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Zahlreiche Änderungen sind im Rohr

Normungsmarathon voraus

Inhalt

Bereits zum fünften Mal jährt sich im Jahr 2014 die Veröffentlichung der DIN 1946-6 „Lüftung von Wohnungen“. Das deutsche Institut für Normung leitet daher – wie für alle Normen des DIN üblich – automatisch eine Überprüfung der Notwendigkeit für eine Revision dieses Werkes ein. Stellt der Arbeitsausschuss einen Änderungsbedarf fest, werden seine Mitglieder in den kommenden Monaten oder Jahren mit einer Neufassung beschäftigt sein.

Die im Mai 2009 veröffentlichte und derzeit gültige Version der DIN 1946-6 „Lüftung von Wohnungen – Allgemeine Anforderungen, Anforderungen zur Bemessung, Ausführung und Kennzeichnung, Übergabe/Übernahme (Abnahme) und Instandhaltung“ machte gegenüber der 1998 veröffentlichten Vorgängerversion einen gewaltigen Schritt. Allein ein Blick auf die Umfangsvergrößerung von 20 auf 125 Seiten verdeutlicht die Dimension der damaligen Erweiterung. So wurden erstmals klare Anforderungen an die Außenluftmengen gestellt und Regeln für Planung, Ausführung, Inbetriebnahme und Wartung aufgenommen. Als klar strukturierter Bewertungs-, Auslegungs- und Auswahlprozess wurde das Lüftungskonzept eingefügt und hat in den letzten Jahren zur weiten Verbreitung und Akzeptanz der DIN 1946-6 als Standardnorm für die Wohnungslüftung beigetragen.

Es liegt in der Natur der Sache, dass nicht alle Details und Eventualitäten gleich bei der ersten Auflage perfekt dargestellt werden konnten. Immerhin handelt es sich um ein Konsenswerk, welches zudem auch noch in jahrelanger Kleinarbeit von Experten aller Branchenteilnehmer erarbeitet wurde. Nach wie vor gibt es auch Kritikpunkte, welche nicht nur in der Fachpresse und auf einschlägigen Tagungen immer wieder zum Thema werden. Auch für das SHK-Handwerk gab es Situationen, in denen sich die Auslegung der Normentexte schwierig gestaltete. Vor allem Formulierungsschwächen, die – wie im Fall der „Nutzerunabhängigkeit“ oder auch der Verschließbarkeit von Außenluftdurchlässen – zu vielen Missverständnissen geführt haben, müssen nach Ansicht des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima ausgemerzt werden.

Rasante Entwicklungen erfordern Anpassung der Norm

Ohnehin ergibt sich für die DIN 1946-6 ein ständiger Überarbeitungszwang. Der Bereich Wohnraumlüftung ist ein expansionsorientierter, sich schnell entwickelnder Markt, dessen Wachstum durch die schärferen energetischen Anforderungen an Gebäude in Zukunft immer rasanter verlaufen dürfte. Eine zeitnahe Anpassung der Inhalte der 1946-6 an die Anforderungen der Energieeinspargesetze und Verordnungen, die neuen Energieeffizienzrichtlinien für Lüftungsgeräte und den technischen Fortschritt auf diesem Gebiet ist daher unerlässlich. Dies muss selbstverständlich mit einer im Vorfeld notwendigen Fortschreibung der in der DIN 4719 „Lüftung von Wohnungen – Anforderungen, Leistungsprüfungen und Kennzeichnung von Lüftungsgeräten“ verankerten Geräte- beziehungsweise Produktanforderungen einhergehen. Aufgrund der zeitnahen Veröffentlichung zur DIN 1946-6:2009-05 ist auch die DIN 4719 zur Überprüfung vorgesehen.

Beiblätter für Kellerlüftung und Betrieb mit Feuerstätten

Parallel zur Fortschreibung des Hauptteils gibt es Arbeiten an neuen Beiblättern, welche Licht auf einige bisher wenig beleuchtete Bereiche der Lüftungstechnik für Wohnungen werfen sollen. So soll die Gewährleistung eines sicheren, gleichzeitigen Betriebes von Lüftungsanlagen und Feuerstätten auf Basis der geltenden Feuerungsverordnung in einem dieser Blätter geregelt werden. Nach einigen Jahren der Unklarheit, in denen viele Betreiber moderner Wohnungen mit Lüftungsanlagen keine Erlaubnis für den ­Betrieb ihrer Kaminöfen bekamen, wird nun unter Mitarbeit aller Marktteilnehmer und in Einklang mit den Vorgaben der Bauaufsicht an einem praxistauglichen Normenbeiblatt gearbeitet. Lüftungs-, Ofen- und Luftheizungsbauer sowie Schornsteinfeger werden also hoffentlich schon bald eine verständliche und umfassende Installationsregel in den Händen halten.

