Vor zwei Jahren waren wir ziemlich sicher, dass man die schwächelnde SHKG-Messe in Leipzig gesehen haben muss! An dieser Einschätzung hat sich bis heute nichts geändert. Die SHKG zeigt Trends, die uns auf anderen SHK-Messen erwarten. Vor allem ein immer stärker werdender Trend ist erwähnenswert: die zunehmende Präsenz von Hausmarken des Großhandels. Vor zwei Jahren keilten die relativ großen Stände zweier maßgeblicher (West-)Großhändler den Stand der ostdeutschen Trägerverbände ein. Zwei Jahre später sind zwar der blaue und rot-gelbe Großhändler offiziell verschwunden. Dafür haben drei Konzernschwestern des letzteren in diesem Jahr drei eigene Stände für ihre Hausmarken gemietet. Jeder Stand einzeln platziert, relativ groß, professionell gestaltet und gut bestückt. Zu allem Überfluss glänzten die Markenhersteller aus dem Sanitärbereich in Leipzig durch Abwesenheit, einige wenige waren mit Nano-Alibi-Ständen vertreten. Das bedeutet: Krieg der Dreistufigkeit! Diese hat versagt – anscheinend auf der ganzen Linie! Wenn es für den gemeinen Installateur interessanter geworden ist, billigere Hausmarken statt etwas teurere Industriemarken zu installieren, hat die Industriemarke verloren!
Besonders perfide an dieser Tatsache ist, dass Täter und Opfer identisch sind! Der Installateur, der die Hausmarken aktiv kauft und einbaut, ist gleichzeitig Opfer einer lang angelegten, parallelen Markenstrategie des Fachgroßhandels! Dieser fertigt seine Hausmarken nicht selber, sondern läßt sie im besten Falle von Töchtern renommierter deutscher Markenhersteller oder gar in China produzieren. Erstere realisieren bei dieser Produktion angeblich Stückkosten, die für ihre eigene reguläre Ware nicht erzielbar wären. Also eine Win-win-Situation für Hersteller und Vertreiber? Allerdings – und das verwundert doch sehr – sägen sich die Markenhersteller mit dieser Art des Fremdgehens den Ast ab, auf dem sie selber sitzen. Anscheinend hat auch in der deutschen mittelständischen Industrie der Grundsatz „Umsatz vor Nachhaltigkeit“ Einzug gehalten! Schlimm, aber wahr! Vereinfacht heißt das: Stückzahl frisst Hirn – Deckungsbeitrag über alles – Gewinnmaximierung vor langfristiger Geschäftsoptimierung!
Suchen wir nach dem Schuldigen! Wer hat das zu verantworten? Niemand! Und doch jeder! Angefangen beim Kunden, dem es teilweise herzlich egal ist, ob sein Scheißhaus von einem Markenhersteller ist oder nicht. Die Gästetoilette des Reihenhauses edel von V+B, für das Elternbad im ersten Stock tut's eine schlechtere Figur – oder wie man das auch immer schreiben mag! Dann der Planer, dem die Einladung zum Golfturnier des Großhändlers XY wichtiger ist als Markenware auszuschreiben.
Dann der Handwerker, dem es Wurst ist, welches Teil er an die Wand schraubt, solange es einen Materialdeckungsbeitrag bringt, es nicht im Internet zu finden ist und gerade „zufällig“ auf Lager war. Ganz zu schweigen von den oftmals anzutreffenden Problemen, Markenware zu beziehen, die skontierfähig ist. Man steht oft in der Kreide des Großhandels und bestellt dessen Ware! Das Motto heißt: „Wess' Brot ich ess, dess' Lied ich sing!“
Bitte Ihres SHK-Radars: Aufwachen, bevor es zu spät ist! Markenware hat unsere Branche über Jahrzehnte groß und stark gemacht! Fremdgehen ist zwar (meistens) kurzfristig befriedigend, aber langfristig oftmals nicht von Erfolg gekrönt! Machen wir uns doch nichts vor! Die Präsenz der Großhandels-Hausmarken in Leipzig ist der immer stärker anschwellende Abgesang auf die Dreistufigkeit! Was erwarten wir von Essen, Nürnberg, Hamburg oder sogar der ISH? Wenn es nicht gelingt, diesen Trend einzudämmen, werden sich in den nächsten fünf Jahren viele Sanitärmarkenhersteller mit ihren eigenen Marken vom Markt verabschieden! Schade, dass sie nicht merken, dass sie sich den Ast, auf dem sie sitzen, selber absägen! Wenn sie dann am Boden liegen, werden sie sagen: Das SHK-Radar im Herbst 2013 hatte Recht! Oh, wie gerne hätte ich Unrecht!
Dies meint zumindest
Ihr SHK-Radar
zur Person
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