehr geholfen, die regenerativen Technologien zu etablieren. Schade ist daher die aktuell recht unübersichtliche und unstete Förderpolitik. Hier gilt es schnellstmöglich stabile Rahmenbedingungen zu schaffen. ­Diese sind für uns ebenso unerlässlich wie für das Handwerk, denn die Verbraucher reagieren heute sehr sensibel, auch auf kurzfristige Entwicklungen.

SBZ: Die Brennwerttechnik – egal ob mit Öl oder Gas – gehört derzeit sicher zu den wirtschaftlichsten Heizmethoden. Wenn morgen alle Subventionen gestrichen werden, was in Anbetracht der desaströsen öffentlichen Finanzen eine durchaus realistische Perspektive sein könnte, welche Heiztechnologien kann der Heizungsbauer von der Wirtschaftlichkeit her seinen Kunden noch empfehlen?

Groos: Die Beantwortung hängt von der Preisentwicklung für Energie ab, denn steigende Preise erhöhen natürlich die Wirtschaftlichkeit regenerativer Technologien. Sicher ist aber die Wärmepumpe positiv zu bewerten, bei der sich die Mehrkosten der Anfangsinvestition in der Regel innerhalb von zehn Jahren amortisieren. Ebenso ist bei steigenden Energiepreisen die Kombination aus Brennwerttechnik und Solarthermie eine wirtschaftliche und effiziente Lösung.

SBZ: Sie beginnen gerade mit der Vermarktung einer Zeolith-Wärmepumpe auf der Basis von Gas-Brennwerttechnik. Mit solchen Geräten steigt der rechnerische Normnutzungsgrad durch die Einkopplung von Umweltwärme auf bis zu 120 %. Das ist ein großer Schritt. Wie sieht es aber mit der Brennwerttechnik im Feld aus? Wie weit sind wir dort von der theoretisch möglichen 100-prozentigen Energienutzung entfernt?

Groos: In der Tat sind hier noch Potenziale zu erschließen. Oft wird die alte Heizwertanlage gegen einen moderen Brennwertkessel ausgetauscht. Nicht immer werden auch die Wärmeverteilsysteme an die Brennwerttechnik angepasst, sodass sich die erforderlichen niedrigen Rücklauftemperaturen ergeben. Oft arbeiten die Anlagen deshalb eben nur so gut wie eine moderne Heizwertanlage. Dies ist mit Sicherheit effizienter und besser als das vorige System, lässt aber noch Spielraum für eine Optimierung von 10–15 %.

SBZ: Gibt es im Zusammenhang mit der Brennwerttechnik noch weitere Ansatzpunkte für das Handwerk?

Groos: Handwerker könnten ihren Kunden klarmachen, dass Brennwerttechnik immer der erste Schritt ist. Sie lässt sich später mit regenerativen Wärmequellen kombinieren, weshalb eine Nachrüstung gut möglich ist. Jede Investition hilft hier der Umwelt.

SBZ: Vielen Dank für das Gespräch.