Das wichtige – und in der Fachliteratur und Regelsetzung leider viel zu wenig beschriebene – Thema „Lüftung von Kellerräumen“ wird in einem anderen Beiblatt behandelt werden. Dort soll vor allem die Be- und Entlüftung solcher Kellerräume Beachtung finden, deren Nutzung über die Verwendung als Lagerfläche oder zum sehr kurzfristigen Aufenthalt hinausgeht. Als Thema eines weiteren Beiblatts ist der Brandschutz in der Wohnungslüftung geplant. Allerdings gab es hier in den vergangenen Monaten nur bedingt Fortschritte. Die Ergebnisse der laufenden Überarbeitung der Muster-Lüftungsanlagen-Richtlinie (MLüAR) müssen abgewartet werden, um eventuelle neue Anforderungen direkt in die Blätter integrieren zu können.

Ebenfalls zur Überprüfung vorgesehen ist die bauaufsichtlich eingeführte Norm DIN 18017-3 „Lüftung von Bädern und Toilettenräumen ohne Außenfenster – Lüftung mit Ventilatoren“. Die Berücksichtigung der in diesem Werk beschriebenen Lüftung von innenliegenden Küchen und Bädern gehört – im Gegensatz zur bisher größtenteils freiwilligen Wohnungslüftung – zu den Notwendigkeiten einer korrekten Bauausführung. Tiefgreifende inhaltliche Änderungen sind bei einer Neuauflage ohnehin eher nicht zu erwarten. Eine große Rolle könnten aber auch hier die Neuerungen in der Handhabung des Brandschutzes von Lüftungen in Wohnungen durch die neue MLüAR spielen. Die Arbeiten an diesem Werk werden daher wohl kaum vor Veröffentlichung der neuen Brandschutzrichtlinie beginnen können.

Gut ausgearbeitete DIN 1946-6 kann Vorlage für Europa werden

Derzeit befinden sich im CEN, dem europäischen Institut für Normung, alle Normen in Überarbeitung, die in direktem Zusammenhang mit der energetischen Bewertung von Gebäuden im Rahmen der europäischen Gebäuderichtlinie EPBD (Energy Performance of Buildings Directive) stehen. Die meisten der betroffenen Normen beziehen sich auf den Bereich von RLT-Großanlagen.

So gibt es auf europäischer Ebene zwar mit der DIN EN 13779 „Lüftung von Nicht-Wohngebäuden“ ein explizit für die Lüftung von Nicht-Wohngebäuden geschaffenes Auslegungswerk, für die Wohnungslüftung existieren bisher jedoch nur vereinzelte Blätter zu spezifischen Themen oder passagenweise Anmerkungen in bestimmten Lüftungsnormen. Da auf europäischer Ebene bereits genormte Inhalte im Bereich der nationalen Normung nur noch sehr beschränkt betrachtet und nicht gänzlich anders dargestellt werden dürfen, könnte die DIN 1946-6 in naher Zukunft einer europäischen Norm weichen. Es ist sicher nicht abwegig, davon auszugehen, dass unabhängig von allen aktuellen Entwicklungen in nicht allzu ferner Zukunft ein europäisches Papier erstellt werden wird. Die Frage ist, wann entweder eine Wohnraumlüftungsnorm als DIN EN 13779 Teil 2 entstehen wird oder aber alle Fragen der Wohnraumlüftung im Wust der europäischen Lüftungsnormen abgehandelt sein werden. Die ständige Arbeit an der DIN 1946-6 ist gerade deswegen von Bedeutung. So könnte ein gut vorbereitetes deutsches Werk zur Wohnraumlüftung durchaus als Vorlage für eine neue europäische Norm dienen. Eine solche Initiative würde die Möglichkeit eröffnen, viele nützliche und in Deutschland bereits praxisbewährte Elemente der DIN 1946-6 in Europa zu etablieren. Der Zentralverband Sanitär Heizung Klima wird sich dabei auch dieses Jahr wieder für die Umsetzbarkeit der Normeninhalte für das organisierte SHK-Handwerk einsetzen und aktiv an der Normungsarbeit teilnehmen.

Autor

Christian Wolf ist staatlich gepüfter Techniker für Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik und Referent im ZVSHK, 53757 St. Augustin, c.wolf@zvshk.de, https://www.zvshk.de/